Théodore Géricault (1791-1824)


Ein grosser Name in der französischen Malerei. Er gilt als wichtiger Representant der Romantik. Da er aber nur 33 Jahre alt wurde, bleibt die Zahl der von ihm geschaffenen Werke überblickbar.

 

Sein bedeutendstes Werk hängt im Louvre:

Es ist fast 5 Meter hoch und über 7 Meter breit und zieht die kunstinteressierten Massen an. Es heisst «Le Radeau de la Méduse» (Das Floss der Medusa).

 

Bei Medusa denkt man automatisch an die >Medusa aus der Griechischen Mythologie – aber damit hat das Gemälde rein gar nichts zu tun. Es ist eine dramatische Darstellung einer der grössten französischen Schiffskatastrophen.

 

Was war geschehen?

 

1816 hatte England die während der Napoleonischen Kriege besetzte westafrikanische Kolonie Senegal an Frankreich zurückgegeben. Dies war für die französische Regierung der Anlass, vier Fregatten mit Infanteristen zum Schutz des Übersee-Besitzes sowie von Verwaltungsbeamten und Forschern nach Senegal zu entsenden.

 

Die Fregatte «Méduse» gehörte diesem Konvoi an. Sie hatte rund 400 Personen an Bord, als sie auf Grund lief. Als man das Schiff nicht mehr frei bekam, befahl der Kapitän den Bau eines Flosses aus den Masten und Rahen der Méduse, da für die 400 Menschen an Bord nur sechs Rettungsboote vorhanden waren.

 

Das riesige Floss mit den Massen von 8 × 15 Metern hätte 147 Menschen aufnehmen sollen. Die Rettungsboote hätten das Floss rudernd an Land ziehen sollen. Aber die Mannschaften zogen es vor, sich selbst zu retten.

 

Also kappte man die Seile und überliess das Floss der See. Unter den langsam Verdurstenden brach Panik aus. Es kam zu Fällen von Kannibalismus. Von den 147 Schiffbrüchigen auf dem Floss überlebten nur 15 Personen. Der für die Marine zuständige Minister und über 200 verantwortliche Marineoffiziere wurden gefeuert.

 

Heute gilt das monumentale Gemälde im Louvre als grosses Meisterwerk der französischen Malerei. Es sei «Teil des französischen Selbstbildes wie die Mona Lisa oder der Eiffelturm», heisst es. Damals wurde das Gemälde vom >Salon de Paris aber nicht einmal angenommen.

 

 

 

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Monument à Théodore Géricault.
Von Antoine Etex (1808-1888). Bronze.
Die Kupferplatte im Sockel zeigt Géricaults
berühmtestes Bild: «Das Floss der Medusa».
Das Monument steht im Friedhof Père-Lachaise
in Paris. Foto © Rama, Wiki Commons.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt):

Théodore Géricault (1791-1824).
Das Floss der Medusa, 1818-19.

Masse 7.16 x 4.91 Meter.
Musée du Louvre Paris.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Théodore Géricault by Alexandre Colin
1816. Foto ©
Jonathan Miles
aus «The Wreck
of the Medusa»,
WikiCommons.

 

Géricaults kurzes Leben

 

Er kommt 1791 in Rouen zur Welt, als Sohn eines Rechtsanwalts. 1796 übersiedelt die Familie nach Paris. Im Atelier von Carle Vernet übt er sich in Jagdszenen.

 

1811 tritt er in die Ecole des Beaux-Arts in Paris ein. Im Louvre befasst er sich mit dem Kopieren grosser Meister wie Tizian, Prud'hon, Rembrandt und Rubens. In seinem eigenen Repertoire finden sich vor allem Werke von Reiterszenen, die er in einer Mischung von Romantik und Realismus darstellt. Er malt aber auch Pferde, Landschaften und Porträts.

 

Théodore Géricault stirbt 1824 an den Folgen eines Reitunfalls im Alter von nur 33 Jahren.

 

 

 

officier

 

1812: Chasseur de la Garde

 

Sein erstes wichtiges Werk ist das Reiterbild des Leutnants Dieudonné in heroischer Pose. Er malt es innert fünf Wochen und reicht es dem Salon de Paris ein, wo es ausgestellt wird. Mit ganzem Namen heisst es «Officier de chasseurs à cheval de la garde impériale chargeant». Musée du Louvre, Paris.

 

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1815: Tête de cheval blanc

 

Ein Beispiel seiner Fähigkeiten als Pferdemaler.
Musée du Louvre, Paris.

