Jackson Pollock (1912-1956)


«Jack the Dripper» hat man ihn genannt. Und das renommierte Life-Magazin stellte 1947 ernsthaft die Frage, ob Jackson Pollock «der grösste lebende Maler der USA sei». Dabei ging es ihm – nach seinen eigenen Worten – gar nicht ums Bild, sondern um die Handlung des Künstlers, ums «Action Painting».

 

 

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Jackson Pollock beim «Drip painting».

Foto WikiArt.

 

 

Jackson Pollock kommt 1912 in Cody, Wyoming, zur Welt. Sein älterer Bruder Charles bringt ihn mit der modernen Kunst in Kontakt. 1925 bis 1929 lebt er in Südkalifornien; in Los Angeles besucht er die Manual Arts High School. 1930 zieht er nach New York City und studiert dort beim Cartoonisten Thomas Hart Benton (1889-1975) an der Art Students League.

 

 

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Jackson Pollock als 16-jähriger (1928).
Foto Smithsonian American Art
Museum Washington, WikiCommons.

 

 

1936 arbeitet er in der Werkstatt des mexikanischen Künstlers David Alfaro Siqueiros. Dieser animiert ihn, mit neuen Techniken zu experimentieren. Bei ihm lernt er auch, mit flüssiger Farbe umzugehen.

 

1943 verdient er sein erstes Geld als Künstler. Die Galeristin >Peggy Guggenheim offeriert ihm einen Exklusivvertrag mit fixem Monatsgehalt. In ihrer Galerie «Art of this Century» in New York bekommt er seine erste Einzelausstellung.

 

1945 heiratet Pollock die Künstlerin Lee Krasner.

Sein Privatleben ist mit Problemen beladen. Er neigt zu Rowdytum und Cowboygehabe, leidet manchmal an Grössenwahn. Die damit verbundenen psychischen Probleme ertränkt er im Alkohol. Er wird depressiv und rutscht in eine Arbeitsblockade.

 

Zum Stil des «Action Paintings» findet er dann 1947. Ein Jahr später stellt er seine ersten im Dripping-Verfahren entstandenen Werke aus. Das Magazin «Vogue» veröffentlicht einen Farbabdruck seines Gemäldes «Reflection of the Big Dripper». Der Name Pollock beginnt zu glänzen.

 

Ab 1951 vermalt er auch schwarze Lackfarben. Seine Gemälde werden immer grösser. In dieser Phase entstehen seine Hauptwerke – nun steht er auf dem Zenith seiner Künstlerkarriere. Diese dauert bis 1954, danach malt er kaum noch, und sein Alkoholproblem kehrt zurück.

 

Betrunken verursacht der erst 44-jährige am
11. August 1956 in East Hampton NY einen tödlichen Autounfall. Er und eine Begleiterin kommen dabei ums Leben, seine junge Geliebte Ruth Kligmann wird schwer verletzt.

 

Seine Ehefrau Lee Krasner wird Alleinerbin und Verwalterin seines Nachlasses. Sie stirbt 1984 im Alter von 76 Jahren in New York.

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Jackson Pollock, Number 7 (Out of the Web), 1949. Staatsgalerie Stuttgart.

 

 

 

 

 

 

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Jackson Pollock (1912-1956), Going West, 1934-35. WikiArt Fair Use.

 

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Untitled (Naked Man with Knife), 1938-40. Tate Modern London.

 

Pollocks figurative Frühwerke

 

Beim Namen Pollock denkt man automatisch an Action Painting und Drip Painting – doch auch er hat mal als figurativer Maler begonnen.

 

Zunächst setzt er sich mit der europäischen Moderne, dem Kubismus sowie dem Surrealismus auseinander. Besonders die Farbverläufe von
>Joan Miró beeinflussen ihn und weitere Inspirationen bezieht er von >Pablo Picasso.

 

Er beschäftigt sich auch mit den Werken des mexikanischen Wandmalers >Diego Rivera und mit der indianischen Kunst. Für diese interessiert er sich besonders nach der Ausstellung «Indian Art of the United States», die 1941 im Museum of Modern Art (MoMA) in New York läuft.

