Nein, den Turm zu Babel gibt es definitiv nicht mehr. Und die Stadt auch nicht mehr. Die wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. durch den Perser König Kyros endgültig dem Boden gleichgemacht.
Aber die Überreste der Stadt waren noch da – im Boden versteckt. Zwar nur noch in Form von hunderttausenden von Ziegeln, die zuerst ein französisches Team von Archäologen um 1850 herum entdeckte. Und nichts damit anzufangen wusste. Man dachte, es seien irgendwelche Zierziegel.
Um 1900 herum stiessen dann deutsche Forscher auf die Überreste von Mauerfragmenten. Man buddelte tiefer und fand heraus: Hier muss einst der Palast des legendären Königs Nebukadnezar II, der von 605 bis 562 v.Chr. über Babylon herrschte, gestanden haben! Unter der Leitung des Archäologen Robert Koldewey wurden die Ruinen eines Stadttores und einer Prozessionsstrasse freigelegt.
An einen Aufbau vor Ort war nicht zu denken, denn die Ziegel waren schon zu sehr verrottet und vom Salz zerfressen. Also kam man auf die ziemlich verrückte Idee, die Fundstücke ausser Landes zu bringen und in Deutschland wieder aufzubauen. Man verpackte die Glasurziegel in hunderte von Kisten und verschiffte sie nach Berlin. Dort wurden die Ziegel jahrelang gewässert, entsalzt und neu gebrannt. Und schliesslich machte man sich daran, das Stadttor und die Prozessionsstrasse wieder aufzubauen – in einem Museum! Was für ein gewaltiges Puzzle!
Es dauerte Jahrzehnte, bis die Rekonstruktion dem Publikum zugänglich gemacht werden konnte. Erst 1930 war es soweit – und nach über 2500 Jahren können sich jetzt die Menschen wieder eine Vorstellung machen über diese prachtvolle und legendäre Stadt des alten Mesopotaniens.
«Mushussu» heisst dieses Mischwesen aus
Schlange und Drache mit Schuppen und
Skorpionstachel und ist das Begleittier des
Babylonischen Hauptgottes Marduk.