Venezia: Museo Civico Correr


Napoleonisches auf dem Markusplatz. Der Bau des «napoleonischen Flügels» (ganz hinten im Bild), in dem sich der Eingang zum Museo Correr befindet, geht auf die Jahre zurück, in denen Venedig Teil des Königreichs Italien war.

 

Museo Correr am Markusplatz.
Foto QMeuh, WikiCommons.

 

 

Die so genannte «Ala Napoleonica» wurde 1810 errichtet – als Verbindungsflügel zwischen den alten und den neuen Prokuratien. «Procuratie» ist die Bezeichnung für die venezianische Baubehörde, die hier am Markusplatz ihren Sitz hat und schon seit dem Mittelalter besteht.

 

In den «neuen Prokuratien» (links im Bild) liess Napoleon nach seiner Eroberung Venedigs Wohnräume für sich selbst einrichten.

 

 

Napoleons Ballsaal – heute Museum

 

 

 

«Correr» heisst das Museum nach dem venezianischen Kunstsammler Teodoro Correr (1750–1830). Dieser hinterliess der Stadt Venedig seine komplette Sammlung von Büchern, Manuskripten, Kunstgegenständen und Gemälden. Das Museo Civico Correr ist heute ein städtisches Museum, das die Geschichte Venedigs dokumentiert und darüber hinaus auch eine gut dotierte Pinakothek mit Gemälden venezianischer und internationaler Künstler beherbergt.

 

 

Vittore Carpaccio (1456-1525).
Madonna con Bambino, 1488-89.

 

 

 

 

 

Zudem sind auch ehemalige «Kaiserzimmer» für das Publikum zugänglich. Die Dekoration der Räume stammt aus der Habsburgerzeit und aus der napoleonischen Epoche.

 

Vorübergehend gewohnt hat hier Kaiser Ferdinand I, der 1838 in Mailand zum König von Lombardo-Venetien gekrönt wurde. Und auch das Habsburger Herrscherpaar Franz Josef mit seiner Sissi hielt sich zwischen November 1856 und Januar 1857 in diesen Räumen auf. Sissi kam dann 1861/1862 noch einmal und blieb sieben Monate in Venedig. Es heisst, Franz hätte sie in dieser Zeit ein dutzend Mal besucht und sei jeweils mit dem Zug angereist.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Scuola veneta, Battaglia nel canale
di Mitilene 1690, Ende 17. Jht.

Museo Correr Venezia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der grosse Treppenaufgang in den napoleonischen Flügel des heutigen Museo Correr.

 

Napoleon in Venedig

 

Auf seinem Italienfeldzug ab 1796 liess Napoleon – damals nur General und noch nicht Kaiser – auch Venedig nicht unbehelligt. Eigentlich wollte er mit der Republik Venedig ein Bündnis eingehen – aber der Senat lehnte ab. Am 14. Mai 1797 besetzte er die Stadt und löste die Republik Venedig auf. Die Patrizier wurden ihrer Ämter enthoben.

 

Auf Kunst hatte es Napoleon besonders abgesehen. Aus den Palazzi des venezianischen Adels liess er sogar freskengeschmückte Decken nach Paris transportieren, ebenso zahllose Bilder aus den von ihm «säkularisierten» Kirchen und Klöster.

 

 

Venedig-Ansicht von 1620. Von Gian Battista Arzenti.
Ausschnitt. Museo Correr.

 

 

Das Zeremonien-schiff Bucintoro als Modell.

 

Wie Venedig vor 400 Jahren aussah

 

Ein Highlight der Sammlung Correr ist diese alte Venedigansicht. Ein monumentales Ölgemälde von Gian Battista Arzenti. Das Bild misst 475 x 205 cm und zeigt die Stadt, wie sie um 1620 herum aussah.

 

Gut zu erkennen der Verlauf des Canal Grande und das Herz der Stadt, der Markusplatz mit Dogenpalast, San Marco und Campanile. Einige der heute berühmten Palazzi fehlen noch. Und auch die Kirche Santa Maria della Salute. Deren Bau wurde erst zehn Jahre später, 1630, begonnen – nach der Pestepidemie, von der die heilige Jungfrau das Volk erlöste, so die Legende.

 

Auf der Karte zu erkennen ist auch jenes berühmte Schiff, das die Dogen für zeremonielle Anlässe benutzten: Der «Bucintoro». Im Museum Correr ist ein vergoldetes Modell davon zu sehen.

 

>Details der Arzenti-Venedigkarte

 

 

Marco Polos Testament vom
9. Januar 1323.

 

Detail.

 

Das Testament des Marco Polo

 

Einer der berühmtesten Söhne Venedigs ist der Weltreisende Marco Polo (1254-1324), um den sich so viele Legenden ranken. Er soll ganz Asien bereist und schliesslich als Präfekt in den Diensten des Kublai Khan gestanden haben.

 

Dass Marco Polo gelebt hat, ist heute unbestritten. Das Museo Correr zeigt ein Faksimile des vom Notar Giovanni Giustinian beglaubigten Testamentes vom 9. Janaur 1323. Es ist nur schwer leserlich, aber darin soll stehen, wen Marco Polo als seine Erben festlegte. Es handelt sich um ausschliesslich weibliche Personen: Seine Frau Donata Badoer und seine Töchter Fantina, Bellela und Moreta.

