Frank Buchser (1828-1890)


Sein Leben ist ein einziges Abenteuer. Er reitet
durch den Orient, dient dem Papst als Schweizer Gardist, geht auf Mission für den Bundesrat in die USA, verhandelt mit Präsidenten, porträtiert Generäle des Bürgerkriegs, erlebt das Ende der Sklaverei und lernt im Wilden Westen die Goldgräber kennen.

 

Und woher stammt dieser Abenteurer?
Aus Feldbrunnen im Kanton Solothurn.

 

Franz, wie er eigentlich heisst, ist der Sohn eines wohlhabenden Bauern, Pferdehändlers und Wirtes. Er soll Theologie studieren. Mehr interessiert ihn aber die Kunst, doch das gefällt den Eltern nicht. Also schickt man ihn in eine Lehre als Orgelbauer.

 

Mit 22 packt ihn das Reisefieber. 1847 reist er nach Paris und nach Rom. Schon auf dem Weg dorthin, als er in den Uffizien von Florenz die Werke der grossen Meister sieht, weiss er: ich will Maler werden.

 

 

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Frank Buchser (1828-1890).
Foto WikiCommons.

 

 

Zunächst dient er aber im Vatikan in der Schweizer Garde. In Rom studiert er dann an der Accademia di San Luca – aber nur kurz. Schon ein Jahr später schliesst er sich den italienischen Revolutionären unter Garibaldi an. Die Revolution scheitert, Buchser flieht nach Paris. Dort befasst er sich mit der Malerei der Realisten. 1852 zieht er weiter nach Belgien, Holland und Spanien.

 

Jetzt beginnen seine abenteuerlichen Wanderjahre erst richtig. In Marokko soll er es – gemäss seiner eigenen Erzählung – auf dem Pferd bis in die verbotene Moschee von Fes geschafft haben. Dann nimmt er 1859 am marokkanischen Krieg teil – als Historienmaler im Dienste der Spanier.

 

1861 arbeitet er in England und kehrt dann in die Schweiz zurück. Aber schon 1866 schifft er sich ein mit Ziel Amerika. In halboffiziellem Auftrag des Bundesrates. Als Maler ist er in den USA willkommen, malt Porträts der Generäle Sherman und Lee – und des Goldminen-Pioniers Johann August Sutter.

 

Zu den schwarzen Sklaven im Süden, die eben erst (auf dem Papier) ihre Freiheit erhalten haben, hat er einen guten Draht. Was nicht überall gut ankommt und ihm einige Feinde verschafft. Trotzdem bleibt er bis 1871 in den USA.

 

Es folgen sieben Jahre in der Schweiz, dann zieht es ihn wieder südwärts, nach Italien, Dalmatien, Korfu, Griechenland und erneut Marokko.

 

Frank Buchser stirbt am 22. November 1890 in seinem Heimatort Feldbrunnen Solothurn.

 

Den grössten Bestand an Buchser-Gemälden
besitzt das >Kunstmuseum Solothurn.

 

 

 

 

Privatmuseum in Bettlach SO

 

2014 gründet der Privatmann Beat Leimer
in Bettlach SO das FRANK BUCHSER MUSEUM.

Leimer ist zunächst 'nur' ein Fan des Solothurner Malers, doch ab 1999 beginnt er, Buchser-Werke zu sammeln. Heute beherbergt er in seinen privaten Räumen über 40 Werke, die dem Publikum öffentlich zugänglich sind.

 

>mehr über das Frank Buchser Museum

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)
Frank Buchser (1828-1890).

Blacklegs of Washington, 1866-67.

Kunstmuseum Solothurn.

 

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Selbstbildnis,
1852.
Kunstmuseum Solothurn.

 

 

Selbstbildnis mit 24 Jahren

 

Auf einer Reise nach Rom macht er 1847 in
Florenz Halt und besucht die Galleria degli Uffizi. Die dortigen Meisterwerke beeindrucken ihn so sehr, dass er entschliesst, Maler zu werden.

 

In Rom beginnt er Malerei zu studieren – in der Akademie des Heiligen Lukas. 1849 und 1850 studiert er in Paris, dann bis 1852 in Antwerpen beim belgischen Maler Gustave Wappers.

 

 

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Gasse in Fes,
1878. Ausstellung
Kunsthaus Zürich.

 

Reise ins heiligste Zentrum Marokkos

 

Sein Ziel ist die Königsstadt Fes mit der für Christen verbotenen Moschee von Meley-Dris. Zusammen mit einem zum Islam konvertierten Europäer reitet er – als Moslem verkleidet – den ganzen beschwerlichen Weg von Tanger bis ins Zentrum des Landes.

 

Gemäss seinen eigenen Erzählungen soll er es in die Moschee geschafft haben. Auf der gesamten Reise fertigt er Skizzen an und verarbeitet diese viele Jahre später im Atelier zu Gemälden.

 

 

 

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Spanischer
General zu Pferd, Kunstmuseum Solothurn.

