El Greco (1541-1614)


Eigentlich heisst er Dominikos Theotokopoulos und stammt aus Kreta. Berühmt wird er aber in Spanien – obwohl niemand genau weiss, wie er dorthin gelangte. Dort nennt man ihn «El Greco», den Griechen. Ein Grossteil seiner Werke hat biblische Inhalte. Das hindert ihn aber nicht daran, seinen einzigartigen Malstil mit satten Pastelltönen und proportional verzogenen Figuren sogar für Altarbilder anzuwenden. Nicht überall kommt sein Stil gut an.

 

 

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El Greco. Portrait eines Mannes,
vermutlich Selbstportrait, 1595-1600.

Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

Als er 1541 zur Welt kommt, wird das griechische Kreta noch von Venedig kontrolliert. Sein Vater treibt für die Venezier Steuern ein. Über Dominikos Kindheit ist so gut wie nichts bekannt. Er soll dann eine Schule für Ikonenmalerei besucht haben. 1563 – da ist er 22 Jahre alt – erhält er ein Dokument, das ihn als «Meister der Ikonenmalerei» ausweist. Sein erstes bekanntes Gemälde, das er mit seinem bürgerlichen Namen Dominikos signiert, stammt aus dem Jahr 1566. Es stellt die «Entschlafung der Heiligen Jungfrau» dar und existiert heute noch – in einer Kirche von Ermoupoli auf der Insel Syros.

Ab 1568 ist er in Venedig tätig. Es heisst, er sei ein Schüler von Tizian gewesen, was aber unsicher ist. Das Gerücht streut ein Künstler, der in den Diensten der Römer Papstfamilie Farnese steht: Giulio Clovio. Dieser empfiehlt den «Tizian-Schüler» seinem Dienstherrn, dem Kardinal Alessandro Farnese.

1570 reist El Greco nach Rom und kommt dort in dessen Palazzo unter. Alessandro Farnese ist ein Urenkel von Papst Paul III – vor allem aber ein Kunstliebhaber, der gute Maler sucht. Zu einer Zusammenarbeit kommt es aber nicht, weil es Streit gibt. El Greco muss den Palast Farnese verlassen. Er zieht 1577 nach Toledo.

In Toledo bekommt er Aufträge von diversen Kirchen. Eigentlich möchte er aber für den König arbeiten, der seinen Sitz im Escorial in der Nähe von Madrid hat. Tatsächlich beauftragt ihn König Felipe II, Gemälde für ihn zu malen – er ist aber vom Resultat des Werkes «Martyrium des Heiligen Maurizius» wenig angetan und erteilt El Greco keine weiteren Aufträge mehr.

Also bleibt er in Toledo, von 1577 bis an sein Lebensende. Hier macht er sich einen grossen Namen und bekommt zahlreiche Aufträge für Altäre und Gemälde für Kirchen. Er leistet sich einen beachtlichen Lebensstandard und belegt eine Wohnung mit 24 Zimmern (!), samt Werkstatt. Mit seiner spanischen Partnerin Jeronima de la Cuevas (ob die beiden je geheiratet haben, ist nicht bekannt) hat er einen Sohn, Jorge Manuel, geboren 1578. Jorge Manuel wird auch Maler, er assistiert seinem Vater und übernimmt nach dessen Tod die Werkstatt.


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El Greco (1541-1614). Porträt Jorge
Manuel Theotokopoulos, Sohn des
Künstlers, 1613. Kunstmuseum Sevilla.

 

 

Um 1607 herum ist El Greco in einen Rechtsstreit mit den Behörden des Hospital de la Caridad de Illescas verwickelt. Es geht um die Bezahlung seiner Arbeiten. Der Streit bringt den Künstler, der mit Geld nicht gut umgehen kann, in finanzielle Nöte. 1608 erhält er seinen letzten grossen Auftrag für das Krankenhaus des Heiligen Johannes des Täufers in Toledo.

Während der Ausführung dieses Auftrages wird El Greco schwer krank. Er stirbt einen Monat später, am 7. April 1614 im Alter von 73 Jahren. Sein Nachlass geht an seinen Sohn Jorge Manuel Theotokopoulos. El Greco wird zunächst in der Kirche von Santo Domingo el Antiguo in Toledo beigesetzt. 1619 lässt ihn sein Sohn nach San Torcuato umbetten. Diese Kirche wird aber später abgerissen, wobei die sterblichen Überreste El Grecos verloren gehen.

