Liebighaus Frankfurt
– das Haus der Skulpturen


Mehr als 3'000 Werke der Bildhauerei umfasst die Sammlung. Und deckt nahezu fünf Jahrtausende ab – von der Antike über das Mittelalter bis zum Klassizismus. Die älteste Skulptur ist sumerisch und stolze 4500 Jahre alt.

 

Herzstück des Museums ist eine stattliche Villa mit Turm, die sich 1896 der böhmische Textilfabrikant Heinrich Baron von Liebig (1839-1904) bauen liess. Liebig verkaufte dann seine Villa der Stadt Frankfurt. Dies zu einem Vorzugspreis – allerdings unter der Bedingung, dass die Stadt hier «auf ewige Zeiten» ein öffentliches Kunstmuseum erstellen würde. Frankfurt griff zu und kam so zu einer prächtigen Kulturstätte samt Garten und Erholungspark am südlichen Ufer des Mains.

 

 

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Villa Liebighaus Frankfurt

 

 

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Athena und Marsyas im Park

 

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Parkanlage und Restaurant

 

 

Schon 1908 erfolgte die erste Erweiterung durch
einen Galerietrakt, und 1989 kam ein moderner Ergänzungsbau dazu, der heute vornehmlich für Sonderausstellungen genutzt wird.

 

 

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Sonderausstellung «Bunte Götter»

vom 30.1.2020 bis 26.9.2021

 

 

peploskore

 

Waren die antiken Statuen tatsächlich so farbig?

Dieser hoch umstrittenen Frage geht die Ausstellung «Bunte Götter» im Liebieghaus nach.

 

Bild: Experimentelle Farbrekonstruktion der so genannten Peplos Kore als Artemis von Tauropolos. Das Original aus dem Jahr 520 v.Chr. weist zahlreiche Farbspuren auf und diente als eine der Grundlagen für die Annahme, dass antike Statuen bunt waren. Es ist im Besitz des Akropolis Museum Athen.

 

 

>mehr über die Ausstellung «Bunte Götter»

 

>Website Liebighaus Frankfurt

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)
Ausgelassener Umzug von Satyrn und Mänaden um das Bild der Verstorbenen. Relief Rom ca. 200 n.Chr. Marmor. Liebighaus Frankfurt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sumerische Beterfigur aus Mesopotamien. Sumer, 2500-2350 v.Chr. Kalkstein.

 

Antike Kunst – 4500 Jahre alt

 

Diese Beterfigur stammt aus Mesopotamien und dürfte um 2500 v.Chr. im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris (im heutigen Irak) gefertigt worden sein. Dort siedelt man die Wiege der Zivilisation an, dort wurde auch die Schrift erfunden.

 

Es ist die älteste Skulptur der Liebighaus-Sammlung und enthält eine Inschrift, die ursprünglich sumerisch war und dann durch eine akkadische (=altsemitische) ersetzt wurde: «Für den Gott Lugal-asal hat der Priester Bazi dies geweiht». Farbspuren zeigen, dass wohl die ganze Figur einst farbig gefasst war.

 

 

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Schakalköpfiger Gott. Relief aus dem Totentempel des Pharao Sahure, Abusir, Altes Reich 5. Dynastie, 2480 v.Chr. Kalkstein.

 

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Göttin Sachmet, Karnak. Neues Reich, 18. Dynastie, 1375 v.Chr. Granit.

 

Ägyptische Gottheiten in Tiergestalt

 

Fast so alt sind auch die ältesten Fundstücke aus Ägypten. Ein Kalkstein-Relief aus dem Totentempel in Abusir des Pharaos Sahure aus dem Alten Reich der 5. Dynastie stammt von 2480 v.Chr. und zeigt Anubis, den schakalköpfigen Gott.

 

Auch die Göttin Sachmet wird durch eine Tiergestalt verkörpert, den Löwen. Aus Karnak stammt diese wunderschöne Granitfigur aus der 18. Dynastie, also etwa um 1375 v.Chr.

 

Allein im Tempel von Karnak waren mehr als 700 Statuen der Göttin Sachmet aufgestellt.

 

Zur Sammlung gehören auch zahlreiche Sarkophage und Särge, die so gut erhalten sind, dass man die Farben und und die Hieroglyphen bis heute erkennen kann.

 

Ein besonders schöner Holzsarg der Priesterin
Iset-en-heb wurde in Theben gefunden und stammt aus dem 7. Jahrhundert vor Christus.

 

 

 

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Marmorstatue eines griechischen Diskuswerfers, 5.Jht v.Chr., römische Nachbildung. Ev. Hyakinthos, möglicherweise aber auch nur ein griechischer Sportler.

