Jan van Eyck (ca.1390-1441)


Ist er der «König unter den Malern», wie ihn einige der Experten bezeichnen? Ein Grosser ist er allemal, einer der bedeutendesten Künstler seiner Epoche nördlich der Alpen. Seine naturalistischen und detailverliebten Werke sind stupend. Mit ihm begann maltechnisch eine neue Ära: Er verwendete neben den traditionellen Tempera- und Wasserfarbensystemen auch Ölfarben. Ob er der Erfinder der Ölmalerei ist, bleibt aber umstritten.

 

 

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Jan van Eyck, 1433. Porträt eines Mannes
mit Turban. Ist es ein Selbstportrait?
National Gallery London.

 

 

Er kommt um 1390 herum im flämischen Maastricht zur Welt. Wann genau, ist unbekannt. Über seine Jugend weiss man wenig. Man geht davon aus, dass er das Malen bei Robert Campin (1375-1444) erlernt hat.

 

Erst 1422 taucht van Eycks Name in einer Urkunde auf, als er in die Dienste des Herzogs Johanns von Bayern tritt. Als Kammerdiener und Maler. Er ist für die Ausmalung dessen Residenz in Den Haag zuständig.

 

Offenbar macht er seine Sache gut, denn drei Jahre später holt ihn Philipp III («der Gute», Herzog von Burgund) an seinen Hof nach Lille. Hier ist er für die Porträts der Fürstenfamilie zuständig, aber auch für Entwürfe von Schmuck und festlicher Kleidung.

 

Zusätzlich erfüllt van Eyck auch diplomatische Aufträge, wird von Philipp nach Spanien und Portugal geschickt. Dort darf er Isabella, die Tochter des portugiesischen Königs, malen. Auf die hat sein Auftraggeber Philipp III ein Auge geworfen. Van Eycks Bildnis muss Philipp gefallen haben. Die Frau auch. Die Heirat findet 1429 statt.

 

In der Folge lebt Jan van Eyck in Brügge. Dort erschafft er jene sechs vergoldeten Statuen, die die Fassade des Rathauses zieren. Er wird vermögend genug, um sich im Hof- und Botschaftsviertel von Brügge ein Haus kaufen zu können.

 

Sein Hauptwerk liefert er aber nicht in Brügge ab, sondern in der Nachbarstadt Gent. In der Kathedrale Sankt Bavo: den Genter Altar.

 

Mit Philipp III hat er 16 Jahre lang eine gute Beziehung. Der Herzog übernimmt sogar eine Patenschaft für eines seiner beiden Kinder. Jan van Eyck stirbt am 9. Juli 1441 und wird in der Kirche Sint-Donaas in Brügge beigesetzt.

 

 

 

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Auf diesem Denkmal vor der St. Bavo-
Kathedrale in Gent sind Hubert und Jan
van Eyck noch friedlich als Brüder vereint.

 

Das Denkmal wurde 1913 erstellt (zur
Weltausstellung von Gent). Damals
ahnte man noch nichts vom grossen
Bluff (siehe Text rechts).


Und interessanterweise «weiss» auch
heute noch das Tourismusbüro von Gent
nichts davon: In der offiziellen Broschüre
sind immer noch die «Brüder van Eyck»
die Schöpfer des Genter Altars.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Giovanni Arnolfini und seine Frau Giovanna Cenami oder Die Hochzeit des Giovanni Arnolfini, 1434.

 

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Die Arnolfini-Hochzeit, 1434

 

Eines der meistbeachteten Gemälde in der National Gallery London. Hier stauen sich die Leute. Weil es auf diesem Bild so viele Details zu entdecken gibt.

 

Zum Beispiel: Die Hochzeit ist eine morganatische. Heisst: Ein sozial höher gestellter Mann ehelicht eine tiefergestellte Frau. Zu erkennen daran, dass sie ihre Hand in seine geöffnete Hand legt. Mit der Rechten leistet er den Eheschwur.

