Francesco Guardi (1712-1793)


Der venezianische Landschafts- und Vedutenmaler
gilt als «Nachfolger» des berühmten Meisters dieses Genres, >Canaletto (1697-1768).

 

 

Francesco Guardi um 1764 mit etwa 50.
Portrait von Pietro Longhi (1701-1785).
Ca' Rezzonico, Venezia.

 

 

Guardi malt zwar ähnliche Orte und Motive Venedigs wie Canaletto, doch unterscheidet sich seine Arbeitsweise von diesem deutlich. Während Canaletto oftmals mit dem Einsatz der >Camera obscuro sicher stellt, dass die Details der Stadt und die Perspektiven punktgenau stimmen, erlaubt sich Guardi mehr Freiheiten. Auch sein Malstil ist anders: er arbeitet gerne mit Licht und Schatten und trägt die Farbe dicker (=pastöser) auf. Zu seinem Werk gehören auch so genannte Capricci, also «ausgedachte» Darstellungen von Gebäuden oder Szenerien.

 

Guardi malt nicht nur Veduten, sondern dokumentiert – als einer der ersten venezianischen Künstler – auch aktuelle Gesellschaftsanlässe. Wie zum Beispiel den Besuch von Papst Pius VI in Venedig oder Feierlichkeiten der venezianischen Dogen.

 

 

Francesco Guardi (1712-1793). Venezianisches Galakonzert für einen russischen Fürsten, 1782.
Alte Pinakothek München.



Francesco kommt 1712 als Sohn des Barockmalers Domenico Guardi in Venedig zur Welt. Auch seine Brüder Antonio und Nicolò werden vom Vater unterrichtet, alle arbeiten sie in Vaters Werkstatt. Schwester Cecilia heiratet den berühmten Maler >Gianbattista Tiepolo.

In der Malerwerkstatt der Guardi entstehen zu Beginn vornehmlich Altarbilder. Später konzentriert sich Francesco Guardi auf Venedig-Veduten, zumal sein grosses Vorbild Canaletto 1746 nach England zieht und Guardi für die folgenden zehn Jahre das Feld überlässt.

 

1757 heiratet Guardi Maria Mattea Pagani, die Tochter des Malers Matteo Pagani. Das Paar bekommt zwei Söhne.

 

Aufträge erhält Guardi nicht nur von Privaten und von Gönnern, sondern auch von der Republik Venedig. Zu den wichtigsten Werken gehören zwölf Gemälde, die die Feierlichkeiten zur Wahl des Dogen Alvise IV Mocenigo von 1763 abbilden.

 

1782 wird Guardi von der venezianischen Regierung mit sechs Gemälden beauftragt, die die Feierlichkeiten russischer Erzherzöge in Venedig zeigen (nur noch zwei übrig) und zwei weitere Festivitäten für Papst Pius VI.

 

1782 nimmt die Akademie der Schönen Künste in Venedig Guardi als Mitglied auf.

 

1793 stirbt Francesco Guardi in Campiello de la Madonna in Venedig-Cannaregio.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Francesco Guardi (1712-1793).

Gondeln im Bacino di San Marco, Venezia, 1780-93. Museum of Fine Arts Boston.

 

 

 

 

 

 

Grosse Künstler Venedigs

während der Blütezeit
(16. Jahrhundert)

 

 

>Giovanni Bellini (1430-1516)

 

>Giorgione (1478-1510)

 

>Jacopo Palma d.Ä. (1480-1528)

 

>Tizian (1490-1576)

 

>Paris Bordone (1500-1571)

 

>Jacopo Tintoretto (1518-1594)

 

>Paolo Veronese (1528-1588)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Francesco Guardi (1712-93). Piazza San Marco mit Basilica, 1760-65. National Gallery London.


Guardi – der andere Venedig-Veduten-Maler

 

Als sein Vorbild, der berühmte venezianische Vedutenmaler >Canaletto 1746 nach England zieht, um dort Stadtansichten von London zu malen, tritt Guardi in Venedig in dessen Fussstapfen und beginnt ebenfalls mit der Vedutenmalerei.

 

Guardi malt die Stadt nicht so präzise und detailgetreu wie Canaletto. Er nimmt sich mehr künstlerische Freiheiten und bringt Leben und Stimmung in die Bilder: Mehr Licht und Schatten, mehr Figuren, lockerere Pinselführung.

