Francisco de Goya (1746-1828)


In Goyas Werk lässt sich beispielhaft ablesen, wie sehr ein hartes Leben einen Künstler beeinflussen kann. Strahlen seine Frühwerke noch pure Lebensfreude auf, werden sie gegen Ende hin immer düsterer.

 

Francisco de Goya kommt als Sohn eines Vergolders im Norden Spaniens 1746 zur Welt, in Fuendetodos, Aragon. Schon als Kind nimmt er an Wettbewerben der Mal-Akademie teil. Man attestiert ihm zwar Talent, aber er legt die vorgegebenen Themen so frei aus, dass er bei der Jury durchfällt. Der junge Francisco findet, Malen könne man eh nicht an einer Akademie lernen.

 

Er geht seinen eigenen Weg und bekommt schliesslich Aufträge von der königlichen Manufaktur in Madrid. Für diese zeichnet und malt er hübsche, spielerische Vorlagen für die Herstellung von kostbaren Teppichen. 1780 wird er Mitglied der Real Academia de Bellas Artes in Madrid. 1786 ernennt ihn König Carlos III zu seinem Hofmaler.

 

1792 – da ist er erst 46-jährig – erkrankt er schwer und verliert sein Gehör. In seiner Verbitterung darüber schafft er eine Serie von gesellschaftskritischen Zeichnungen, die kleine und grosse Sünden der Normalbürger thematisieren. Er nennt seine Radierungen «Los Caprichos», lässt sie drucken und veröffentlicht sie ab 1797. Der Verkauf erfolgt direkt ans Publikum – in einem Schnapsladen unter seiner Wohnung. Den Umsatz seiner «Caprichos» kurbelt er mit Werbung in den Madrider Zeitungen an.

 

 

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Francisco de Goya,
Selbstporträt 1815.

 

 

Napoléons Unterdrückung Spaniens und die Gräuel des Krieges hinterlassen bei Goya nachhaltige Spuren, wie die vielen Werke zu diesem Thema und sein wahrscheinlich berühmtestes Bild eindrücklich beweisen: «Die Erschiessung der Aufständischen vom 3. Mai 1808». Er malt es allerdings erst sechs Jahre nach dem Ereignis, als die französischen Besatzer längst weg sind.

 

1814 sitzt der spanische König Fernando VII wieder fest im Sattel, und Goya wird erneut Hofmaler – aber nicht für lange. 1815 muss er sich vor der Inquisition verantworten. Er soll den Auftraggeber für sein Skandalbild «Die nackte Maja» verraten. Eine Verurteilung bleibt ihm zwar erspart, er verliert aber den Status eines Hofmalers.

 

Nun befürchtet er, politisch verfolgt zu werden. 1819 zieht er sich deshalb aufs Land zurück, wo seine berühmten «Pinturas negras» entstehen, dunkle, schwere Werke. Sicher fühlt er sich aber auch hier nicht. 1824 verlässt er Spanien und zieht nach Frankreich, wo er bis zu seinem Tod am 16. April 1828 in Bordeaux lebt.

 

1901 wird sein Leichnam nach Spanien überführt
und 1919 in Madrid beigesetzt.

 

 

 

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Goya-Denkmal vor dem
Museo del Prado, Madrid.

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Francisco de Goya (1746-1828).

Die Erschiessung der Aufständischen

am 3. Mai 1808 in Madrid, 1814.

Museo del Prado Madrid.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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1777: La Cometa

 

In seinen jungen Jahren malt Goya fröhliche Spielszenen wie diese hier. Glückliche Menschen, die einen Drachen steigen lassen. Farbenfroh und leicht, als Sujet für Wandteppiche.

 

 

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1785: Autoretrato

 

Dieses Selbstbildnis hängt im Museum der
>Academia de bellas Artes
in Madrid.

 

In der «Real Academia de las Bellas Artes San Fernando» wird Goya 1780 Mitglied und übernimmt 1795 als Direktor deren Leitung. Museo Bellas Artes, Madrid.

 

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1787: Duque Petro Tellez Giron

 

Der Herzog von Osuna (Andalusien) ist Goyas erster und nachhaltigster Förderer. Er beauftragt den Künstler ab 1786 mit Familienporträts und mit Dekorationen für seinen kleinen Palast El Capricho in der Alameda bei Madrid.

 

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1797: Die nackte Maja

 

Goyas «Skandalbild», das heute zu seinen berühmtesten Werken zählt. Weil Nacktbilder in Spanien verboten sind, wird Goya 1815 vor die Inquisition gebracht. Zwar nicht verurteilt, aber er verliert den Status als Hofmaler.

 

>mehr über die nackte Maja

 

 

 

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Niemand hat's gesehen, 1799. Caprichos in der Academia Bellas Artes Madrid.

 

 

1797-1799: Los Caprichos

 

«Niemand hat uns gesehen» heisst die Radierung Nr. 79, die Saufkumpane zeigt. Goya zeichnet eine Serie solcher gesellschaftskritischer Szenen und verkauft sie als Drucke in einem Schnapsladen im Haus seiner Madrider Wohnung – direkt ans Publikum.

 

 

>mehr über Goyas Caprichos

 

 

 

familieCarlosIV

Carlos IV mit Familie.

 

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Maria Luise von Bourbon-Parma.

 

 

1800: Die Königsfamilie von Carlos IV

 

Goya hält sich auch bei königlichen Porträts an den Grundsatz, die Natur abzubilden. Selbst dann, wenn Frau Königin ziemlich hässlich ist. Maria Luise von Bourbon-Parma heisst sie, ist Carlos Cousine und bei der Hochzeit gerade mal dreizehn.

