Museum MAMAC, Nizza


Mit ganzem Namen heisst das spektakuläre Kunsthaus «Musée d'Art Moderne et d'Art Contemporain». Es zeigt allerdings keine klassische Moderne, sondern hat seinen Schwerpunkt in zeitgenössischen Werken ab etwa 1950. Stars des Museums sind Yves Klein, Nikki de Saint Phalle, Andy Warhol und verschiedene französische Künstler. Die

Sammlung soll etwa 400 Werke umfassen. Eröffnet wurde das Haus 1990.

 

 

 

 

Die eindrückliche Architektur von Yves Bayard und Henri Vidal steht einerseits für die Moderne und kontrastiert anderseits eindrücklich zu den Bürgerhäusern rund um die Place Garibaldi. Das Gebäude ist rund 30 Meter hoch und bietet seinen Besuchern die Möglichkeit, über Treppen und Terrassen zum Dach zu gelangen, von wo aus man eine prächtige Sicht auf Nizza hat.

 

 

Die vier Etagen des MAMAC.

 

 

Die Ausstellungsräume sind auf vier Etagen verteilt. In der untersten finden laufend temporäre Ausstellungen statt, die oberen drei Stockwerke sind den Sammlungen vorbehalten.

 

Das MAMAC ist ein Teil des kulturellen «Dreigestirns» der Stadt. In unmittelbarer Nähe befinden sich auch das städtische Theater und eine Bibliothek, die sich punkto Architektur von allem abhebt, was man sich bisher unter einer Bibliothek vorstellen konnte: Ein mächtiger Kubus sitzt auf einem Betonsockel, der die Form eines halben Kopfes hat. Der Kubus ragt dreissig Meter in die Höhe.

 

 

Die Bibliothek von Nizza, im Hintergrund
das MAMAC.

 

Die Bibliothek vom MAMAC aus gesehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Yves Klein (1928-1962). Le globe terrestre, 1961. MAMAC Nice.

 

 

Yves Klein (1928-1962). Pluie bleue (S36), 1957. MAMAC Nice.

 

 

Yves Klein (1928-1962). Chemise avec empreintes des mains et des pieds d'Yves Klein, 1948. MAMAC Nice.

 

Yves Klein (1928-1962)

 

Klein wächst in Nizza auf und besucht 1944-46 die Ecole Nationale des Langues Orientales. Sein erstes Kunstwerk entsteht im Kopf des 18jährigen: ein «unendliches und immaterielles Gemälde». Er erklärt den blauen Himmel zu seinem ersten und grössten Monochrom. Mit dieser Performance nimmt Klein die Idee einer Konzeptkunst der sechziger und siebziger Jahre vorweg. Passt zu seiner damaligen Lektüre des Buches von Gaston Bachelard «L'air et les songes». In diesem Werk wird dem Blau des Himmels ein ganzes Kapitel gewidmet.

 

Blau kommt deshalb in vielen Werken Kleins vor. Im MAMAC ist das Werk «Pluie bleue» aus dem Jahr 1957 ausgestellt. Es besteht aus einem blauen, monochromen Bodengemälde und zwölf feinen Stäben aus mit reinem Pigment bemaltem Holz, die den Regen verkörpern. Das Werk wurde erstmals in der Galerie Colette Allendy in Paris gezeigt, im Rahmen der Ausstellung «Propositions Monochromes».

 

Eines seiner frühesten Werke stammt aus dem Jahr 1948. Es heisst «Chemise avec empreintes des mains et des pieds d'Yves Klein» und besteht aus einer Art Schaufenster, in dem sich ein bedrucktes Hemd mit den Abdrucken seiner eigenen Hände und Füsse befindet.

 

Im Januar 1962 heiratet Yves Klein Rotraut Uecker, die Schwester des Künstlers Günter Uecker, der Mitglied der Künstlergruppe ZERO ist. Ein halbes Jahr später, am 6. Juni 1962, verstirbt Yves Klein im Alter von nur 34 Jahren an einem Herzinfarkt.