 

 

Francesco Guardi (1712-1793). L'Isola di San Giorgio, 1765. Gallerie Estensi, Modena.

 

 

Sturm und Dramatik

 

Während Canalettos Venedig-Veduten meist in postkartenartigem Sonnenlicht erscheinen, versieht Guardi seine Bilder oftmals mit dramatischer Stimmung. Wie hier in diesem Beispiel, in dem man eine stürmische See vor der Insel San Giorgio zu erkennen glaubt – obwohl ja hohe Wellen in der Lagune kaum je vorkommen. Damals vielleicht schon.

 

 

Francesco Guardi (1712-1793). Départ du Bucentaure vers le Lido de Venice, le jour de l'Ascension, 1770-80. Musée du Louvre Paris.

 

Die Dogen-Versammlung.

 

Das Zeremonienschiff des Dogen

 

Im Gegensatz zu Canaletto, der sich auf Venedig-Stadtansichten konzentriert, malt Guardi auch aktuelle Gesellschaftsanlässe. In diesem Gemälde stellt er das Schiff «Bucentaure» dar, das der Doge Alvise IV Mocenigo für Zeremonien verwendete.

 

Dieses Gemälde wurde 1797 nach der Auflösung der Republik Venedig durch die Franzosen konfisziert und in den Louvre nach Paris überführt.

 

Der Doge vor dem Grossen Rat. Bildnis einer Generalversammlung des venezianischen Adels, die im Dogenpalast von Venedig tagt. Das Gemälde von Francesco Guardi (1766-70) ist heute im Musée des Beaux-Arts de Nancy zu sehen.

 

 

Francesco Guardi (1712-1793). Cannaregio Canal, Venezia. 1775-80. National Gallery of Art, Washington.

 

Vedute Cannaregio Canal

 

Dass es Guardi auch versteht, detailgetreue Stadtansichten zu malen, zeigt dieses Beispiel. Es ist ein zeitgeschichtlich wertvolles Dokument, das einen guten Einblick ins Leben Venedigs in der Zeit von 1775/80 bietet.

 

Die Ponte dei Tre Archi am Cannaregio Canal sieht heute noch genau so aus. Die Gondolieri hat sich der Künstler vermutlich dazu «gedacht».

 

 

Francesco Guardi (1712-1793). Feuersbrunst in San Marcuola, 1789. Galleria dell'Accademia, Venezia.

 

 

Die Feuersbrunst von San Marcuola

 

Das dramatische Gemälde zeigt die Feuersbrunst in Venedigs Quartier San Marcuola vom 28. November 1789, als dort ein Öllager in Brand geriet.

 

Der Künstler bildet den Moment ab, in dem die geschockten Bewohner des Viertels am Ufer stehen und in die Flammen blicken, die sich auf dem Kanal ausbreiten.

 

Francesco Guardi (1712-1793). Gondole sulla Laguna (Laguna grigia), 1765. Pezzoli Milano.

 

Die graue Lagune

 

Dieses Beispiel zeigt, dass Guardi nicht nur Postkartensujets zeigen will. In diesem farbarmen und düsteren Gemälde stellt er einen einsamen Gondoliere dar, der auf der Laguna grigia unterwegs ist. Die weit entfernte Stadt ist nur Nebensache.

 

Francesco Guardi (1712-1793). L'isola della Giudecca con le chiese delle Zitelle e del redentore, 1780. Kunsthaus Zürich.

 


 

Impressionistisches

 

Hier ist Guardis spezieller Malstil gut zu erkennen. Im Gegensatz zur punktgenauen Abbildung Canalettos kommt dieses Bild schon fast impressionistisch daher – obwohl es den «Impressionismus» damals noch gar nicht gab, der kam erst hundert Jahre später auf.

 

Trotz der schnell gesetzten Pinselstriche sind die Gebäude und die Kirche «Il Redentore» auf der Insel Giudecca gut erkennbar.

 

Und die sehr einfach mit wenigen Farbtupfern gemalten Figuren auf den Gondeln wirken in ihren Bewegungen erstaunlich lebensecht.

 

 

 

>Venedig-Vedute von Gian Battista Arzenti um 1620 (PDF)

 

>Venedig-Veduten von Canaletto (18.Jht)