Man weiss es nicht. Aber man kann darüber trefflich streiten. Dass ihr ein Auge fehlte, merkte man schon bei der Ausgrabung. Ludwig Borchardt liess 1912 intensiv den umliegenden Schutt absuchen, man fand aber lediglich ein paar Bruchstücke der Ohren. Borchardt schloss daraus, dass das Auge «nie vorhanden war». Zum Beweis führte er später an, dass in der leeren Augenhöhle keine Spuren von Bindemittel nachweisbar gewesen seien.
So ging man lange von der Theorie aus, das Auge sei nie eingesetzt worden, und die Büste hätte lediglich als Modell für den Arbeitsprozess gedient.
Im Laufe der Zeit kamen aber auch andere Stimmen auf. Eine besagt, dass frühere Aufnahmen in der leeren Augenhöhle sichtbare Spuren des gleichen Farbkörpers wie im rechten zeigten.
Einer anderen Theorie zufolge war deshalb das Auge vorhanden, später jedoch herausgefallen. Auch Zahi Hawass (der Direktor des ägyptischen Museums Kairo) geht davon aus, dass die Büste mit beiden Augen gefertigt und das linke später zerstört wurde.
Was stimmt? Niemand weiss es genau. Der schwer wiegende Fall wurde sogar in einem Roman von Philipp Vandenberg thematisiert. Danach hat der Schöpfer der Büste, Thutmosis, das Werk aus verschmähter Liebe bewusst nicht vollendet, um die Königin zu strafen...
Das «Neue Museum» in Berlin wurde um 1855
in Betrieb genommen und ist
eigentlich ein
Erweiterungsbau des «Alten Museums».