 

Nikki de Saint Phalle (1930-2002). La danse (d'après Matisse), 1994. MAMAC Nice.

 

Nikki de Saint Phalle (1930-2002). La Mariée sous l'arbre, 1963-64. MAMAC Nice.

 

Nikki de Saint Phalle (1930-2002). Nana noire upside-down, 1965-66. MAMAC Nice.

 

 

Nikki de Saint Phalle (1930-2002)

 

Das MAMAC verfügt über eine eindrückliche und umfangreiche Sammlung von Nikki de Saint Phalle-Werken.

 

Dieses farbenstarke Gemälde La Danse hat Nikki 1994 nach einem berühmten Werk >Henri Matisse's gemalt. Matisse's nackte Tänzerinnen werden bei Nikki durch bunt bemalte Nanas dargestellt.

 

In La Mariée sous l'arbre von 1963 baut Nikki wie in vielen ihrer Werke Spiel- und Nippsachen aller Art in ihre Komposition ein. Sie hängt Plastikspielzeug, Puppen, Pappmachéköpfe und künstliche Blumen in den Baum, unter dem eine halb lesende, halb schlafende «mariée» liegt. Im Gegensatz zum Baum ist diese gänzlich farblos gehalten.

 

Zu einer ausgedehnten Nikki-Sammlung gehört natürlich auch ihr Markenzeichen, eine Nana. Solche sind im MAMAC in zahlreichen Varianten zu sehen, darunter auch eine «Nana noire, upside-down» aus dem Jahr 1965, die man mitten in einen Raum stellte, damit man sie umrunden und von allen Seiten studieren kann.

 

Nikki de Saint Phalle stammt aus Neuilly-sur-Seine bei Paris, wo sie 1930 zur Welt kam, aber mehrheitlich in den USA aufwuchs.

 

Die Französin hat auch eine schweizerische Nationalität, weil sie 1971 den Schweizer Künstler >Jean Tinguely heiratete. Von Tinguely sind im MAMAC Nice auch mehrere Werke zu sehen.

 

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Sonderausstellung 10.6. bis 1.10.2023

 

Thu-Van Tran

 

 

Thu-Van Tran (1979). Les Couleurs du gris, Serie 2012-2023. MAMAC Nice.

 

Thu-Van Tran (1979). Les Couleurs du gris, Gemälde und Kautschuk- Baumstämme.

 

Thu-Van Tran (1979)

 

Thu-Van Tran ist eine vietnamesische Künstlerin, geboren 1979 in Ho-Chi-Minh-Stadt (einst Saigon). Heute lebt und arbeitet sie in Paris. Ihre Werke sind von Literatur, Architektur und Geschichte geprägt und bestehen aus grossformatigen Gemälden und skulpturalen Kompositionen.

 

In ihrer Ausstellung im MAMAC Nice zeigt sie monumentale Gemälde von bis zu 9 Metern Breite. Im Vordergrund steht ihre Serie Couleurs du gris, die Tran seit 2012 entwickelt hat. Sie verwendet sechs Farben in unterschiedlicher Reihenfolge und unterschiedlicher Deckkraft, was letztlich zu einem farbigen Grau wird. Die sechs Farben haben eine ganz besondere Bedeutung. Es sind die Farben der Fässer, die jene Giftstoffe enthielten, die die US-Army in den 60er-Jahren über Vietnam versprühte: Weiss, Rosa, Blau, Grün, Lila und Orange. Die Farben stehen für das «Rainbow Herbicide», mit dem ganze Wälder vernichtet wurden.

 

Die Baumstämme sind Reproduktionen aus einer Kautschukplantage in Vietnam, die lange Zeit von den Franzosen brutal ausgebeutet wurde – insbesondere von Michelin für die Reifenproduktion. Diese Ausbeutung war letztlich der Auslöser für den Volksaufstand und den folgenden Vietnamkrieg.

 

In ihren Gemälden übersetzt die Künstlerin visuell, was damals passiert ist: Explosionen, Vergiftung des Bodens, Düsternis, Zerstörung und Vernichtung.

 

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Fotos / Diashow