 

Seine Tochter Fantina scheint dann mit ihrem Erbe nicht ganz glücklich gewesen zu sein. Sie reichte später eine Klage ein. Wie diese ausging, ist unbekannt, aber aus der Klageschrift wird immerhin klar, dass Marco Polo ziemlich wohlhabend gewesen sein muss. Es ist da die Rede von kostbaren Seiden und Stoffen, Gewürzen und vor allem von Reisepässen aus reinem Gold, die er direkt vom Grosskhan erhalten haben soll.

 

 

 

   

Highlights aus der Correr-Gemäldesammlung (Pinakothek)

 

Giovanni Bellini (1435-1516). Pietà tra due angeli, 1453-55.

 

 

Giovanni Bellini

 

Der Malerstar Bellini ist im Museo Correr stark vertreten. Die meiste Zeit seines Lebens arbeitete der Künstler in seiner Heimatstadt Venedig. Von der Stadt erhielt er gute öffentliche Aufträge, so auch für Wandbemalungen im Dogenpalast, in der «Sala del Consiglio Maggior», dem Sitzungssaal des Ältestenrates von Venedig. 1483 ernannte ihn die Republik Venedig zum offiziellen Maler. Viele von Bellinis Werken wurden 1577 bei einem Brand im Dogenpalast Opfer der Flammen.

 

>mehr über Giovanni Bellini

 

 

 

Vittore Carpaccio (1456-1525). Zwei Venetianerinnen, 1490-1510.

 

 

 

Carpaccios umstrittene Kurtisanen

 

Ein viel diskutiertes Gemälde des venezianischen Malers Vittore Carpaccio. Bis heute wird darüber gestritten, was es darstellt. Bis ins 19. Jht galten die zwei abgebildeten Damen als Kurtisanen. Moderne Kunsthistoriker wiesen dann aber darauf hin, dass es sich eher um Damen aus einer Patrizierfamilie handeln könnte. Dafür sprachen die feine Kleidung, die Perlenketten sowie mehrere Objekte, die Symbole der Keuschheit darstellen. Zum Beispiel die weissen Tauben, der Symbolvogel der Venus.

 

Das im Museo Correr ausgestellte Bild macht nur einen Teil des ursprünglichen Gesamtbildes aus. Wie gross es wirklich war, ist unbekannt.

 

Der obere Teil der Tafel, Hunting on the Lagoon genannt, befindet sich im Getty Museum in New York. Diese Tafel wurde erstmals 1944 der Öffentlichkeit präsentiert. Sie zeigt fein gekleidete Männer in mehreren Booten bei der Jagd auf Kormorane und passt genau als Oberteil zum Bild mit den zwei Damen. Es wird vermutet, dass noch weitere Tafeln dazu gehören. Wahrscheinlich ist, dass es sich einst um ein zusammenklappbares Diptychon handelte. Die dazu fehlenden Elemente sind aber bisher nicht aufgetaucht.

 

Das vermutliche «Gesamtbild» spricht wohl auch eher dafür, dass es sich nicht um Kurtisanen, sondern um Patrizier-Damen handelt, die auf die Rückkehr ihrer Männer von der Jagd warten.

 

 

 

Lorenzo Lotto (1480-1557). Madonna con Bambino e angeli, 1575-99. Museo Correr Venezia

 

 

 

Lorenzo Lotto

 

Er ist zwar in Venedig geboren, aber es heisst, dass er dort nicht sehr erfolgreich war. Trotzdem wurde er 1531 zusammen mit >Tizian von der dortigen Zunft in ein zwölfköpfiges Gremium gewählt, das für die Verteilung von beachtlichen Geldern aus dem Nachlass des Malers Vincenzo Catena an bedürftige Mitglieder der Zunft verantwortlich war.

 

Lotto gilt bis heute als führendes Zunftmitglied für religiöse Gemälde. Dies ist umso erstaunlicher, als er offenbar mit der Reformation liebäugelte, die in Venedig gar nicht gut ankam. Am Ende seines Lebens soll er in grossen finanziellen Schwierigkeiten gesteckt haben.

 

 

Sala d'Oro, Biblioteca
Marciana mit Deckengemälden von Veronese.

 

 

Paolo Veronese (1528-1588). La musica.

 

 

Paolo Veronese

 

Er stammt aus Verona. Den Spitznamen «Veronese» verpasst man ihm, als er sich ab 1554 definitiv in Venedig niederlässt, da ist er 26jährig. Nun macht er sich an die Arbeit im Dogenpalast und malt hier Deckenfresken für zahlreiche Säle. Auch in der Kirche San Sebastiano hinterlässt er bedeutende Werke.

 

1556/57 erhält er – zusammen mit anderen Malern – den prestigeträchtigen Auftrag, die Decke der «Libreria Marciana» (heute Museum Correr) zu gestalten. In der Jury, die die Künstler dafür auswählt, sitzt auch Tizian. Der scheint vom Können Veroneses ziemlich angetan gewesen zu sein. Für das allegorische Werk «La Musica» lobt ihn Tizian sogar öffentlich.

 

Zu Veroneses grossen Werken gehört das «Gastmahl im Hause Levi». Es ist zu seiner Zeit das grösste Ölgemälde auf Leinwand der Welt – mit einer Breite von unglaublichen 13 Metern. Heute in der >Accademia zu sehen.

 

 

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