Paul Cézanne (1839-1906)


«Paul mag das Genie eines grossen Malers haben, wird aber nie das Genie besitzen, einer zu werden». Das notiert Emile Zola 1861 in sein Notizbuch. Er sollte sich irren. Recht hat er insofern, als es Cézanne erst nach seinem Tod 1906 schaffte, als Grosser anerkannt zu werden. Da war auch sein Schulfreund Zola schon längst ein gefeierter Romancier von Weltklasse. In seinem Buch von 1886 «Das Werk» beschreibt dieser das triste Leben eines scheiternden Malers und übt darin auch harsche Kritik am neu aufkommenden Impressionismus.

 

 

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Auch wenn Zola seinen Romanheld Claude Lantier nennt – Cézanne glaubt sich in diesem Buch zu erkennen, ist stinksauer auf seinen Ex-Schulkameraden und bricht 1886 den Kontakt zu ihm ab. Dabei war es Emile Zola gewesen, der dem brotlosen Maler lange als Sponsor unter die Arme gegriffen und ihn mit Geldspenden über Wasser gehalten hatte.

 

 

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Paul Cézanne, Selbstportrait
1883-1887.

 

 

Cézannes chronische Geldnot wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Aufgewachsen in Aix-en-Provence als Sohn eines Bankiers, kann er zunächst aus dem vollen schöpfen: Luxuriöser Familiensitz am Stadtrand, von Papa freigekauft vom Militärdienst, von Papa mit einem gut dotierten Monatswechsel ausgestattet.

 

Als er sich dann aber mit seinem Vater verkracht, streicht ihm dieser die Bezüge. Und Cézanne ist dickköpfig genug, um sich nun als Künstler in Paris auf eigene Faust durchzuschlagen. Eine harte Zeit für ihn. Seine finanzielle Lage verbessert sich erst ab 1886, als sein Vater stirbt und er die Erbschaft antreten kann.

 

1895 bekommt er seine erste Einzelausstellung in Paris. Nun reagiert auch der Kunstmarkt positiv. Cézanne verkauft jetzt Bilder zu vier- und fünftausend Francs. Das ist zwar immer noch deutlich weniger, als man für einen Monet oder Renoir bezahlt, aber immerhin anerkennt man ihn als Künstler.

 

1901 erwirbt er ein Grundstück nördlich von Aix-en-Provence, wo er sein neues Atelier einrichtet. Dort entstehen seine berühmten Werke des Montagne Sainte Victoire und grossformatige Bilder mit den Badeszenen.

 

In seinen letzten Jahren leidet er an Diabetes und Altersdepressionen. Am 15. Oktober 1906 gerät er beim Malen im Freien in ein Unwetter, wird ohnmächtig und mit schwerer Unterkühlung ins Haus gebracht. Eine Woche später stirbt er an einer Lungenentzündung.

 

Die grosse Anerkennung durch Publikum und Kritiker beibt ihm zu Lebzeiten versagt. Aber heute gilt Paul Cézanne als einer der einflussreichsten Anreger der Moderne.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Paul Cézanne (1839-1906).

Am Quai de Bercy in Paris, 1873-75.

Kunsthalle Hamburg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Entführung, 1867.

 

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Mutter und Schwester, 1868.

 

 

1861-1871: Cézannes dunkle Periode

 

Die Gemälde «Die Entführung» und «Mutter und Schwester» sind Beispiele aus Cézannes Frühzeit. Hier orientiert er sich noch am Realismus von Delacroix und Courbet. Kontrastreich, dunkle Töne aus Schwarz und Braun, starke Schatten.

 

Siebzehnmal soll er versucht haben, mit seinen Werken im «Salon de Paris» aufgenommen zu werden, ohne Erfolg. 1885 gibt er es auf und zeigt ab da seine Werke nur noch bei den «Refusés» und an eigenen Ausstellungen.

 

 

>mehr über den Salon de Paris

 

 

 

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Badende,
1874-75. Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

1872-1882: Cézanne als Impressionist?

 

Schluss mit Schwarz. Seine Gemälde werden farbig und leicht, mit locker gesetzten Pinselstrichen – aber vom Stil der Impressionisten doch weit entfernt. Diese zeigen die Stimmungen meist in zerfliessenden Farben. Cézannes Figuren dagegen sind flächtig und weisen Konturen auf.