 

Nach seinem Tod 1614 gerät El Greco in der Kunstwelt in Vergessenheit und wird erst im 20. Jahrhundert «wiederentdeckt» – von modernen Künstlern wie zum Beispiel Pablo Picasso. Dieser findet bei El Greco wertvolle Impulse für seine eigene Arbeit.

 

 

>Ausstellung Picasso und El Greco
Kunstmuseum Basel 2022

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

El Greco (1541-1614). Christus vertreibt

die Händler aus dem Tempel, 1600.

National Gallery London.

 

 

 

 

 

 

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El Greco
(1541-1614). Entschlafung
der Heiligen
Jungfrau, 1566. Gleichnamige Kirche in Ermoupoli auf der Insel Syros, Griechenland.

 

 

 

1566 Kreta: Dominikos erstes Gemälde

 

Mit 22 besucht er eine Schule für Ikonen-Malerei. Dieses Bild malt er auf Kreta – als Meister der Ikonen-Malerei. Deshalb kommt es auch noch ziemlich ikonenmässig daher: flach und mit viel Gold.

 

Das Bild existiert heute noch und ziert die Kirche von Ermoupoli auf der ägäischen Insel Syros. Man hat sie sogar nach diesem Bild benannt: «Kathedrale der Entschlafung der Heiligen Jungfrau».

 

Ob Dominikos der griechisch-othodoxen oder der römisch-katholischen Kirche angehörte, ist nicht belegt. Ziemlich sicher ist dafür, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits ein anerkannter Maler ist und eine eigene Werkstatt betreibt.

 

 

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El Greco
(1541-1614). Taufe Christi, 1568. Ort unbekannt.
Foto Wikiart.

 

 

1568 Venedig: Manieristisches in Italien

 

Wann genau er Kreta verlassen hat und nach Italien gezogen ist, weiss man nicht. Man geht davon aus, dass er 1567 in Venedig angekommen ist. Dort soll er ein Schüler von Tizian gewesen sein (dieses Gerücht verbreitet ein Maler von Miniaturbildern, Giulio Clovio, der in Rom in den Diensten von Alessandro Farnese steht). Tizian ist da allerdings schon 80 Jahre alt. Vielleicht hat El Greco aber in Tizians Werkstatt gearbeitet.

 

Das Gemälde von 1568 «Taufe Christi» ist jedenfalls in Venedig entstanden. Es hat sich schon Welten von der Ikonenmalerei entfernt und weist bereits auf den künftigen El Greco-Stil hin. Zudem zeigt es bereits erste Züge des Manierismus, zu dem er sich vielleicht von >Tintoretto hat beeinflussen lassen.

 

>mehr über den Manierismus

 

 

 

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El Greco (1541-1614). Die Heilung des Blinden, 1570-75. Staatliche Kunstsammlung Dresden.

 

 

 

1570 Rom: Bei Papst-Urenkel Farnese

 

Als Dominikos in Rom ankommt, wird ihm ein würdiger Empfang bereitet: Der Maler Giulio Clovio hat El Greco der Papstfamilie Farnese empfohlen – er sei ein Schüler Tizians. Nun lebt und arbeitet El Greco im Palazzo der Farnese.

 

Kardinal Alessandro Farnese heisst sein Gastgeber. Der ist ein Urenkel von Papst Paul III und Kunstliebhaber. Für seinen Palazzo hätte er gerne Fresken, ist aber von El Greco wenig begeistert. Es kommt zu Unstimmigkeiten, zwei Jahre später muss der Künstler das Haus Farnese verlassen.

 

 

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El Greco (1541-1614). Giulio Clovio Porträt, 1571-72. Museo di Capodimonte.

 

Michelangelos Werk übermalen?

 

Dass er von Farnese keinen Auftrag erhält, tangiert das Selbstbewusstsein des Künstlers nicht. El Greco ist von seinem Können so überzeugt, dass er Michelangelos «Jüngstes Gericht» in der >Sixtinischen Kapelle kritisiert.

 

Vom Kunsthistoriker Giulio Mancini stammt die Anekdote, El Greco habe Papst Pius V (1504-1572) vorgeschlagen, die ganze Wand zu übermalen. Und auf die Frage, was er von Michelangelo halte, soll er geantwortet haben: «Er war ein guter Mann, aber wusste nicht, wie man malt». Eine andere Version besagt, dass es ursprünglich der Papst war, der Michelangelos Werk teilweise überpinseln lassen wollte.

 

 

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El Greco (1541-1614). Pietà, 1575. Hispanic Society of America, New York.