 

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1816: Romantische Landschaft

 

Seine Lieblingsmotive sind zwar Reiter- und Pferdeszenen, aber er macht sich auch einen Namen als Landschaftsmaler. Dieses Gemälde aus dem Jahr 1816 heisst «Heroische Landschaft mit Fischern» und hängt in der Neuen Pinakothek in München.

 

 

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1819-22: Der Geisteskranke

 

Eines seiner bekanntesten Porträts ist in Winterthur zu sehen: In der Sammlung Oskar Reinhart
>Am Römerholz
Winterthur. Es zeigt einen «Geisteskranken mit militärischem Grössenwahn» in eindrucksvollem Realismus.

 

 

Géricaults berühmtestes Werk: Le Radeau de la Méduse.

 

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Théodore Géricault (1791-1824). Das Floss der Medusa, 1818-19. Musée du Louvre Paris.

 

 

 

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Detail.

 

 

 

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Detail.

 

1819: Das Floss der Medusa

 

Das monumentale Gemälde von fünf auf sieben Meter hängt im Louvre. Géricault hatte sein Werk 1819 am >Salon de Paris unter dem Titel «Szene eines Schiffbruchs» eingereicht. Wohl wissend, dass er mit dem Bild den alten Skandal aufkochen und die Franzosen noch einmal schmerzlich an die vor drei Jahren erlebte Schiffskatastrophe erinnern würde.

 

Die «Méduse» war 1816 vor der Westküste Afrikas auf eine Sandbank aufgelaufen. Mit 400 Menschen an Bord. Ein Teil davon konnte sich mit Beibooten retten. Für 147 bastelte man ein Notfloss, das dann steuerunglos im Atlantik trieb. Als die Vorräte zu Ende gingen, kam es zu dramatischen Szenen und sogar zu Kannibalismus. Nur 15 Menschen überlebten.

 

Lieber hätte man die Sache vergessen gemacht. Doch mit Géricaults Werk kam der ganze Wirbel nochmals auf. Das verübelte man dem Künstler und verweigerte dem Gemälde am Salon die verdiente Anerkennung. Unter dieser «Niederlage» litt er bis zu seinem Tod.

 

Géricault nimmt sich auf diesem Bild viele Freiheiten. Es gab keinen Sturm während der zwei Wochen Leiden auf See, ebensowenig wie drohende Gewitterwolken. Zudem dürften die Infanteristen kaum nackt gewesen sein. Der rechts unten im Wasser hängende Körper wurde von Géricault kurz vor der öffentlichen Präsentation am Salon aus kompositorischen Gründen nachträglich hinzugefügt, um eine Pyramidenform der Leiber zu erzielen.

 

Um das Gemälde möglichst naturalistisch hinzubekommen, macht er zahlreiche Studien mit Kranken, Verletzten und Leichnamen in Pariser Krankenhäusern. Seine Malweise wirkt zwar noch romantisch, die Darstellung von Körpern zeigt aber realistische Genauigkeit.

 

 

schiff

Thomas
Whitcombe
(1763-1824). ©National
Maritime Museum London.

 

Die «Méduse» war eine Fregatte

 

Das Bild zeigt nicht die Méduse, aber ein Schiff der selben Klasse. Sie zählte zum Zeitpunkt des Unglücks (1816) zu den modernsten Schiffen der französischen Marine.

 

Sie war mit achtundzwanzig 18-Pfünder-Kanonen, zwölf Karronaden (leichten Kanonen) und vier Mörsern bestückt. Die Méduse wurde von den Franzosen verwendet, um englische Handelsschiffe abzufangen, die aus Ostasien nach Grossbritannien zurückkehrten.

 

 

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Der Plan des Flosses der «Méduse»

 

Im Louvre ist der originale Plan des grossen Flosses zu sehen, das der Kapitän der «Méduse» aus Masten und Rahen des auf Grund gelaufenen Schiffes bauen liess. Es mass 8 x 15 Meter und sollte der Rettung von 147 Soldaten dienen.

 

Nach zweiwöchiger Irrfahrt auf See waren nur noch 15 Menschen am Leben. Die Verdurstenden griffen zum letzten Mittel: sie ernährten sich von Menschenfleisch. In Streifen geschnittenes Fleisch wurde zum Trocknen in die Sonne gehängt.

 

 

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Die Medusa in der griechischen Mythologie

 

Wer war die sagenhafte Medusa, nach der die französische Fregatte benannt war?

 

>mehr über die Medusa

   

 

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