 

Dank der Vermittlung des «echten» Impressionisten >Camille Pissarro kann Cézanne 1874 einige seiner Werke in der >Ausstellung der Impressionisten zeigen. Sie fallen aber im Publikum und bei den Kritikern genau so durch wie die Arbeiten der «echten» Impressionisten – die Zeit dafür ist noch nicht reif.

 

 

>mehr über den Impressionismus

 

 

Berühmt wird Cézanne mit seiner Theorie der
Kugeln, Kegel und Zylinder. Er formuliert das so:

«Alles in der Natur modelliert sich nach Kugel, Kegel und Zylinder. Man muss auf Grund dieser einfachen Formen malen lernen, dann wird man alles machen können, was man will.»

 

 

 

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Der Knabe mit der roten Weste, 1888-90.

 

 

1883-1985: Das Spiel mit den Flächen

 

Cézanne löst sich vom Impressionismus. Er schafft jetzt farbige Flächen und sagt dazu:

 

«Ich entwerfe meine Flächen auf der Palette. Sie müssen deutlich in Erscheinung treten. Aber sie müssen richtig verteilt sein. Alles muss zusammen spielen und doch wieder Kontraste bilden...».

 

Das Bild aus dem Jahr 1888 heisst «Der Knabe mit der roten Weste». Sammlung Bührle, Zürich.

 

 

 

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Selbstportrait mit Palette, 1890.

 

 

1890: Der Künstler mit 51 Jahren

 

«Selbstportrait mit Palette». Stiftung Sammlung E.G.Bührle, Zürich.

 

1895 kommt Cézanne endlich zu seiner ersten Einzelausstellung. Er zeigt 150 Gemälde in einer Pariser Galerie und schafft es, einige davon zu verkaufen.

 

 

 

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Die Kartenspieler, 1894-95.

 

 

1894-95: Die Kartenspieler

 

Von diesem Sujet existieren fünf Versionen. Als Modelle standen Cézanne Tagelöhner und Bauern Modell. Dieses Gemälde – es ist die fünfte Version – hängt in Paris im Musée d'Orsay.

 

 

 

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Montagne Sainte Victoire, 1885-87.

 

 

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Montagne Sainte Victoire, 1902.

 

 

1885-1902: Cézannes Lieblingsberg

 

Vom Montagne Sainte-Victoire in der Nähe von
Aix-en-Provence ist er ganz besessen. Er malt und zeichnet ihn über 80 Mal – in allen Stimmungen, von allen Seiten.

 

Hier zwei Beispiele, einmal Aquarell, einmal Öl. Das Aquarell aus den Jahren 1885-87 ist heute in der National Gallery of Scotland in Edinburgh zu sehen.

 

Unten: Das aus farbigen Klecksen bestehende Bild weist sogar leere Leinwandstellen auf, die mit ins Bild einbezogen werden. Kunsthaus Zürich.

 

 

 

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Cinq Baigneurs,
1880-82. Kunstmuseum Basel.

 

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Cinq Baigneuses,
1885-87. Kunstmuseum Basel.

 

 

Badende in der Landschaft

 

Noch so ein beliebtes Motiv von Paul Cézanne. Von 1870 bis zu seinem Lebensende zeichnet und malt er Badende in der Landschaft. Dabei experimentiert er mit verschiedenen Stilrichtungen.

 

Die männlichen Badeszenen gehen meist in die Erinnerung an Cézannes Jugend zurück und in die Zeit, die er mit Emile Zola und seinen Freunden an Flussufern beim Schwimmen und Diskutieren verbrachte. Darstellungen mit männlichen Badenden sind relativ selten.

 

Die grosse Mehrheit mit dem Motiv Badende besteht aus Darstellung von nackten Frauen. Dabei geht es dem Künstler aber nicht nur um die Abbildung von Figuren – er setzt sich auch konsequent mit den Themen Anordnung, Gruppierung und Raumaufteilung auseinander.

 

 

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Fotos / Diashow

Ausstellungen

 

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Der Zeichner Cézanne

 

Ausstellung vom 10. Juni bis 24. September 2017 im Kunstmuseum Basel. Sie zeigt auf, dass Cézanne auch ein begabter Zeichner war. Die meisten Werke stammen aus dem Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel.

 

 

 

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