Jacopo Palma d.Ä. (1480-1528)


Er kommt zwar in Bergamo in Norditalien zur Welt, aber zählt zu den bekanntesten Malern Venedigs. Sein richtiger Name ist Jacopo Negretti.

 

Es gibt noch einen weiteren Jacopo Palma (den Jüngeren, 1548-1628). Es ist sein Grossneffe, der sich neben der Malerei auch mit Radierungen befasst und sich damit einen Namen macht.

 

 

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Jacopo Palma d.Ä. Stich von Georgi
Giovanni, 1648. Biblioteca Civica,

Treviso.

 

 

Über das Leben beider Jacopo Palma ist nur wenig bekannt. Sie sollen in eine bescheidene Familie von Hirten geboren worden sein. Und weil es im kleinen Bergamo für Kunst keinen Markt gibt, ziehen sie in die grosse Stadt an der Lagune.

 

Der Ältere, auch «il vecchio» genannt, taucht erstmals um 1510 in notariellen Urkunden von Venedig auf – da ist er bereits dreissigjährig. Es deutet einiges darauf hin, dass er eine erste Ausbildung bei >Bellini erhalten hat und sich danach an den Werken seiner Altersgenossen >Giorgione und >Tizian ausgerichtet hat.

 

Zu seinen Hauptwerken zählt die sechsteilige «Heilige Barbara», die er für die Kirche Santa Maria Formosa in Venedig fertigt.

 

 

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Die Chiesa Santa Maria Formosa in
Venedig enthält Palmas Hauptwerk:
Die heilige Barbara. Foto Didier
Descouens, WikiCommons.

 

 

Seine schönsten Werke sind aber liebreizende Frauenbilder. Mit seiner exklusiven Fähigkeit, Körper und Haut in zarten Tönen darzustellen, setzt er auf diesem Sektor Zeichen. Man hat ihm nicht umsonst den Ehrentitel «Frauenmaler von Venedig» verpasst.

 

Zudem entdeckt er eine Möglichkeit, an lukrative Aufträge zu kommen: Die so genannte «Sacra Conversazione». In diesen Gemälden stellt er nicht nur die klassische Heilige Familie dar, sondern garniert sie noch mit den Auftraggebern, den Stiftern des Werkes. Ein geschickter Marketingschachzug – und das im 16. Jahrhundert.

 

Von Jacopo Palmas Werken sind heute noch rund fünfzig erhalten. Er stirbt am 30. Juli 1528 in Venedig im Alter von 48 Jahren.

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Jacopo Palma d.Ä. (1480-1528).

Junge Frau in blauem Dress mit Fächer, 1514.

Foto WikiArt Public Domain.

 

 

 

 

Venezianische Künstler 16. Jht.

 

 

>Giovanni Bellini (1430-1516)

 

>Giorgione (1478-1510)

 

>Jacopo Palma d.Ä. (1480-1528)

 

>Tizian (1490-1576)

 

>Paris Bordone (1500-1571)

 

>Jacopo Tintoretto (1518-1594)

 

>Paolo Veronese (1528-1588)

 

 

 

 

 

 

 

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Jacopo Palma (1480-1528).. Adam und Eva, 1510-12. Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig.
 

 

Frühwerk: Adam und Eva

 

Dieses zwei Meter hohe Gemälde entsteht in Venedig. Es zeigt die überlebensgrossen «ersten Menschen» beim Sündenfall. Eva übergibt Adam gerade den berühmten Apfel der Erkenntnis. Wie im Alten Testament geschildert.

 

Adam und Eva stehen vor dem Baum mit den Früchten der Erkenntnis, um den sich die Schlange windet. Die Aktfiguren erinnern an antike Skulpturen des alten Roms – zum Beispiel an den Apoll im Belvedere oder die Venus in den Kapitolinischen Museen.

 

>mehr über Adam und Eva und den Sündenfall

 

 

 

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Jacopo Palma (1480-1528). A Blonde Woman, 1520. National Gallery London.

 

 

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Jacopo Palma (1480-1528). Porträt einer Kurtisane, 1520. WikiArt Public Domain.