 

Ab 1942 steht er auch in engem Kontakt zu den abstrakten Expressionisten Robert Motherwell und Willem de Kooning.

 

 

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Stenographic Figure, 1942. MoMA New York. Ausstellung 2016 Kunstmuseum Luzern.

 

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The Water Bull, 1946. Stedelijk Museum Amsterdam.

 

 

Vertrag mit Peggy Guggenheim

 

1943 ist das Jahr, in dem sich Pollock zum ersten Mal als professioneller Künstler fühlen darf. Er erhält einen Exklusivvertrag bei der New Yorker Galeristin >Peggy Guggenheim. Und verdient damit sein erstes Geld als Maler: 150 Dollar im Monat.

 

Was aber bedeutender ist: Peggy Guggenheim bietet ihm in ihrer Galerie «Art of this Century» seine erste Einzelausstellung.

 

Pollock malt nach dem Credo: Die Malerei soll sich vom Willen des Künstlers lösen, damit sich im Bild seine «innere Gefühlswelt» spiegeln kann. Um das zu erreichen, ersetzt er den kopfgesteuerten Pinsel durch eine Zufallstechnik: Er lässt die Farbe ungesteuert auf die Leinwand tropfen.

 

 

   

 

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Autumn Rhythm (Number 30), 1950. Metropolitan Museum of Art New York.

 

Drip Painting und Action Painting

 

Pollock ist zwar der berühmteste Drip Painter – aber erfunden hat er diesen Stil nicht. Der Surrealist und Dadaist >Max Ernst nutze diese auch «Oszillation» genannte Technik schon vorher. Ernst «drippte» dabei die Farbe mit Hilfe einer Konservendose, die er an einer Schnur schwingen liess und aus der die Farbe tropfte – und zufällige Muster hinterliess.

 

Pollocks Technik verläuft ähnlich: Er lässt die Farbe direkt aus Farbtöpfen tropfen («drippen») oder trägt sie pinselschleudernd auf eine am Boden liegende Leinwand auf.

 

 

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Die Technik des Drip Paintings

 

Dieser YouTube-Film zeigt zwar nicht Pollock, dafür wie «es» gemacht wird. Oder wie jederman(frau) selbst «dippen» könnte.

 

>Anleitung (YouTube-Film)

 

 

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Jackson Pollock (1912-1956). Number 7 (Out of the Web), 1949. Staatsgalerie Stuttgart.

 

Out of the Web, 1949

 

Das Gemälde Nr. 7 «Aus dem Gewebe heraus» weist Pollocks typische Malweise des «all-over» auf: Das Farbnetz überzieht die Bildfläche komplett. Die Farben hat der Künstler mit spontanen Gesten auf den am Boden liegenden Bildträger gebracht.

 

Das Werk ist im Besitz der Stuttgarter Staatsgalerie. Es wurde 1964 mit Lotto-Mitteln erworben.

 

 

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Number 5, 1948.
Bis 2006 im Museum of Modern Art in New York, heute in Privatbesitz.

 

 

Kostenpunkt: 140 Milionen Dollar

 

Bei diesem Werk verwendet Pollock keine Leinwand, sondern eine Faserplatte von 243 x 121 cm. Auf diese träufelt er dick braune, gelbe, graue und rote Farbe – es entsteht ein enges Netz von Strichen und Flächen. Im Vordergrund steht dabei nicht das Werk, sondern die Handlung, die Aktion des Künstlers, das Action Painting. Wieviel der Künstler für dieses Gemälde aus dem Jahr 1948 gelöst hat, ist nicht bekannt. Nach seinem Tod 1956 gehen die Preise durch die Decke.

 

Erster Besitzer des Werkes ist der Multi-Milliardär Samuel Irving Newhouse Jr., ein Medien-Mogul, der es lange im MoMA New York ausstellen lässt, bevor es an den Musik- und Filmproduzenten David Geffen geht. Dieser verkauft das Werk 2006 wieder und löst dafür 140 Mio Dollar. Der neue Besitzer ist ein unbekannter privater Kunstsammler.

 

 

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Weitere Pollock-Werke

 

   
   

 

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