 

Das Gemälde strotzt nur so von Symbolen.
Die Frau ist als Madonna dargestellt, Kleider und Ausstattung des Raumes zeigen den Reichtum des Paares. Der Hund steht symbolisch für die Treue, die Schuhe am Boden bedeuten: das ist der heilige Boden der Ehe.

 

Der Text über dem Spiegel sagt: «Johannes de Eyck fuit hic» (war hier). Vermutlich war er Trauzeuge.

 

 

 

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Das Porträt des Goldschmieds, 1430

 

Klein aber fein ist dieses ausdrucksvolle Porträt eines Juweliers. Es misst nur 16.6 x 22.5 cm. Die leuchtend blaue Farbe der Kopfbedeckung kommt aus dem Edelstein Lapis Lazuli. Man beachte auch den Dreitagebart des Mannes. War das schon damals Mode? Brukenthal Museum in Sibiu (Rumänien). Fotoquelle: Wiki Commons.

 

 

Der Genter Altar in der Kathedrale St. Bavo

 

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Geschlossen

 

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Geöffnet

 

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Hauptbild

 

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Das alte Lamm

 

 

 

Jan van Eycks Meisterwerk, 1432-35

 

Der riesige, fast 4 Meter hohe Flügelaltar steht in der Kathedrale St. Bavo in Gent. Er gilt als das bedeutendste Kunstwerk des Mittelalters und stammt aus den Jahren 1432-35. Der Zustrom der Menschen ist enorm. Mehr als 700'000 Besucher aus der ganzen Welt wollen dieses Juwel spätgotischer Malerei jedes Jahr sehen.

 

Die vier Figuren im unteren Teil des geschlossenen Altars sind leicht zuzuordnen: Links aussen der Stifter des Altars, Joos Vijd (ein Genter Kaufmann) kniend und betend, rechts seine Frau, Elisabeth Borluut. Dazwischen stehen Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist.

 

Die prächtige Innenseite wurde bloss bei Gottesdiensten an hohen christlichen Festen gezeigt: Weihnachten, Ostern und so.

 

Das Thema des Hauptbildes ist die
Anbetung des Lammes Gottes
, das im letzten Buch des Neuen Testaments vorkommt: Die Offenbarung des Johannes.

 

Bei einer aufwändigen Restauration in den Jahren 2012-2020 findet man heraus, dass das ursprüngliche Lamm ein menschliches Antlitz aufwies.

 

 

>mehr über die Restauration

 

 

 

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Gestohlen

 

Diebstahl und Erpressung

 

1934 wurden zwei Tafeln aus der Kathedrale entwendet. Die Diebe wollten ein Lösegeld von einer Million belgischen Francs. Die aber nicht bezahlt wurde, obwohl eines der Bilder zurück gegeben wurde. Das Gemälde «Die gerechten Richter» (links) bleibt auf immer verschwunden und wurde durch eine Kopie ersetzt. Die Geschichte der drei Erpresser liest sich wie ein Krimi.

 

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Gefälscht

 

Hubert van Eyck – der grosse Bluff

 

Lange galt Hubert als ein Bruder von Jan. Zumal er als Autor dieser Tafel des Altars gesehen wurde. Es gab da eine Inschrift auf der Rückseite: «Maler Hubert van Eyck, einen grösseren gibt es nicht, hat dieses Werk begonnen. Und sein Bruder Johannes, der zweite in dieser Kunst, hat die Aufgabe vollendet».

 

Alles gefälscht. Erst 1950 fand man bei einer Röntgenuntersuchung heraus, dass der Text erst viel später angefügt wurde. Man geht davon aus, dass lokalpatriotische Gründe zu diesem Bluff führten. Jemand wollte Hubert, der ein «echter» Genter war, gross rauskommen lassen. Jan war ja bloss ein Brügger. Inzwischen sind sich die Experten sicher, dass Jan van Eyck alle Bilder des Altars gemalt hat – und dass Hubert nicht sein Bruder ist.

 

 

Fotoquelle >http://closertovaneyck.kikirpa.be
Ein Klick lohnt sich, es gibt viele Details zum Genter Altar.

 

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