 

 

Der «Frauenmaler von Venedig»

 

Jacopo Palma malt Altarbilder, mythologische und biblische Werke – aber berühmt wird er mit seinen Frauenbildern. Er versteht es meisterhaft, elegante Damen ins rechte Licht zu rücken und sinnlich-erotisch abzubilden. Seine Halbakte sind legendär: Die Damen scheinen mit ihren eleganten Kleidern ein Spiel der Entblössung zu spielen. Aber tun sie das auch?

 

Wohl eher nicht. Auch wenn der Titel des einen Bildes «Kurtisane» lautet (wann immer man ihm diesen Titel verpasste) – der Künstler zeigt sehr präzis einige Attribute, die in eine ganz andere Richtung deuten: Die Abgebildete ist eine frisch verheiratete Ehefrau.

 

Da sind einmal die gelösten Haare, die auf eine alte venezianische Tradition zurückgehen: Eine ledige Frau trägt ihren Haarschmuck geknotet, erst als Braut darf sie die Haare – aufreizend – lösen. Dann die weisse Bluse. Sie ist ein typisches Element der Brautkleidung – und gleichzeitig ein Symbol der Keuschheit. Die nackt präsentierte Brust schliesslich gilt als Symbol der Fruchtbarkeit und könnte auch als Element der Verführung gedeutet werden.

 

Sein venezianischer «Frauenmaler-Nachfolger», der 20 Jahre jüngere >Paris Bordone (1500-1571), geht noch einen Schritt weiter: Dieser stellt seine Bräute als charakterstarke und selbstbewusst blickende Frauen dar – ganz schön fortschrittlich für das 16. Jahrhundert.

 

 

 

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Jacopo Palma (1480-1528). Polittico di Santa Barbara, 1524-25. Chiesa Santa Maria Formosa, Venezia.

 

Heilige in Venedigs Santa Maria Formosa

 

Die Kirche soll schon im 7. Jahrhundert gegründet worden sein, als dem damaligen Bischof eine «wohlgestaltete» Maria erschien. Daher der Name «formosa» (was auch «drall» bedeutet).

 

1492 wurde die Kirche renoviert. In den drei Kirchenschiffen sind zahlreiche Kunstwerke zu sehen, darunter auch von Bellini und von Tiepolo.

 

Im Kirchenschiff rechts befindet sich eines der Hauptwerke Jacopo Palmas: Es besteht aus sechs Gemälden. In der Mitte die Heilige Barbara unter dem toten Christus sowie rechts und links die Heiligen Dominikus, Sebastian, Johannes der Täufer und Antonius. Barbara wird als Schutzpatronin der Soldaten verehrt.

 

 

 

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Jacopo Palma (1480-1528). Sacra Conversazione con donatori, 1525. Museo di Capodimonte.

 

 

 

1525: Kommerzielle «Sacra Conversazione»

 

Mit Gemälden dieser Art erschliesst sich der Künstler einen neuen Kundenbereich. Er zeigt in ihnen nicht nur die klassische «Sacra Conversazione» (heilige Unterhaltung) mit der heiligen Familie, sondern schliesst darin auch noch Privatpersonen ein: Die Stifter oder Auftraggeber.

 

In diesem Beispiel sind die Auftraggeber – ein unbekanntes Ehepaar – in der Ecke rechts unten zu erkennen.

 

 

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Jacopo Palma (1480-1528). Christus und die Ehebrecherin, 1525-28. Kapitolinische Museen, Rom.

 

 

1525: Jesus und die Ehebrecherin

 

Bei vielen Künstlern ein beliebtes Thema, ein Bibel-Klassiker. Der Hintergrund: Schriftgelehrte und Pharisäer wollen von Jesus wissen, ob eine Frau, die soeben beim Ehebruch ertappt wurde, gesteinigt werden muss. Gemäss Bibeltext gibt Jesus keine direkte Antwort, sondern bückt sich nieder und schreibt mit dem Finger in die Erde. Palma verzichtet auf diese Szene und zeigt Jesus, den Schriftgelehrten und die zerknirschte Ehebrecherin stehend.

 

>mehr über Jesus und die Ehebrecherin

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

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