 

Antikes Griechenland

 

Das Original dieser Marmorskulptur stammt von einem der berühmtesten griechischen Bildhauer, Naukydes (5./4. Jht v.Chr.), der aus der Bildhauer-Familie von Patrokles stammt. Auch seine Brüder Daidalos und Periklytos waren Bildhauer.

 

Von Naukydes Original des Diskophoros sind mehrere römische Nachbildungen erhalten, so im Louvre Paris, im Vatikan und dieses Exemplar hier im Liebighaus Frankfurt.

 

Jahrhundertelang sah man in diesem Diskuswerfer die tragische Figur des Hyakinthos, der von Apoll geliebt wird. Beide üben sich im Diskuswurf, was Zephyros, den göttlichen Westwind, eifersüchtig macht. Dieser lenkt Apollons Diskus so, dass er Hyakinthos tödlich trifft. Aus seinem Blut, das in die Erde tropft, entsteht die Hyazinthe.

 

>mehr über Hyakinthos und Apoll

 

 

 

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Aphrodite mit
dem Erosknaben. Pompeji, 1. Jht n.Chr., Marmor, mit Vergoldung. Museo Archeologico Nazionale di Napoli.

 

 

Die römische «Bikini-Venus»

 

Einen extrem interessanten Fund machte man 1954 in Pompeji: Die Statuengruppe der Aphrodite mit dem Erosknaben, die so genannte «Bikini-Venus».

 

Die Marmorfigur weist Vergoldungen und Farbreste auf. Man hat ihr den Namen «Bikini-Venus» verpasst, obwohl sie eigentlich gar kein Bikini trägt, sondern nur einen goldenen Bustier – und sonst nichts.

 

Für die «Farbenforscher» (oder Polychromie-Forscher) war der Fund ein Glücksfall. Weil beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n.Chr. alles unter Asche begraben wurde, blieben die Farben extrem gut erhalten.

 

 

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Johannes-Schüssel, Wien, 1480-90. Laubholz. Künstler unbekannt.

 

Grausliges aus dem Mittelalter

 

Die Sammlung mittelalterlicher Skulpturen umfasst Werke aus mehr als sechs Jahrhunderten und gibt einen guten Einblick in die zumeist christliche Bildhauerkunst zwischen dem 9. und 16. Jht.

 

Die Abbildung der Johannes-Schüssel ist ein Werk, das im Mittelalter viele Künstler angepackt haben. Es zeigt das abgeschlagene Haupt Johannes des Täufers in einer flachen Schüssel, die an Salome übergeben wird.

 

>mehr über Johannes den Täufer

 

 

 

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Barthélemy Prieur (1536-1611). Schwarze Venus, Paris, 1600. Bronze.

 

Von Renaissance bis Klassizismus

 

Das Liebieghaus beherbergt auch eine erlesene Sammlung neuzeitlicher Figuren vom 15.-19. Jht, von der Renaissance über den Manierismus, den Barock und das Rokoko bis hin zum Klassizismus.

 

Ein bemerkenswertes Werk des >Manierismus stammt vom französischen Bildhauer Barthélemy Prieur, dem Hofbildhauer von König Henri IV. Die «Schwarze Venus» verkörpert die Merkmale des Manierismus ideal: Eine verdrehte Körperhaltung und Exklusivität: negroide Gesichtszüge. Erstmals wird eine schwarze Frau als Beispiel weiblicher Schönheit künstlerisch verarbeitet.

 

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Fotogalerie

   
   

Sonderausstellung bis 26.9.2021: Bunte Götter

 

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Venus von Milo, Louvre, Paris.

 

 

 

 

Farben der Antike –

waren die Skulpturen einst bunt?

 

Fällt schwer, sich das vorzustellen. Wer zum Beispiel vor der schönsten Frau der Antike – Venus von Milo im Pariser Louvre – steht, ist von ihrer Gestalt und der Pracht des weissen Marmors überwältigt.

 

Und diese Figur soll einst farbig gewesen sein? So wie alle Statuen der Antike? Eine ausgesprochen gewöhnungsbedürftige Vorstellung.

 

Genau das aber wollen die Archäologen Vinzenz Brinkmann und Ulrike Koch-Brinkmann mit dieser Ausstellung beweisen. Sie sind felsenfest davon überzeugt: Die Götter- und Heldenfiguren wiesen einst prächtige Farbkleider auf!

 

 

>mehr über die Ausstellung

 

>Film über die Ausstellung

 

>Führung mit Kurator Vinzenz Brinkmann

 

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Fotogalerie Ausstellung «Bunte Götter»

 

 

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