 

Von Römer Künstlern angefeindet

 

Wer austeilt, muss auch einstecken. Die Römer Künstler sind weder von solchen Aussagen noch von der Malkunst des Ankömmlings begeistert, zudem muss sein persönlicher Umgang nicht gerade gewinnend gewesen sein. Die Zahl seiner Feinde nimmt zu, auch im Haus Farnese, aus dem er ausziehen muss.

 

Er bleibt aber in Rom und tritt dort in die Lukasgilde ein. Ende des Jahres 1572 eröffnet er seine eigene Werkstatt und stellt Assistenten ein. Er bleibt noch vier Jahre in Rom. Über diese Zeit liegen keine Dokumente vor. Es ist auch nicht klar, warum er Italien verlässt.

 

 

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El Greco (1541-1614). Heilige Dreifaltigkeit, 1577-79. Museo del Prado Madrid.

 

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El Greco (1541-1614). Martyrium des Hl. Maurizius und seiner Legion, 1580-81. Real Sitio de San Lorenzo, El Escorial.

 

 

1577 Toledo: Meisterwerke in Spanien

 

Zu dieser Zeit ist Toledo die religiöse Hauptstadt Spaniens. Dorthin wandert er aus. In den 1570er- Jahren befindet sich der gewaltige Klosterpalast von El Escorial in der Nähe Madrids noch im Bau, und Spaniens König Felipe II sucht gute Künstler.

 

In Toledo erhält El Greco Aufträge für die Kirche Santo Domingo el Antiguo, darunter «Die Dreifaltigkeit» und «Die Himmelfahrt der Jungfrau». Diese Werke begründen den Ruf des Künstlers. Sein Ziel ist es aber, für den Hof Felipes im Escorial zu arbeiten. Tatsächlich erhält er vom König zwei wichtige Aufträge, darunter das «Martyrium des Hl. Maurizius». Der König mag dieses Werk jedoch nicht – es gibt keine weiteren Aufträge mehr.

 

Die Gunst des Königs ist verspielt, also bleibt El Greco in Toledo. Zwischen 1597 und 1607 arbeitet er intensiv. Er bekommt Aufträge für drei Altäre in

der Kapelle San José in Toledo (1597–1599) und drei Gemälde für das Colegio de Doña María de Aragon, ein Augustinerkloster in Madrid. Man feiert ihn jetzt als grossen Maler.

 

El Greco macht Toledo zu seinem Zuhause. Ab 1585 lebt er in einer Wohnung, die aus stolzen 24 Zimmern besteht. Dort ist auch seine Werkstatt untergebracht. Er soll einen beachtlichen Lebensstil gepflegt und Musiker angestellt haben, die spielten, während er speiste. In dieser Wohnung und Werkstatt verbringt er den Rest seines Lebens.

 

 

 

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El Greco (1541-1614). Die Entkleidung Christi, 1585-95. Alte Pinakothek München.

 

 

1585-95: Die Entkleidung Christi

 

Der Titel des Originals aus den Jahren 1577-79 lautet «El Espollo». Das monumentale Ölgemälde von 285 x 173 wurde für die Sakristei der Kathedrale von Toledo in Auftrag gegeben.

 

Es ist eines der berühmtesten Altarbilder des Künstlers.

 

Die Version hier ist etwas kleiner: 165 x 100 cm. Sie wurde zwischen 1585 und 1595 geschaffen und ist heute in München zu sehen: In der Alten Pinakothek. Sie kombiniert den eigenwilligen Malstil El Grecos mit seinen Pastellfarben und Elementen des Manierismus.

 

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El Greco (1541-1614). Laokoon, 1610-14. National Gallery of Art Washington.

 

1610-14: Laokoon

 

Eines seiner letzten Werke und das einzige, das ein klassisch-antikes Thema behandelt. Worum geht es? Um Troja.

 

Der trojanische Priester Laokoon war es, der seine Landsleute davor warnte, das von den Griechen vor den Toren Trojas platzierte Holzpferd anzunehmen. Er schleuderte seinen Speer darauf und wollte damit beweisen, dass es hohl war. Für Athene war das aber ein Frefel am Geschenk der Griechen. Sie schickte Schlangen, die Laokoon und seine Söhne töteten. Das Holzpferd mit seinen Soldaten wurde schliesslich in die Stadt gezogen und besiegelte Trojas Untergang

 

>mehr über Laokoon

 

El Greco macht daraus eine dramatische Szene in ausgeprägtem >Manierismus.

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

>Ausstellung Picasso/El Greco im Kunstmuseum Basel 2022

   

 

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