Sebastiano Ricci (1659-1734)


Der venezianische Barockmaler gilt als Vorreiter des Rokoko. Er macht eine internationale Karriere und ist in London, Paris und Wien unterwegs. Bekannt ist er vor allem für seine turbulente Lebensweise.

 

 

Sebastiano Ricci, Porträt ca. 1724.

Von Rosalba Carriera. Staatliche

Kunsthalle Karlsruhe.

 

 

Er wird 1659 in Belluno (Venetien) geboren und zieht als 13-jähriger nach Venedig, wo er beim Mailänder Maler Federico Cervelli als Schüler unterkommt.

 

Man sagt ihm ein turbulentes Leben nach. 1681 sollen gleich zwei Frauen von ihm schwanger gewesen sein. Nicht genug damit, es gibt sogar Behauptungen, Ricci habe versucht, eine davon zu vergiften. Das dürfte aber eher eine bösartige Unterstellung sein, denn drei Jahre später heiratet er eben diese Antonia Maria. Sicher ist, dass er 1681 nach Bologna zieht und Venedig für fünfzehn Jahre den Rücken kehrt.

 

In Bologna beginnt er 1688 eine fatale Beziehung zu Maddalena, einer Tocher des Malers Antonio Peruzzini, mit der er nach Turin ausreisst. Nun wird er wegen Entführung und Bigamie angeklagt – und zum Tode verurteilt. Zu seinem Glück setzt sich der Herzog von Parma, Ranuccio II Farnese, für ihn ein. Er kommt frei unter der Bedingung, dass er nie mehr nach Bologna zurückkehrt. Nun flieht er an den Hof des Herzogs. Dort malt er 1690 zur Hochzeit von Odoardo II Farnese Bühnenbilder für eine Festoper.

 

 

Sebastiano Ricci (1659-1734). Amor vor
Jupiter, Juno und Saturn. Deckengemälde,
1700. Gemäldegalerie Berlin.

 

 

1691 zieht er nach Rom und kommt dort im Palazzo Farnese unter, wo er allegorisch-historische Bilder malt, so etwa die «Seeschlacht von Lepanto» für den Palazzo Colonna.

 

Ab 1694 ist er in Mailand tätig und erhält von Marquis Cesare Pagani den Auftrag für das Kuppelfresko der Cappella dell’Ossario in der Mailänder Kirche San Bernardino alle Ossa.

 

Riccis Name muss einen ausgezeichneten Klang gehabt haben, denn 1702 holt ihn Kaiser Joseph I nach Wien, um dort Deckenfresken für das Schloss Schönbrunn zu malen. Wieder zurück in Italien malt er Fresken und Altarbilder.

Ab 1712 ist Ricci in England tätig. In London arbeitet er für Juliana, die Mutter des 3. Earl of Burlington und schafft eine Reihe von Gemälden über das Thema «Triumph der Liebe» für Burlington House.

 

1715 macht er einen Abstecher nach Paris. Dort wird er Mitglied der Académie Royale de Peinture.

 

Zurück in Venedig erhält er Aufträge bis zu seinem Lebensende. Zu seinen wichtigsten venezianischen Mäzenen gehört Marschall Johann Matthias von der Schulenburg; er bekommt auch Aufträge vom Herzog von Savoyen und von Kaiser Karl VI.


Riccis letztes Werk ist eine Himmelfahrt Mariae für den Hauptaltar der Karlskirche in Wien von 1734.

 

Sebastiano Ricci stirbt am 15. Mai 1734 in Venedig.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Sebastiano Ricci (1659-1734).

Der bestrafte Amor, 1706–07. Deckenfresko
im Palazzo Marucelli Fenzi, Florenz.
Foto Sailko, WikiCommons.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sebastiano Ricci (1659-1734). Bacchus und Ariadne, 1691-94.
Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.

 

1691: Barockes auf dem Weg zum Rokoko

 

Eigentlich lebt Sebastiano Ricci in der Epoche des
>Barock (ca. 1600-1750), aber schon früh beginnt er, dessen Schwere abzulegen und malt anstelle der herkömmlichen «Rubensfiguren» schlankere Frauen und Männer. Wie hier Ariadne, die Tochter des kretischen Gottes Minos, die sich mit dem römischen Helden der sinnlichen Lust, des Weines und des Rausches, Bacchus, vergnügt.

 

Malerisch gesehen spielt damit Sebastiano Ricci eine Vorreiterrolle zum >Rokoko, den Kunsthistoriker in die Zeit von etwa 1730 bis 1780 platzieren.

