Rudolf Koller (1828-1905)


Der berühmteste Tiermaler der Schweiz – mit internationalem Ruf.

 

Rudolf Koller kommt in Zürich zur Welt. Sein Vater ist Metzger und Gastwirt. Schon früh weiss der kleine Ruedi, dass er «Pferdemaler» werden möchte. Bei einem Landschaftsmaler erhält er Zeichenunterricht. Mit 15 bricht er die Schule ab und lässt sich weiter ausbilden, als Landschaftsmaler und Porträtist. Seine ersten Pferdestudien entstehen in einem Gestüt nahe Stuttgart. Vom König von Württemberg Wilhelm I (1781-1864) erhält er Aufträge für Pferde- und Hundebilder.

 

An der Kunstakademie Düsseldorf lernt er Künstler wie >Arnold Böcklin und Anselm Feuerbach kennen. In Paris kopiert er niederländische Werke und trifft auf moderne Tiermaler. Die Malerei unter freiem Himmel, wie sie die >Barbizon-Malerkolonie lehrt, fasziniert ihn.

 

1851 kehrt er nach Zürich zurück und freundet sich mit den Malern >Robert Zünd und Ernst Stückelberg an. Er bekommt Aufträge für Tierbilder, die er in seinem Zürcher Atelier ausführt. Mit Robert Zünd arbeitet er an Landschaftsstudien des Walensees.

 

 

koller_righini

Rudolf Koller mit etwa 70 Jahren

in einem Gemälde(ausschnitt) von

>Sigismund Righini (1870-1937).

 

 

 

Ab 1862 wohnt er mit seiner Gattin Bertha Schlatter im eigenen Haus in der Hornau am Zürichhorn, wo er zum Studium an der Natur diverse Tiere hält. Das Haus steht heute nicht mehr.

 

 

Rudolf Koller (1828-1905). Bertha, die
Gattin des Künstlers. Im Bild als Braut,

1856. Kunsthaus Zürich.

 

 

Ab 1869 unterrichtet er mehrere Schüler, darunter Charles François Vuillermet und Adolf Stäbli, die beide für ihre Landschaftsmalerei bekannt werden.

 

Als Kollers Haupt- und Meisterwerk gilt das 1873 erschaffene Gemälde «Die Gotthardpost», die er im Auftrag der Nordostbahn malt.

 

Zu seinem 70. Geburtstag findet 1898 in Zürich eine grosse Werkausstellung statt. Sie verzeichnet über 20'000 Besucher. Im gleichen Jahr verleiht ihm die Universität Zürich die Ehrendoktorwürde.

 

Rudolf Koller stirbt 1905 in seinem Haus am Zürichhorn. Er liegt auf dem Friedhof Sihlfeld beerdigt, gleich neben Gottfried Keller. Sein Haus am Zürichhorn samt Atelier wurde 1938 abgebrochen.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Rudolf Koller (1828-1905). Kühe am See, 1870. Kunsthaus Zürich.

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rudolf Koller (1828-1905). Studie zu Kühe am Seeufer, 1872. Kunsthaus Zürich.

 

Rudolf Koller (1828-1905). Liegende Kuh, 1863. Ölstudie. Detail. Kunsthaus Zürich.

 

«Ich will Tiermaler werden»

 

Diesen Berufswunsch äussert Rudolf Koller bereits im Alter von zwölf Jahren. Seine erste Ausbildung erhält er im Zürcher Atelier von Johann Jakob Ulrich (1798-1877), einem Maler und Zeichner, der später als Professor für Landschaftszeichnen am Zürcher Polytechnikum lehrt.

 

Es folgen Studienaufenthalte in Düsseldorf und Paris sowie Reisen nach Brüssel und Antwerpen.

 

Koller hat eine klare Vorstellung: Er will nicht einfach Tiere malen, sondern Tierporträts erschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, studiert er präzise Körperhaltung und Bewegung seiner «Modelle» und fertigt ungezählte Skizzen an.

 

Besonders wichtig ist ihm die Nähe zu den Tieren. «Ich machte es mir zum Gesetz, jedes Tier, das in einem Bild Hauptfigur sein sollte, zu kaufen und es dann zu studieren – so wie es sich im Leben gibt». Ein erster solcher Kauf ist im Jahr 1849 belegt, als Koller in Meiringen eine Walliser Ziege erwirbt – da ist der Künstler erst 20.

 

Ab 1862 wohnt er mit seiner Gattin Bertha im eigenen Haus am Zürichhorn, wo er seine Tiere halten kann, um sie zu studieren. Das Haus steht heute nicht mehr.

 

 

 

1857: Die Kuh im Krautgarten

 

Was für ein originelles Werk. Eines seiner bekanntesten Kuhbilder. Keine «dumme Kuh», sondern eine, die weiss, wo die Leckerbissen sind, auch wenn es an einem verbotenen Ort ist. Koller malt diese Kuh für eine Münchner Ausstellung und das Publikum ist amüsiert. Heute amüsiert das spassige Gemälde die Besucher im Kunsthaus Zürich.

 

 

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1858: Richisau

 

Im Glarnerland enstehen mehrere Landschaftsbilder, einige in Zusammenarbeit mit >Robert Zünd.

Dieses hier hängt im Kunst Museum Winterthur Reinhart am Stadtgarten.

 

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1861: Schafe im Stall

 

Ein Meisterwerk in Sachen Lichtführung – realistisch wie eine Fotografie. Die Fotografie ist zwar schon erfunden, liefert in dieser Epoche aber erst schwarz-weiss-Bilder – da braucht es die perfekte Malerei noch. Kunstmuseum Luzern.

 

 

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1870: Der Pflüger

 

Pferdemaler wollte Rudolf Koller als Kind schon werden – hier sieht man, warum. Eine grossartige Dynamik zeichnet dieses Gemälde aus.

Aargauer Kunsthaus, Aarau.

 

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1871: Brüllendes Rind

 

So perfekt gemalt, dass man das Rind förmlich brüllen hört. Nicht zu hören, aber zu sehen im Kunst Museum Winterthur Reinhart am Stadtgarten.

 

Rudolf Koller (1828-1905). Erste Skizze zu «Die Gotthardpost», 1873. Kunsthaus Zürich.
 

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Rudolf Koller (1828-1905). Die Gotthardpost, 1873. Kunsthaus Zürich.

 

1873: Die Gotthardpost – das Meisterwerk

 

Kollers berühmtestes Gemälde. Er malt es im Auftrag der Nordostbahn, es ist ein Geschenk für Alfred Escher, den Erbauer des Gotthardtunnels. Koller bereitet die Arbeit in zahllosen Skizzen und in vier Ölstudien vor. Er muss auch abwägen, ob er das Motiv im Hoch- oder Querformat malen soll und ob er eine zwei- oder fünfspännige Postkutsche zeigen will.

 

Schliesslich entscheidet er sich für eine fünfspännige Postkutsche, die die Tremola hinunterrast. Im Vergleich zur ersten Skizze kommt das Endprodukt deutlich dynamischer daher – echt spektakulär.

 

Mit der Inbetriebnahme der Gotthardbahn 1882 kommt die kutschenbetriebene Gotthardpost an ihr Ende. Die allerletzte Postkutsche mit Pferden fuhr 1926 über den Pass.

 

Kollers Gemälde ist bis heute ein Highlight im Kunsthaus Zürich und zählt zu den meist bewunderten Werken.

 

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Fotos / Diashow

Hinweis zu den Fotos

Einige stammen aus der Ausstellung «Rudolf Koller – Skizzenbücher»,
die vom 20. Mai bis 14. August 2022 im Kunsthaus Zürich stattfand.