Venezia: Palazzo Fortuny


Eigentlich ist das Museum vor allem an Mode- und Textilienfans gerichtet – aber es stellt auch einen wenig bekannten spanischen Maler vor: Mariano Fortuny y Madrazo. Ob seine malerischen Werke die ganz grosse Kunst sind, sei dahin gestellt. Aber die Lebensfreude, die sie verbreiten, lässt auf einen Künstler schliessen, der das Leben in seinem Palazzo genoss. Als Modemacher zog er die Damen an, als Maler zog er sie aus... Sein Lieblingsmotiv ist ganz offensichtlich der weibliche Akt.

 

Namensgeber des Palazzo ist die spanische Familie Fortuny. 1889 übersiedelte sie nach Venedig. Mariano Fortuny, der Sohn des spanischen Malers Maria Fortuny, entwickelte sich dann zum Modeschöpfer – daneben malte er aber auch. 1892 erwarb er in Venedig den Palazzo, der heute seinen Namen trägt. Hier richtete er ein Mal- und ein Fotoatelier ein, dazu eine Stoffdruckerei und eine Schneiderei.

 

 

Fortunys Palazzo seit 1892

 

Mariano Fortuny y Madrazo (1871-1949)

 

 

 

Mit seinem Modebusiness war Mariano Fortuny international erfolgreich – vor allem in Paris. Später kamen Niederlassungen in London, Madrid und New York dazu, wo er seine Kreationen verkaufte. Seine berühmteste Kundin soll die Schauspielerin Sarah Bernhardt gewesen sein.

 

 

Fortuny-Modekreationen

 

 

Als Maler war Mariano Fortuny bis 1942 auf allen Biennalen in Venedig vertreten. In den Räumen des Palazzo Fortuny sind auch Wandgemälde und Werke seines Vaters Maria Fortuny zu sehen.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Mariano Fortuny (1871-1949).

Tondi dipinti, 1915-28.

Palazzo Fortuny, Venezia.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kreationen für Paris, London, New York, Madrid...

 

 

 

Der Modeschöpfer Fortuny

 

Im 1892 erworbenen Palazzo richtet sich Mariano Fortuny nicht nur ein Malstudio und ein Fotoatelier ein, sondern auch eine Schneiderei sowie eine Stoffdruckerei und -Färberei. Hier beschäftigt er ein Dutzend Arbeiterinnen.

 

An seiner Seite arbeitet auch seine französische Frau Henriette Negrin. Diese ist Expertin für natürliche Farbstoffe. Zusammen entwickeln sie neue Methoden der Textilfärbung und des Stoffdrucks. Ihre erfolgreichste Spezialität ist ein hauchdünner, plissierter Seidensatin, dessen Herstellung sich Fortuny 1909 in Paris patentieren lässt.

 

In seinen Entwürfen für Damenkleider nimmt Fortuny gerne Formen der Antike auf und feiert damit Erfolge. 1911 stellt er seine Stoffe und Kreationen in Paris aus. Kurz darauf eröffnete er in Paris eine Boutique, später kommen Niederlassungen in London, Madrid und New York dazu.

 

 

 

Mariano Fortuny (1871-1949). Selbstporträt, 1895.

 

 

 

 

Der Maler Fortuny

 

Als 1895 die Biennale di Venezia gegründet wird, gehört Fortuny zu den 285 Künstlern, die dort erstmals ihre Werke zeigen. Es heisst, Fortuny hätte dann an sämtlichen Biennalen bis 1942 ausgestellt. Dennoch ist sein Name kein international klingender geworden.

 

Die Werke, die in seinem Atelier und in weiteren Räumen des Palazzo Fortuny ausgestellt sind, zeigen vor allem: viel Lebensfreude, viele Akte.

 

Mariano Fortunys weibliche Akte orientieren sich gern an antiken Vorbildern der römisch-griechischen Mythologie und sind reich mit Blumen und Pflanzen dekoriert.

 

Einige seiner Werke bewegen sich im Grenzbereich des Kitsches, – aber sie erfreuen das Auge. Und vor allem erfreuten sie den Künstler ganz offensichtlich selbst: Das Malen solcher antiker Motive scheint ihm – neben seiner Business-Tätigkeit als Stoffveredler und Modeschöpfer – viel Spass bereitet zu haben.

 

 

Träumen im Zaubergarten.

 

 

 

 

Kunst im Zaubergarten

 

Fortunys Palazzo in Venedig sollte für ihn nicht nur Arbeitsstätte sein, sondern auch eine private Traumwelt. So gestaltet der Künstler für sich mehrere Räume, in denen er seiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Als «Gesamtkunstwerke» – geschaffen von ihm selbst in den Jahren 1915 bis 1928.

 

Als versierter Textilfachmann erfindet er spezielle Bilderrahmen aus Hanfstoff und Papier, die sich gut an den Wänden befestigen lassen.

 

In seinem Zaubergarten tummeln sich allegorische Figuren, Satyrn und exotische Tiere, eingebettet in üppigen Pflanzenmotive und Girlanden – und vor allem nackte Frauen. In einem weiteren Saal verarbeitet er literarische Motive wie zum Beispiel die Umarmung von Siegmund und Sieglinde aus Richard Wagners Walküre.

Das Mal-Atelier

 

Das Textil-Atelier.

 

 

Mehrere Ateliers

 

Fortuny war ja nicht nur Maler und Modedesigner, sondern befasste sich auch mit Druckgrafik, Radierungen und Typographie, mit Druckpressen und mit Fotografie. Das Fotoatelier beherbergt Experimentiergeräte, die zur Patentierung eines speziellen Fotopapiers führten.

 

Im Textilatelier sind Kleider und Textilien aller Art zu sehen; dazu eine Sammlung von alten Stoffen seiner Mutter, Schnittmuster und so weiter. Wer sich für Mode und Textilien interessiert, der/die findet in diesem Palazzo eine Menge Interessantes.

 

 

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Fotos / Diashow