Manierismus 1520-1600


Die Künstler der Spätrenaissance haben genug von der schönen Ordnung. Sie wollen sich austoben. Also weg von der Zentralperspektive, weg von der schönen Komposition, Schluss mit Ordnung.

Jetzt dominieren Unordnung, verrenkte Posen, Gekünsteltes und Abartiges. Das muss nicht hässlich sein – Manierismus heisst auch Eleganz, Lebensfreude, neue Farben, Spass am Spiel und nackte Haut.

 

 

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Cornelis van Haarlem (1562-1638).
Susanna im Bade, 1589. Germanisches
Nationalmuseum Nürnberg.

 

 

Es gibt im Manierismus aber auch die dunkle Seite:
Mit schweren Themen und viel Schwarz. Nicht immer heisst das Thema Paradies – manchmal zeigt er sich auchin Form von Melancholie, Grausamkeit und Okkultismus.

 

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Jacopo und Domenico Tintoretto. Das
Paradies, 1588-92. Ausschnitt.

Dogenpalast Venedig.

 



Man sagt von den Manieristen, dass sie ihre persönliche Malweise extrem auslegen wollen. Mit eigenwilligen Darstellungen des menschlichen Körpers in anatomisch verdrehten, unnatürlich dramatischen Haltungen. Gekünstelt eben.

 

Der Manierismus ist kein rein italienischer Stil, er fasst auch fast gleichzeitig im Norden Europas Fuss.

 

Die Ausdrücke «maniera» und «manieroso» tauchen schon im 15. Jahrhundert auf. Salonfähig gemacht wird dann der Begriff durch den florentinischen Maler und Kunsthistoriker >Giorgio Vasari (1511-1574) so um 1550 herum.

 

Unter seinen Zeitgenossen kursiert die Meinung, dass die Abbildung der Natur langweilig sei und man sich deshalb dem Ungewöhnlichen zuwenden soll. Es hiess, «Natürlichkeit sei eine Armut des Geistes» und «Klarheit sei Gedankenlosigkeit».

 

Lange halten diese Meinungen aber nicht. Bald gibt es wieder eine neue Gegenströmung, die nach mehr Natürlichkeit verlangt. Es wird Zeit für den >Barock.

 



 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Cornelis van Haarlem (1562-1638).

Taufe Christi, 1588.

Musée du Louvre, Paris.

 

 

 

 

 

 

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Bronzino (1503-1572) Allegorie des Triumphes der Venus. 1540-45. National Gallery, London.

 

Zeitliche Einordnung Manierismus

 

1300 - 1600 >Renaissance

1520 - 1600 Spätrenaissance/Manierismus

1600 - 1750 >Barock

1730 - 1780 >Rokoko

1750 - 1820 >Klassizismus

1820 - 1850 >Romantik

1850 - 1800 >Realismus

1860 - 1900 >Symbolismus

1870 - 1900 >Impressionismus

 

1900 - 1950 >Moderne Kunst ab 1900

 

 

>Stilepochen im Überblick

 

 

   

 

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Jacopo Pontormo (1494-1557). Kreuzabnahme, 1525-28. Capponi-Kapelle in Santa Felicità, Firenze.

 

Jacopo Pontormo (1494-1557)

 

Jacopo Pontormo ist Bronzinos Lehrer. Beide gehören zu den führenden Manieristen der florentinischen Malerei.

 

Ihre Loslösung vom Stil der Renaissance mit seinen sauber geordneten Darstellungen gehen sie radikal an. Jetzt werden die biblischen und mythologischen Figuren in wilden Posen und in unnatürlich gekünstelten Haltungen dargestellt. Zudem kommen neue Farben zum Zuge, wie Pastelltöne, die vorher nie verwendet wurden.

 

Bilder mit wirren, dramatischen Darstellungen machen auch vor Altargemälden nicht halt. Das gilt sowohl für Werke von Pontormo als auch für den jungen wilden >Bronzino.

 

 

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Jacopo Tintoretto (1518-1594). Die Entstehung der Milchstrasse, 1575. National Gallery London.

 

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Jacopo Tintoretto (1518-1594). Moses schlägt Wasser aus dem Felsen, 1577. Scuola Grande di San Rocco, Venedig.

 

Jacopo Tintoretto (1518-1594)

 

Nicht alle Werke des Venezianers sind manieristisch geprägt, aber sehr viele zeigen die charakteristischen Merkmale dieses Stils.

 

Figuren und Körper in extremen Posen, verdreht und gekünstelt, in unnatürlichen Haltungen.

 

Auch die für den Manierismus typische Unordnung im Bildaufbau ist bei ihm immer wieder zu erkennen, und ebenso höchst komplizierte, fast unüberblickbare Bildgestaltungen.

 

Ttintoretto-typisch sind auch seine dunklen und schweren Gemälde mit viel Schwarz.

Beispielhaft dieses Gemälde von 1577: «Moses schlägt Wasser aus dem Felsen». Dieses ist nicht nur sehr dunkel gehalten, sondern zeigt auch die übrigen Charaktereigenschaften des Manierismus: Unordnung und Chaos, Figuren in verrenkten und gekünstelten Haltungen.

 

 

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El Greco (1541-1614). Loakoon, 1610-14. National Gallery of Art Washington.

 

 

El Greco (1541-1614)

 

Um 1566 verbringt der auf Kreta geborene Grieche wichtige Jahre als Schüler Tizians (unsicher) in Venedig. Er entwickelt eine ganz eigenständige und unverwechselbare Farbführung. Viele seiner Figuren zeigt er in typisch manieristischer Form: In verrenkten Haltungen und gekünstelten Posen. El Greco gilt als einer der Hauptexponenten des europäischen Manierismus.

 

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Cornelis van Haarlem (1562-1638). Taufe Christi, 1588. Musée du Louvre, Paris.

 

Cornelis van Haarlem (1562-1638)

 

In seinen Werken kommen grotesk überzeichnete Muskelpakete vor, verdrehte und verzerrte Körper in allen nur vorstellbaren Lagen, und oft herrscht in seinen Bildern unbeschreibliches Chaos. Man nennt ihn den «Manieristen des Nordens».

 

Im Beispielbild hier «Die Taufe Christi» packt er noch ein Charakteristikum des Manierismus drauf: Er malt ein Bild, in dem die Haupthandlung zur Nebensache wird. Wo findet hier eine Taufe statt? Da gibt es ja nur nackte Männer in komischen Posen zu sehen, die zum Blickfang gemacht werden. Doch, die Taufe gibt es: ganz hinten im Dunkeln und winzig klein.

 

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Fotos / Diashow Manierismus

   

 

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