Gianbattista Tiepolo (1696-1770)


Der Venezianer gehört zu den wichtigsten Malern Europas des 18. Jahrhunderts und gilt als Meister der «maniera magnifica» mit ihrer «edlen Kunst» des ausklingenden Barock. Tiepolo lebt in der Welt der Mythologie und der biblischen Geschichten. Berühmt ist er vor allem für seine Fresken in Kirchen und Palästen Venedigs, aber auch in Deutschland und Spanien.

 

 

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Gianbattista Tiepolo (1696-1770).

Selbstporträt um 1750.

Würzburger Schloss.

 

 

Giovanni Battista Tiepolo kommt 1696 in Venedig zur Welt. Seine erste malerische Ausbildung erhält er bei einem Onkel mütterlicherseits. Mit 14 beginnt er eine Lehre im Atelier des Venzianers Gregorio Lazzarini (1655-1730). Bereits mit 17 Jahren wird er Mitglied der Malerzunft und macht sich kurz danach selbständig, mit 21 Jahren ist er bereits Meister.

 

Erste bedeutende Aufträge erhält er von der Patrizierfamile der Dolfin. Erzbischof Dionisio Dolfin beauftragt ihn mit der Ausschmückung einer Kapelle in der Kathedrale von Udine und später mit einem Moses-Zyklus in seinem erzbischöflichen Palast. Es folgen Fresken für Kirchen in Mailand und Venedig.

 

 

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Dreizehn Gemälde für den barocken
Palazzo Labia in Venedig.

 

 

Von Paolo Labia erhält Tiepolo den Auftrag für Fresken in dessen Palazzo in Venedig. Im Ballsaal verewigt er Paolos Mutter als Kleopatra. Insgesamt schafft er hier einen Zyklus von dreizehn Gemälden.

 

Gianbattista Tiepolo war ein Mitbegründer der «Accademia di belle Arti di Venenzia» und wurde 1750 deren erster Präsident. In seinem äusserst produktiven Leben schuf er ungezählte Fresken, über 800 Gemälde und 2000 Zeichnungen.

 

Mit seinen zwei Söhnen Giandomenico und Lorenzo zieht er 1750 nach Würzburg, wo die drei Künstler an der Innenbemalung am barocken Schloss arbeiten. Die Deckenfresken zählen zu den Hauptwerken Tiepolos.

 

1762 reist er allein weiter: nach Madrid. Dort arbeitet er für den spanischen König Carlos III (1716-1788) im Palacio Real. Allerdings beschäftigt dieser schon einen Hofmaler: Anton Raphael Mengs, ein deutscher Maler des Klassiszismus. Dessen Stil ist nun gefragter als der auslaufende Barock, und so gerät Tiepolo langsam ins Abseits. Tiepolo malt zwar noch einige Altarbilder für eine Kirche in Aranjuez – aber diese gefallen nicht und werden auch nicht mehr aufgestellt.

 

Sein Lebensende erlebt Tiepolo nicht in seiner venezianischen Heimat, sondern in Madrid. Dort verstirbt er am 27. März 1770 im Alter von 74 Jahren.

 

 

 

Tiepolos Söhne

 

Seine beiden Söhne wurden auch Maler und
Mitarbeiter in Gianbattistas Werkstatt, sie
konnten aber den Bekanntheitsgrad
ihres Vaters nie erreichen:

 

Giandomenico Tiepolo (1727-1804)

 

Lorenzo Tiepolo (1736-1776).

 

 

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Giandomenico Tiepolo (1727-1804). Christus und
die Ehebrecherin, 1759. Ausschnitt. Privatbesitz. Kunsthaus Zürich.

 

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Gianbattista Tiepolo
(1696-1770). Verkündigung, 1724-25. Hermitage St. Petersburg.

 

 

1724: Leicht-luftige biblische Frühwerke

 

Im Vergleich zu seinen Vorgängern der Renaissance, die die Verkündigung meistens im Haus der Jungfrau Maria spielen lassen, lässt Tiepolo seinen Engel Gabriel einem Vogel gleich einschweben – sogar mit echten Vogelfedern ausstaffiert.

 

Und Maria? Die wird sonst meist ziemlich geschockt dargestellt. Tiepolo aber malt sie durchaus lieblich und relaxt. Sie scheint sich höchstens ein bisschen daran zu stören, dass sie in ihrer Lektüre unterbrochen wird.

 

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Gianbattista Tiepolo (1696-1770). Versuchung des hl. Antonius, 1726. Pinacoteca di Brera.

 

1726: Die Versuchung des hl. Antonius

 

1726 wird Tiepolo mit der Dekoration des Bischofspalastes in Udine beauftragt. Kurz zuvor malt er dieses Frühwerk des hl. Antonius.

 

Er erfindet dafür eine Fantasielandschaft. Der alte Mönch versteckt sich hinter einem dicken Buch, um die Versuchungen abzuwehren – hier in Form einer schönen Nackten. Hinter der Frau wartet auch noch der Teufel auf seine Chance.

 

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triumph

Gianbattista Tiepolo (1696-1770). Der Triumph des Manius Curius Dentatus, 1730. Hermitage St. Petersburg.

 

 

1726: Antikes Rom im Palazzo Ca' Dolfin

 

Eine Serie von zehn Ölgemälden, die Tiepolo von 1726-1729 für den Empfangsraum und den Salon des Palazzo der venezianischen Patrizierfamilie Dolfin schafft. Es sind theatralische Darstellungen von Ereignissen aus der Geschichte des antiken Rom. Er malt sie auf Leinwände und fügt sie mit Fresken in den Raum.

