Alexej von Jawlensky
(1864-1941)

 

Er kommt in Torschok, etwa 250 km nordwestlich von Moskau, zur Welt. Sein Vater ist Oberst und gehört zum russischen Erbadel, 1869 wird er in die Nähe von Minsk versetzt, die Familie folgt nach. 1874 zieht die Mutter mit ihren sechs Kindern nach Moskau.

 

1881 tritt Alexej in die Moskauer Kadettenschule ein. Ein Jahr später stirbt sein Vater – und damit verschlechtert sich die finanzielle Situation. Alexejs Wunsch, Künstler zu werden und in eine Malschule einzutreten, tritt in weite Ferne. Er besucht stattdessen die Militärschule in Moskau.

 

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941).

Selbstporträt, 1912. Belvedere, Wien.

 

 

1890 lässt er sich nach St. Petersburg versetzen. Dort besteht er die Aufnahmeprüfung in die Akademie der Künste. Diese darf er neben der militärischen Laufbahn besuchen. Er bekommt Unterricht vom grossen russischen Meistermaler >Ilja Repin. Durch diesen lernt er die Adlige >Marianne von Werefkin kennen. Die ist eine Tochter des kommandierenden Generals der Peter-und-Paul-Festung von St. Petersburg.

 

1893 malen Jawlensky und Werefkin gemeinsam in der Festung.

 

Jawlensky als Leutnant, 1887.

>Fotoquelle Jawlensky-Biographie

 

 

1896 stellt Jawlensky bei Zar Nikolai III das Gesuch, aus der Armee austreten zu dürfen. Der Zar willigt ein. Jawlensky und Werefkin ziehen nach München. Mit dabei ist ihr elfjähriges Dienstmädchen Helene Nesnakomoff (1885–1965) – mit der Jawlensky 1902 einen Sohn zeugt. Erst 1922 wird er sie heiraten.

 

Werefkin ist vom Talent Jawlenskys beeindruckt und fördert ihn, sie unterbricht dafür sogar ihr eigenes Schaffen für fast zehn Jahre. In dieser Zeit kümmert sie sich in München um ihren «Gesellschafts-Salon», er wird zum beliebten Treffpunkt für progressive Künstler: Maler, Musiker, Tänzer und Literaten.

 

1908 beginnen Jawlensky/Werefkin eine enge Zusammenarbeit mit >Wassily Kandinsky und >Gabriele Münter im oberbayrischen Murnau. Hier pflegen die vier einen neuen Stil der expressiven Malerei. 1909 gründen sie die NKVM, die «Neue Künstlervereinigung München».

 

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 müssen Jawlensky und Werefkin als russische Staatsbürger Deutschland verlassen. Sie ziehen in die Schweiz – zusammen mit Helene. Sie finden ihr Exil am Genfersee, in St. Prex.

 

1921 trennen sich Jawlensky und Werefkin. Er heiratet 1922 Helene, Werefkins ehemaliges Dienstmädchen Helene Nesnakomoff, mit der er seit 1902 einen Sohn hat (Andreas).

 

In Wiesbaden lernt Jawlensky die Kunstmäzenin Hanna Bekker vom Rath kennen. Diese gründet 1929 für ihn eine Jawlensky-Gesellschaft, um ihn finanziell zu unterstützen (genau «Vereinigung der Freunde der Kunst Alexej von Jawlenskys»).

 

Eine weitere Unterstützung bekommt er von der

Kunstgewerblerin Lisa Kümmel. Bis zu seinem Tod 1941 kümmert sie sich um die geschäftlichen Dinge des Künstlers – sie legt auch das erste Werkverzeichnis an und schreibt seine Memoiren.

 

Alexej Jawlensky stirbt am 15. März 1941 im Alter von 76 Jahren in Wiesbaden. Er ruht dort auf dem russisch-orthodoxen Friedhof.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)
Alexej Jawlensky (1864-1941). Kornfeld bei Carantec, 1905. Albertina Wien,

Sammlung Batliner.

 

 

 

 

>mehr über Marianne von Werefkin

 

>mehr über Helene Nesnakomoff

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941). Murnau – Landschaft, orange Wolke, 1909. Privatsammlung..

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941). Sitzender weiblicher Akt, 1910. Lenbachhaus München..

 

 

1896: Von St. Petersburg nach München

 

Jawlensky hat genug von seiner Militärkarriere, die rund 15 Jahre dauert und ihn bis zum Grad eines Stabs-Hauptmanns gebracht hat. Er stellt bei Zar Nikolai III ein Gesuch zum Austritt aus der Armee. Das wird im Juli 1896 genehmigt. Er bekommt sogar noch eine Pension von 105 Goldrubel, was etwa einem Drittel seines bisherigen Militärgehaltes entspricht.

 

Der Künstler ist aber auch mit dem Unterricht an der Akademie in St. Petersburg unzufrieden. Noch im gleichen Jahr 1896 siedelt er mit seinen Malerfreunden Igor Grabar (1871-1960) und Dmitrij Kardovskij (1866-1943) nach München über. Alle drei wollen sich im Westen weiter ausbilden lassen. >Marianne von Werefkin schliesst sich ihnen an. Jawlensky lässt seine Uniform, seine Bilder sowie seine persönlichen Dokumente bei seiner Mutter und einem Bruder in Russland zurück.

 

Jawlensky, Werefkin und ihr elfjähriges Dienstmädchen >Helene Nesnakomoff finden eine Wohnung in der Giselastrasse 23 in München (dort werden sie bis 1914 wohnen). 1902 bekommen Jawlensky und Helene (inzwischen 17) ihren Sohn Andreas.