 

Die Regierungszeit von Carlos IV ist keine glückliche. Sie beginnt 1788. Carlos ist aber mehr an der Jagd interessiert und überlässt das Regieren seiner Frau und deren Liebhaber Manuel de Godoy, einem Offizier der spanischen Armee.

 

1808 müssen nach der Meuterei von Aranjuez der König, die Königin und Godoy nach Frankreich fliehen. Zum neuen König wird Carlos Sohn ausgerufen: Fernando VII.

 

 

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Fernando VII.

 

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Escena de Inquisicion, 1810-16. Bellas Artes de San Fernando, Madrid.

 

1808: König Fernando VII zu Pferd

 

Ferdinand VII ist zweimal König von Spanien. 1808 und 1814-1833. Dazwischen gelangt er in die «Obhut» von Napoleon in Frankreich, de facto als Gefangener.

 

1814 kehrt er nach Spanien zurück, kippt die Verfassung von 1812 und errichtet eine extrem absolutistische Herrschaft. Auch führt er die grässliche Inquisition und die damit verbundene Folter wieder ein.

 

Auch Goya selbst bekommt es mit der Inquisition zu tun. Sein Verbrechen: Abbildung einer nackten Frau – seine berühmte «nackte Maja» von 1797. Man bedrängt ihn 1815 mit der Frage, wer der Auftraggeber des «obszönen Bildes» sei. Zu einer Verurteilung des Künstlers kommt es zwar nicht, aber der Prozess kostet Goya den Titel als königlichen Hofmaler.

 

 

 

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Der 2. Mai 1808 in Madrid. Kampf gegen die Mameluken, 1814. Museo del Prado Madrid.

 

 

1814: Der Kampf gegen die Franzosen

 

Anfangs 1808 beginnen Napoleons Truppen, wichtige Orte in Spanien zu besetzen. Am 2. Mai 1808 beginnt der Spanische Widerstand gegen die Besetzer.

 

Das Bild zeigt eine Kampfszene zwischen den spanischen Patrioten und den französischen Mameluken am ersten Tag des Volksaufstandes, am 2. Mai 1808. Die Mameluken waren ägyptische Soldaten der kaiserlichen Garde Napoleons.

 

Goya malt dieses Bild für König Ferdinand VII – aber erst lange nach dem tatsächlichen Geschehen. Erst 1814, als die französischen Besatzer bereits wieder aus dem Land vertrieben sind.

 

 

erschiessung

Francisco de Goya (1746-1828). Die Erschiessung der Aufständischen am 3. Mai 1808 in Madrid, 1814. Museo del Prado Madrid.

 

1814: Die Erschiessung der Aufständischen

 

Überall in Madrid exekutieren die Truppen Napoleons spanische Kämpfer. Die hier dargestellte Erschiessung soll im Hinterhof einer Kathedrale am 3. Mai 1808 stattgefunden haben – der Künstler selbst war sicher nicht vor Ort.

 

Auch dieses Gemälde – 3.45 m breit und 2.66 m hoch – entsteht erst sechs Jahre nach dem Geschehen. Das dramatische und symbolträchtige Werk ist Goyas berühmtestes Bild überhaupt.

 

 

Schon ab 1810 enstehen Goyas Caprichos unter dem Titel >Desastres de guerra (Kriegsgräuel)

 

 

 

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Saturno devorando a su hijo, 1819-23. Museo del Prado Madrid.

 

 

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La romeria de San Isidro, 1819-23. Ausschnitt. Museo del Prado, Madrid.

 

 

Goyas Pinturas Negras

 

Bis 1819 macht der Künstler einiges durch. Er erlebt die Gräuel des Krieges gegen die französischen Besatzer, dann das Chaos im Land, als König Fernando VII sich wieder zum absoluten Herrscher aufschwingt.

 

Goya wird krank, fürchtet, dass er den Verstand verliert. Der verbitterte Mann zieht sich in ein Haus ausserhalb Madrids zurück und malt dort seine grusligsten Werke, die pinturas negras. Insgesamt 14 Bilder, die sich von seinem Frühwerk radikal unterscheiden.

 

1819: Saturn verschlingt seine Kinder

 

Ein eindrückliches Werk aus der Serie der pinturas negras. Seine düsteren Bilder malt er direkt auf die Wände seines Landhauses «Quinta del Sordo» in der Nähe von Madrid.

 

1819: La romeria de San Isidro

 

Auch dieses Gemälde, zu deutsch «Die Wallfahrt nach San Isidro», ist charakteristisch für seine «schwarze Periode»: Angst und Schrecken rundum.

 

Gemeinsam ist den pinturas negras die bedrückende Stimmung. Das Museo del Prado zeigt die Gemälde in einem eigenen, grossen Saal. Und behält diese dort unter Verschluss – es werden keine Werke dieser Serie an internationale Ausstellungen ausgeliehen.

 

 

 

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1827: Das Milchmädchen von Bordeaux

 

Dieses Gemälde wird als eines der letzten Werke Goyas gesehen. Es entstand kurz vor seinem Tod in Bordeaux. Heute hängt es im Prado in Madrid.

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Fotos / Diashow

 

>mehr über Goya-Caprichos

 

 

>mehr über Goyas nackte Maja

 

 

>Ausstellung «Goya» 2021 Fondation Beyeler Riehen

 

 

 

 

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