 

Historienmaler im marokkanischen Krieg

 

1859 kämpfen die Spanier gegen Sultan Sidi Muhammed IV um ihre afrikanischen Besitzungen. Sie ziehen mit 35'000 Mann, 2'000 Kavalleristen und 150 Geschützen gegen die 60'000 Reiter des Sultans ins Feld. Im Februar 1860 sind die Spanier am Ziel und erobern die Stadt Tétouan.

 

Frank Buchser ist mit von der Partie – als Historienmaler im Dienste der Spanier. 1860 kehrt er nach Spanien zurück.

 

 

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General William Sherman, 1869. Schweizer Botschaft, Washington.

 

1866-1871: Porträts von US-Generälen...

 

Der amerikanische Bürgerkrieg ist gerade beendet, als Frank Buchser 1866 in Washington eintrifft. Er ist in halboffiziellem Auftrag des Schweizer Bundesrates unterwegs. Unter anderem soll er herausfinden, welches neue Gewehr für die Schweizer Armee in Frage käme.

 

Er hat aber auch ein Schreiben in der Tasche, das ihn als Porträtmaler empfiehlt. Tatsächlich kann er eine Reihe von Generälen des Bürgerkrieges beider Seiten malen, darunter den Unionisten General William Sherman sowie dessen Gegenpart der Südstaatler, General Robert Edward Lee.

 

 

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Blacklegs of Washington, 1866-67. Kunstmuseum Solothurn.

 

 

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The song of Mary Blane, 1870. Kunstmuseum Solothurn.

 

 

...und Ex-Sklaven

 

Einen besonderen Draht entwickelt Buchser zu den Schwarzen, die eben noch Sklaven waren und nun in die Freiheit entlassen wurden. Er malt eine ganze Serie von «Negerbildern», wie er das nennt.

 

Die Gemälde kommen nicht gut an. Man lobt zwar ihre Qualität, aber die weissen Herren – die potenziellen Käufer der Gemälde – können nicht verstehen, wie man «sowas» malen kann. Der Künstler kämpft mit Geldnot, weil er nichts verkaufen kann. Es dauert mehr als ein Jahr, bis er für sein erstes Bild einen Käufer findet. Es zeigt einen schwarzen Schuhputzer und bringt ihm 250 Dollar ein.

 

Buchsers berühmtestes Gemälde von Schwarzen heisst «The Song of Mary Blane» und ist heute in der Schweiz zuhause: Im Kunstmuseum Solothurn.

 

 

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Filmtrailer.

 

The Song of Mary Blane – der Film

 

So heisst auch der Titel eines Films des Schweizer Filmemachers Bruno Moll. Er erzählt in dramatischen Bildern die beiden abenteuerlichen Reisen des Frank Buchser nach Marokko und in die USA. Und gibt darüber hinaus einen guten Eindruck in das bewegte Leben des Künstlers.

 

>Filmtrailer (YouTube)

 

 

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Bildnis Johann August Sutter, 1866. Kunstmuseum Solothurn.

 

Bei den Goldgräbern Kaliforniens

 

In seinem fünfjährigen Aufenthalt in den USA von 1866 bis 1871 kommt Buchser mit seinem Landsmann August Johann Sutter in Kontakt, den er porträtiert. Dieser Schweizer Kaufmann (1803-1880) war ein Grossgrundbesitzer in Kalifornien und Gründer der Kolonie Neu-Helvetien. Bei seinem Sägewerk, die «Sutter's Mill», fand man 1848 Gold, was den kalifornischen Goldrausch auslöste.

 

Sutter war eine schillernde Figur. Er behauptete in Missouri, «Kapitän der Artillerie des Schweizer Heeres» gewesen zu sein und gab sich als Hauptmann der königlich-französischen Schweizergarde unter König Charles X aus – frei erfunden.

 

 

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Sorgenlos, 1875. Kunstmuseum Solothurn.

 

Reisen bis ans Lebensende

 

Buchser kehrt nach seinem USA-Aufenthalt 1871 in die Schweiz zurück, wo er im Atelier seine zahlreichen Skizzen in Gemälde verwandelt.

 

Aber schon bald kommt die Reiselust wieder auf. Es zieht ihn nach Italien, Dalmatien, Griechenland und wieder nach Marokko. Von all diesen Orten bringt er Studien und Skizzen mit nach Hause, aus denen Gemälde entstehen.

 

Sein Gesamtwerk besteht aus mehr als 1000 Ölgemälden und ungezählten Skizzen.

 

 

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Huri, Schwände fütternd,
1887-1890. Kunstmuseum Solothurn.

 

Förderer der Schweizer Kunst

 

Schon 1864 auf 1865 gründet er mit Malerkollegen – Ernst Stückelberg und >Rudolf Koller – die «Vereinigung Schweizerischer Künstler», um einen Gegenpol zu den Kunstvereinen zu bilden und das Los der Künstler zu verbessern.

 

Am Ende seines Lebens gründet er auch noch die «Kunstliga» und überzeugt den Bundesrat und das Parlament, für die Kunst ein Budget von 100'000 Franken zu sprechen.

 

Bereits todkrank, setzt er sich noch als Förderer für die erste Nationale Kunstausstellung ein, die 1890 in Bern stattfinden kann.

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

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