 

Jawlensky setzt seine künstlerische Ausbildung in der renommierten Mal- und Zeichenschule von Anton Azbé fort. Marianne von Werefkin hört vorerst auf zu malen – sie willl sich der Förderung ihres Freundes Jawlensky widmen, den sie als Maler sehr talentiert findet. Ab jetzt sieht sie ihn als ihren Schützling.

 

 

 

Alexej Jawlensky (1864-1941). Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoff, 1909. Lenbachhaus München.

 

1908/1909: Gründung der «NKVM»

 

Jawlensky lernt den Tänzer und Maler Alexander Sacharoff (1886-1963) kennen, mit dem sich eine lebenslange Freundschaft entwickelt und den er bis 1913 mehrmals porträtiert. Die Sommer 1908 und 1909 verbringt der Künstler mit seiner Familie (Helen, Sohn Andreas und Werefkin) im oberbayrischen Murnau.

 

1909 sind Jawlensky und Werefkin Mitbegründer der N.K.V.M, der «Neuen Künstlervereinigung München». >Wassili Kandinsky wird erster Vorsitzender, Jawlensky zweiter.

 

 

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941). Sinnende Frau, 1913. Kunstmuseum
Bern.

 

 

1914: Flucht in die Schweiz


Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 müssen Jawlensky/Helen/Andreas/Werefkin Deutschland innerhalb von 48 Stunden verlassen. Das Atelier und der gesamte Haushalt in München werden von Freunden gehütet. Das Quartett zieht an den Genfersee nach Saint Prex. Jawlensky hat dort kein eigenes Atelier mehr – nur noch ein kleines Zimmer, in dem er malt.


1915 besucht Jawlensky in Genf >Ferdinand Hodler, Cuno >Amiet auf der Oschwand und Paul >Klee in Freiburg.

 

In Lausanne findet eine Ausstellung mit Werken
russischer Exilanten statt.

 

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941). Meditation, 1918.

 

1917: Beginn der russischen Revolution


Durch die >Russische Revolution gerät Jawlenskys Familie in Russland in Bedrängnis. Seine Brüder bekleiden immer noch hohe militärische Posten und die nun herrschenden Bolschewiky sind für sie eine grosse Gefahr.

 

Auch Jawlenskys bisherige militärische Rente fällt nun weg.

 

Er zieht mit seiner Familie (Helen und Sohn Andreas) und Werefkin vom Genfersee nach Zürich, wo die vier in der Drosselstrasse eine Wohnung finden. Dort wohnt zu dieser Zeit auch Alexander Sacharoff und seine Frau Clotilde.

 

In Zürich lernt Jawlensky >Hans Arp und dessen Frau >Sophie Taeuber kennen. Er verkehrt auch im Milieu des Café Odéon, wo er auf die Dadaisten Hugo Ball und Tristan Tzara trifft.

 

Im Winter 1917 erkrankt er an einer schweren Grippe. Die Ärzte raten ihm, in den Süden zu ziehen.

 

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941). Weiblicher Kopf, 1919-20. Kunstmuseum Basel.

 

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941). Abstrakter Kopf, 1929. Sammlung Merzbacher.

 

1918: Leben und Arbeiten in Ascona


Im April 1918 zieht Jawlensky mit Familie und Marianne Werefkin ins Tessin nach Ascona. Dort wohnen sie zuerst im Ristorante del Lago und später im Castello Bezzola.

 

Finanziell stehen Jawlensky/Werefkin im Tessin nicht so blendend da. Beide haben nach der Revolution ihre zaristischen Renten verloren. Werefkin malt Plakate und Postkarten und schreibt Artikel für die NZZ; Jawlensky kann einige seiner Bilder verkaufen – an die Familie Bachrach und den Pelzhändler Bernhard Mayer, die Jawlensky in Zürich kennen gelernt hat.

 

Mit der Reihe der «Abstrakten Köpfe» beginnt Jawlensky noch in seinem Atelier in Ascona. Er zieht die Serie bis in die 30er-Jahre durch.


Die Beziehung mit Marianne von Werefkin kränkelt. Einer der Gründe: Jawlensky und Helene wollen heiraten.

 

1921: Zurück nach Deutschland


Jawlensky zieht nach Wiesbaden, wo er an einer von Emmy Scheyer organisierten Ausstellung grossen Erfolg hat. Mit Scheyer besucht er das Bauhaus in Weimar und trifft Paul Klee; in Berlin sieht er Kandinsky wieder, der aus Russland zurückgekehrt ist.

 

1921 erfolgt die definitive Trennung von Werefkin. Helene und Sohn Andreas übersiedeln definitiv nach Wiesbaden, wo Alexej und Helene 2022 heiraten.

 

 

 

Alexej von Jawlensky (1864-1941). Meditation auf Goldgrund, 1936. Lenbachhaus München.

 

Letzte Jahre und Tod

 

1929 treten Lähmungserscheinungen an Händen und Kniegelenken auf. Die Diagnose: Arthritis deformens. Es folgen nutzlose Kuraufenthalte und Behandlungen mit Radiumwasser und dubiosen Spritzen (man zieht ihm sogar alle Zähne) – doch die Schmerzen werden immer unerträglicher.

 

Zudem setzen die Arztkosten seinen Finanzen zu, er kann kaum noch Bilder verkaufen. Ab 1934 kann er nur noch kleine Formate malen, etwa 18 x 13 cm.

 

1937 muss er seinen letzten Kuraufenthalt in Bad Wörishofen abbrechen – das Geld geht ihm aus. 1938 ist er vollständig gelähmt, kann nicht mehr aufstehen und muss die Malerei aufgeben. Ehefrau Helen pflegt ihn bis zu seinem Tod am 15. März 1941.

 

 

Quelle: Auszüge aus der offiziellen Jawlensky-Biographie

https://www.jawlensky.ch/index.php/biographie

 

 

 

 

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