Die Höhlen von Lascaux


September 1940 – mitten im Zweiten Weltkrieg. Die Deutschen haben gerade Paris besetzt. In der Dordgone bei Montignac, etwa zwei Autostunden östlich von Bordeaux, finden vier Burschen in einem bewaldeten Hügel eine Höhle. Der Jüngste ist gerade mal 14 Jahre alt. Sein Hund Robot erschnüffelt den Eingang: ein Loch, 15 Meter tief. Die Burschen klettern hinab, einer nach dem anderen. Und dann stehen sie in einer unterirdischen Kammer und vor einer Sensation: Die weiss mit Kalzit bedeckten Wände sind mit hunderten von Tierzeichnungen bemalt, rot, schwarz, braun, ocker. Prähistorisch, wie Archäologiexperten später herausfinden. 15'000 Jahre alt? 20'000, oder noch viel älter?

 

 

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Hügel bei Montignac mit den Lascaux-Höhlen.
Foto Google Earth.

 

 

Zuerst behalten die vier Burschen ihr Geheimnis für sich. Und erforschen die weitläufige Höhle weiter. Nach ein paar Tagen lüften sie ihr Geheimnis und erzählen ihren Freunden von ihrer Entdeckung. Diese dürfen dann die Höhlen auch besuchen – gegen ein Entgelt von 40 Centimes. Die Burschen vergrössern das Loch, damit noch mehr Leute rein können.

 

Jetzt will das ganze Dorf die Sensation sehen. Die Jungen informieren auch ihren Schullehrer, einen gewissen Léon Laval. Der will das alles zunächst nicht glauben, zwängt sich dann aber auch durch das enge Loch – und ist sich sofort sicher, dass es sich um prähistorische Kunst handelt. Er weist die Jungen an, die Besucher davon abzuhalten, die Gemälde zu berühren. Er zieht den Prähistoriker Abbé Breuil zu. Nun verbreitet sich die Sensation weltweit. Man nennt Lascaux jetzt die «sixtinische Kapelle der prähistorischen Kunst».

 

Die Höhle befindet sich auf Privatgrund des Grafen von LaRochefoucault. Dieser erkennt die kommerzielle Chance und lässt – gegen Bezahlung – täglich bis zu tausend Besucher in die Höhle. Das bekommt den Abbildungen schlecht. Es bilden sich Kondenswasser und Schimmel. 1963 müssen die Höhlen für Besucher geschlossen werden.

 

 

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Saal der Stiere. Foto >www.donsmaps.com

 

 

Da das Interesse an den Höhlen unvermindert hoch bleibt, baut man 1983 etwa 200 Meter daneben ein «Lascaux 2», eine exakte Nachbildung mit der wichtigsten Kammer: «Saal der Stiere». Jährlich besucht von mehr als einer Viertelmillion Menschen.

 

 

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Lascaux-Museum. Foto Google Earth.

 

 

2012 stellt man auch noch eine Wanderausstellung auf die Beine, Lascaux 3. Naturgetreue Repliken können jetzt weltweit gezeigt werden, von Bordeaux bis München, von Chicago bis Tokio.

 

Und seit 2016 gibt es in Montignac auch noch das Lascaux 4: Ein Museum mit Kopien aller Kunstwerke aus den Höhlen.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Panel of the great black cow.,

Foto Don Hitchcock,

>www.donsmaps.com

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Schwarze Kuh, Foto Don Hitchcock.

 

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Bisons. Foto
Google Earth.

 

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Pferde. Foto
Google Earth.

 

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Antilope. Foto
Google Earth.

 

zweihorn

Foto Google Earth.

 

stiere

Foto Prof Saxx
WikiCommons.

 

 

Wie alt sind die Kunstwerke wirklich?

 

Niemand weiss es. Selbst wenn es eines Tages gelingen sollte, das Alter der Farbe zu bestimmen, wüsste man immer noch nicht, wann sie vermalt wurde. Alles, was man bisher herausfinden konnte, ist ungefähr die Zeit, in der die Höhlen bewohnt waren. Anhand von Holzkohlestücken, die man am Höhlenboden fand und deren Alter man mit der Radiokarbon-Methode bestimmen (oder schätzen) konnte.

 

Eine erste Untersuchung wurde 1949 von den Prähistorikern Abbé Breuil und Séverin Blanc durchgeführt. Sie ergab ein Alter von rund 15'000 Jahren. Zehn Jahre später brachte eine andere Untersuchung ein Ergebnis von ca. 17'000 Jahren.