 

Das erste abgeschlossene Werk der Serie ist der Triumph Manius Curius Dentatus nach dem Sieg in der Schlacht von Beneventum, der letzten Schlacht des Pyrrhus-Krieges 275 v. Chr. Das Bild zeigt Elefanten, die in Rom im Triumph vorgeführt wurden.

 

Die Gemäldeserie wird als Meisterwerk erkannt und beschleunigt die Karriere Tiepolos.

 

 

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Gianbattista Tiepolo (1696-1770). Mark Anton und Kleopatra, 1747. Palazzo Labia. Scottish National Gallery, Edinburgh.

 

 

1747: Fresken für den Palazzo Labia

 

Ein prächtiger barocker Palast in Venedig, erbaut im 17. Jahrhundert. Er gehört der reichen Familie Labia, die aus Katalonien eingewandert ist. Paolo Labia beauftragt Tiepolo mit Fresken für den Ballsaal. Der Künstler malt einen Zyklus von dreizehn Gemälden. Auf einem davon verewigt er Labias Mutter, Maria Labia, als Kleopatra, zusammen mit Mark Anton.

 

Nach dem Fall der Rupublik Venedig 1797 verlieren die Labia ihr Vermögen und ziehen nach Österreich.

Der Palast wechselt dann bis 1951 mehrmals den Besitzer und zerfällt mehr und mehr. Zudem explodiert 1945 in nächster Nähe ein Munitionsschiff, wodurch der Palast und auch Tiepolos Fresken beschädigt werden.

 

1948 erwirbt ein Ölmagnat den Palast und lässt ihn restaurieren. Heute dient er als Sitz der RAI, der Radiotelevisione italiana.

 

 

würzburg

Würzburger Residenz.
Foto Pjt56, WikiCommons.

 

 

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Treppenhaus. Foto Oktober-sonne, Wiki Commons.

 

 

1750-53: Hauptwerk Würzburger Residenz

 

Tiepolo zählt neben Tizian zu den bedeutendsten italienischen Malern, die nach Deutschland reisten und dort arbeiteten.

 

Die Fresken in der Würzburger Residenz gelten als eines seiner Hauptwerke. Er fertigt zusammen mit seinen Söhnen Giandomenico (geb. 1727) und Lorenzo (geb. 1736) für das Treppenhaus des Schlosses das angeblich grösste zusammen hängende Deckenfresko der Welt.

 

Der barocke Schlossbau liegt am Rande der Innenstadt von Würzburg und wurde 1744 vollendet. Das Schloss zählt zu den bedeutendsten Spätbarock-Residenzbauten und steht damit in einer Reihe mit Schloss Schönbrunn Wien oder dem Schloss Versailles bei Paris. 1981 wurde es von der UNESCO in den Rang eines Weltkulturerbes erhoben.

 

 

 

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Gianbattista Tiepolo (1696-1770). Die unbefleckte Empfängnis, 1767-68. Museo del Prado, Madrid.

 

 

1767: Marias unbefleckte Empfängnis

 

Auch im hohen Alter malt Tiepolo weiter biblische Motive. In diesem prachtvollen Werk stellt er allerdings eine Szene dar, die in der Bibel gar nicht vorkommt: Die Immaculata Conceptio, die so genannte «unbefleckte Empfängnis».

 

Diese ist eine freie Erfindung der Kirche. Erst 1439 kam ein Konzil auf die Idee, Maria von der Erbsünde zu befreien. Dabei geht es aber nicht um die Zeugung Jesus' durch den Heiligen Geist, es geht um die Zeugung Marias selbst. Diese erfolgte zwar ganz konventionell durch Joachim und Anna. Aber weil später Maria die Mutter Jesus' wurde, «musste» man sie von der Erbsünde befreien.

 

Offiziell wurde dies erst lange nach dem Tod von Tiepolo: erst 1854, durch eine päpstliche Bulle von Papst Pius IX. Darin wurde festgeschrieben, dass Maria ohne Erbsünde ist und deshalb auch keiner Läuterung im Fegefeuer bedarf.

 

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Gianbattista Tiepolo. Venus und Vulcano, 1762-66. Palacio Real, Madrid.

 

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Apotheose der spanischen Monarchie, 1762-1766. Palacio Real, Madrid.

 

 

1762-1770: Letzte Jahre in Madrid

 

Im Juni 1762 kommt Tiepolo mit seinen Söhnen in Madrid an. Er ist trotz seiner 66 Jahre noch immer sehr produktiv und schafft eine grosse Zahl von Altarbildern und Fresken – obwohl er sich bewusst ist, das die Zeit der Apotheosen (Vergöttlichungen) von Monarchen langsam ihrem Ende entgegen geht.

 

König Carlos III von Spanien gibt ihm aber diesen Aufrag noch. Es geht um die Verherrlichung des spanischen Königshauses. Im Vorzimmer der Königin, einem kleinen Raum neben dem Thronsaal, schafft Tiepolo das Deckenfresko Die Apotheose der spanischen Monarchie.

 

Der König soll mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen sein. Er beauftragt Tiepolo, noch weitere dekorative Arbeiten im Palast durchzuführen.

 

Inzwischen ist der Künstler schon 74 Jahre alt und so geschwächt, dass ihm die Kraft fehlt, in seine Heimat nach Italien zu reisen. So verbleibt er in Madrid und stirbt dort am 27. März 1770.

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Fotos / Diashow

 

 

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