 

 

 

Sebastiano Ricci (1659-1734). Allegorie Schlacht von Lepanto, 1693-95. Decke des Salone dei Paesaggi im Palazzo Colonna, Rom.

 

 

1695: Seeschlacht für den Palazzo Colonna

 

Der römische Palazzo Colonna beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung von Gemälden und mehreren Deckenfresken.

 

Wer sind die Colonna? Ein italienisches Adelsgeschlecht. Admiral Marcantonio Colonna war der Sieger in der berühmten Seeschlacht von Lepanto 1571 (Sieg über die Osmanen). Deshalb wenig verwunderlich, dass im Palazzo Colonna diese Schlacht ein Thema ist. Im Galerieraum haben die Maler Giovanni Coli und Filippo Gherardi ein grosses Deckenfresko hinterlassen, und im «Saal der Landschaften» malte Sebastiano Ricci zum gleichen Motiv diese Allegorie.

 

 

 

Sebastiano Ricci (1659-1734). Deckenfresko 1702, «Blaue Stiege»
im Schloss Schönbrunn, Wien.

 

 

1702: Deckengemälde in Schönbrunn

 

Kaiser Joseph I (eigentlich Fürst aus dem Hause Habsburg und von 1705 bis 1711 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) bestellt Ricci 1702 nach Wien, um dort in seinem Jagdschloss das Deckenfresko der so genannten «Blauen Stiege» im Schloss Schönbrunn zu malen. (Der Raum war ursprünglich ein Speisesaal, der erst durch spätere Umbauten unter >Maria Theresia zu einem Stiegenaufgang wurde).

 

Das Deckengemälde zeigt eine Verherrlichung von Joseph I als Helden in antiker Pose, der auf einer ansteigenden Wolkenbahn vor dem Thron der Ewigkeit den Lorbeerkranz empfängt.

 

 

 

Sebastiano Ricci (1659-1734). Madonna mit Kind und Heiligen, 1708. Kirche San Giorgio Maggiore, Venezia.

 

1708: Die thronende Madonna

 

Einen prestigeträchtigen Auftrag erhält Sebastiano Ricci 1708 von der Kirche San Giorgio Maggiore auf der gleichnamigen Insel bei Venedig. Es wird ein stattliches Werk von 4 Metern Höhe und soll von den Zeitgenossen mit Begeisterung aufgenommen worden sein. Es gilt auch heute noch als bedeutendes Werk des Künstlers – eines seiner berühmtesten.

Es ist eine Art Rückbesinnung auf die venezianische Bildtradition des 16. Jahrhunderts (der Blütezeit der venezianischen Malerei): Die auf hohem Thron sitzende Jungfrau, die der Szene eine feierliche Note verleiht. Neben der Jungfrau sind mehrere Heilige versammelt, darunter Petrus, Katharina von Alexandrien, Benedikt, Hieronymus und Paulus.

 

 

Sebastiano Ricci (1659-1734). Bathseba im Bad, 1725. Gemäldegalerie Berlin.

 

1725: Bathseba im Bade

 

Der Künstler scheint sich gut in die Begierden von König David hinein versetzen zu können. Dieser soll ja von seinem Palast aus die schöne Bathseba beim Baden beobachtet und sie daraufhin so begehrt haben, dass er alles tat, um sie zu bekommen. Und auch nicht vor einem Mord zurückschreckte...

 

>mehr über David und Bathseba

 

 

 

Sebastiano Ricci (1659-1734).
Gebet im Garten Gethsemane, 1730. Kunsthistorisches Museum Wien.

 

1730: Gebet im Garten Gethsemane

 

Ein Spätwerk des Künstlers. Für das dramatische Geschehen im Garten Gethsemane scheint Ricci bewusst auf die Schwere des Barock zurück zu greifen.

 

Jesus verbringt hier im Garten Gethsemane seine letzte Nacht in Freiheit und nun betet er in Todesangst zu Gott. Was betet Christus hier am Ölberg? Das wird in >Matthäus 26,36 in der Bibel beschrieben.

 

 

   

 

 

 

Grosse Künstler Venedigs

während der Blütezeit (16. Jahrhundert)

 

 

>Giovanni Bellini (1430-1516)

 

>Giorgione (1478-1510)

 

>Jacopo Palma d.Ä. (1480-1528)

 

>Tizian (1490-1576)

 

>Paris Bordone (1500-1571)

 

>Jacopo Tintoretto (1518-1594)

 

>Paolo Veronese (1528-1588)