 

1998 fanden Breuil und Blanc ein bearbeitetes Hirschgeweih. Auch dieses wurde analysiert und ergab ein Alter von 18'600 Jahren. Auch damit ist noch kein Beweis dafür erbracht, dass Menschen nicht schon früher da gewohnt haben. Es sind nur die bisher gesicherten ältesten Funde.

 

Eine weitere Ungewissheit kommt dazu. In Europa herrschte vor rund 20'000 bis 10'000 Jahren eine Eiszeit. Einige der abgebildeten Tiere passen aber nur in ein gemässigtes Klima. Und wann war das? Vor oder nach der Eiszeit? Die Abbildungen könnten also jünger, aber auch weit älter als 20'000 Jahre sein.

 

Die älteste bisher gefundene Höhlenmalerei soll mindestens 45'000 Jahre alt sein – lebensgrosse Warzenschweine auf der indonischen Insel Sulawesi.

 

Kunstwerke haben schon die Neandertaler hinterlassen: In spanischen Höhlen hat man Tierdarstellungen, Handabdrücke und Farbmuster gefunden, die 64'000 Jahre alt sein könnten.

 

(Fachmagazin >Science, 2018).

 

 

 

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Riesenhirsch. Foto HTO, WikiCommons.

 

 

 

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Foto Don Hitchcock.

 

 

Wie wurden die Farben hergestellt?

 

Den Steinzeitmenschen standen die Farben Rot, Schwarz und Grau zur Verfügung. Seltener benutzten sie auch Gelb, Braun oder Weiss. Für das Rot verwendeten sie Eisenerze wie Hämatit, auch Rötel genannt, und Magnetit sowie Ocker, ein Gemisch verschiedener Verwitterungsprodukte von Eisenerz. Schon damals verstanden sie sich auch auf das Erhitzen von eisenhaltigem Gestein und gelangten so zu einem haltbaren leuchtenden Rot.

 

Damit die Farben besser deckten, setzten sie ihnen Ton, Talk, Feldspat oder Granit zu. Auf tonhaltigen Wänden vermischten die Höhlenmaler die Farben einfach direkt mit dem Untergrund. War der Fels jedoch rau und feucht, verwendeten sie vermutlich Öle, Fette und Harze als Beimischung zu den Farben.

 

Auch das mineralienhaltige Wasser aus den Höhlen, Blut oder auch der eigene Speichel wird von einigen Wissenschaftlern als mögliches Mischmaterial angesehen. Für besondere optische Effekte sorgte in manchen Höhlen zusätzlich fein verteiltes Katzengold, Biotit genannt, das einen schönen Glimmer auf die Oberfläche zauberte.

 

Quelle: >www.farbimpulse.de

 

 

 

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Aufbau von Lascaux 2.
Foto www. donsmaps.com.

 

 

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Besucher im Lascaux 2. Foto Google Earth.

 

Lascaux 2 – der Nachbau fürs Publikum.

 

1983 wurde eine exakte Nachbildung des Saals der Stiere erstellt, nur 200 Meter von den Originalen entfernt. 2008 dann eine noch genauere «Kopie».

Dazu wurden Laser verwendet, um eine Karte der Galerie zu erstellen. Die Wände erhielten die Textur der ursprünglichen – unter Verwendung von Glasfaserharz. Dank präziser Fotografien konnten haargenaue Faksimile erstellt werden. Die Farben wurden nach einer Analyse der ursprünglichen Pigmente rekonstruiert. Die heutigen Künstler malten dann die Fresken auf eine Felsstruktur mit allen Unebenheiten des Originals.

 

Lascaux 3 – die Wanderausstellung.

 

Man verarbeitete die Faksimile zu mobilen Tafeln, damit man sie in Containern transportieren konnte. So konnte die gesamte Höhle der Welt präsentiert werden. Eine erste Ausstellung fand 2012 in Bordeaux statt, dann zog sie weiter nach Chicago, Montreal, Korea und Tokio.

 

 

 

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Die Entdecker der Höhlen Marcel Ravidat, Jacques Marsal, Georges Agnel und Simon Coencas. Kniend Thierry Félix. Foto ca. 1986. www.
sudouest.fr

 

 

 

Die vier Entdecker vor der Höhle.

 

Über vier Jahrzehnte nach der Entdeckung der Höhlen (1940) fanden sich die vier «Burschen» von damals 1986 vor dem Haupteingang der Höhle zu einem «Veteranentreffen».

 

Organisiert hatte das Thierry Félix, der Verfasser von Geschichten über die Entdeckung von Lascaux in Comicform. Das Werk heisst «Das Geheimnis des Bois de Lascaux». Félix hatte die vier Entdecker in allen Details dazu befragt.

   

mehr >https://www.donsmaps.com/lascaux.html

 

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