Edgar Degas (1834-1917)


 

Seine Liebe gilt den Balletttänzerinnen. Dieses Sujet wird zu seinem Markenzeichen. Er malt ungezählte Versionen davon.

 

Sein Malstil ist nicht einfach einzuordnen. Er hilft zwar mit, die Gruppe der Impressionisten zu gründen und stellt siebenmal mit diesen aus, sagt aber später, er «halte nicht viel von Malern, die auf Feldwegen pinseln» und wendet sich wieder davon ab. Selbst sieht er sich eher als Vertreter des Realismus.

 

 

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Edgar Degas, 1855.

Musée d'Orsay, Paris.

 

 

Edgar Degas (1834-1917).

Trois danseuses (jupes bleues,

corsages rouges), 1903.

Sammlung Fondation Beyeler.

 

 

 

 

Sein Geburtsname ist Hilaire Germain Edgar de Gas.

Er kommt 1834 als Sohn eines Pariser Bankiers zu Welt. Seine Mutter ist Kreolin und stammt aus New Orleans.

 

Er beginnt ein Jurastudium, bricht dieses aber schon bald ab und widmet sich der Malerei. Studiert auf Reisen in Italien die grossen Meister. 1870 zieht er sich im Deutsch-Französischen Krieg ein Augenleiden zu, von dem er sich nie ganz erholt (und später sogar daran erblindet).

 

Zurück in Paris kommt er mit den Impressionisten in Kontakt, stellt mit diesen zusammen aus. 1877 löst er sich von ihnen. Und gleichzeitig von der Ölmalerei. Er konzentriert sich jetzt auf die Pastellmalerei. Eines seiner Lieblingssujets sind nun sich badende nackte Frauen – wie durchs Schlüsselloch beobachtet. Aber seinen Ballettszenen bleibt er weiterhin treu.

 

Degas ist auch an neuen Techniken interesssiert. Er experimentiert mit der Fotografie, wendet auch die >Monotypie an. Damit erhält er einen zweiten oder dritten Abdruck. Diesen vervollständigt er dann mit Pastellkreide.

 

Sein Augenleiden ist mit ein Grund dafür, dass er mit dem Modellieren von Wachsfiguren beginnt. Diese will er aber dem Publikum nicht zeigen – er versteckt sie in seinem Atelier. Erst nach seinem Tod 1917 findet man sie dort. Es sind rund 150 Skulpturen. 73 davon werden in Bronze gegossen und an verschiedene Museen verkauft. Ein Exemplar erwirbt auch das Kunsthaus Zürich.

 

Gegen Ende des Jahrhunderts wird sein Augenleiden immer gravierender, er erblindet fast vollständig und muss die Malerei einstellen. Er zieht sich aus dem Gesellschaftsleben zurück und stirbt einsam in Paris am 27. September 1917.

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Edgar Degas (1834-1917).

The Dance Class, 1875. Musée d'Orsay, Paris.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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1858: Marguerite de Gas

 

Obwohl Degas gerne Portraits malt, nimmt er nur selten Fremdaufträge an. Lieber bildet er Familienmitglieder ab, wie hier seine acht Jahre jüngere Schwester Marguerite, die eines seiner liebsten Modelle wird. Sie wandert 1889 nach Argentinien aus und stirbt bereits 1895 im Alter von 53 Jahren. Musée d'Orsay, Paris.

 

 

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1867: Die Tänzerin Joséphine Gaujelin

 

Sie tanzt in der Balletttruppe der Pariser Opéra und tritt später auch als Schauspielerin in Komödien und populären Dramen auf. Degas ist stolz auf sein Werk – aber sie findet es nicht so toll und weist es ab, weil sie findet, sie sei darauf «unvorteilhaft» abgebildet. In der Kunsthalle Hamburg findet das Gemälde heute hohe Anerkennung.

 

 

cottonfactory

 

1872: Baumwollbüro in New Orleans

 

In diesem Jahr besucht Degas seine Verwandten mütterlicherseits in New Orleans. Seine Mutter ist Kreolin, die Familie lebt vom Baumwollgeschäft. Es ist das erste Gemälde überhaupt, das Degas einem Museum verkaufen kann: 1878 geht es ans Musée des Beaux-Arts in Pau.

 

   

Degas und das Ballett

 

swaying dancers

 

1877: Swaying Dancer (Dancer in Green)

 

Degas ist vom Ballett fasziniert und malt unzählige solcher Szenen. Speziell dabei sind seine ungewöhnlichen Perspektiven. Bei diesem Werk glaubt man, das Geschehen aus einer Balkonloge zu verfolgen. Charakteristisch für die Degas-Bilder ist auch, dass die Tänzerinnen oft nicht zentral platziert sind, dass die Aktion an den Bildrand verlegt wird. «Die grünen Tänzerinnen» sind heute im Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid zu sehen.

 

danseuses à la barre

 

1877: Danseuses à la barre

 

Die «Tänzerinnen an der Stange» erzielen im Jahr 1912 einen Rekorderlös: Die amerikanische Sammlerin Louisine W. Havemeyer kauft es für sagenhafte 435'000 Francs. Dafür konnte man im Paris von damals ein luxuriöses Haus erstehen. Das Gemälde ist heute einer der Tophits von Degas. Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

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1881: Die Vierzehnjährige Tänzerin

 

Mit dieser Wachs-Skulptur verursacht Degas in Bildhauerkreisen Aufruhr. «Die Traditionen werden komplett umgestossen!», schimpft man. Tatsächlich präsentiert Degas eine Wachsfigur, die mit echtem Rock, einem Mieder aus Leinen, mit Tanzschuhen aus Stoff und mit einer Frisur aus Rosshaar ausgestattet ist. Es gibt auch zustimmende Kritiker, die hier eine die Zukunft weisende neue Art der Bildhauerei sehen. Musée d'Orsay, Paris.

 

   

 

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1917: Danseuse regardant la plante

 

Wann die Wachsfigur entstanden ist, die 1917 zu diesem Bronzeabguss geführt hat, weiss man nicht. Degas zeigte seine Wachsskulpturen dem Publikum nicht. Man findet die Figur in seinem Atelier – erst nach seinem Tod. Zusammen mit 150 weiteren Werken, 73 davon werden zu Bronze verarbeitet und verkauft. Dieses Exemplar erwirbt das Kunsthaus Zürich im Jahr 1929.

 

 

 

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Nackte Frauen bei der Toilette

 

Zu Degas charakteristischen Werken gehört auch eine Serie von nackten Frauen, die er bei der Toilette beobachtet und abbildet. Vor allem scheinen ihn die Vorgänge beim Baden, beim Kämmen der Haare und beim Abtrocknen des Körpers zu faszinieren.

 

Herkömmliche Akte mit posierenden Modellen – wie bei vielen anderen Künstlern der Normalfall – malt Edgar Degas keine.

 

Seine Nackten sollen nicht posieren, sondern sich in ganz alltäglichen Situationen zeigen und natürlich wirken. Man soll sie so sehen, als würde man durchs Schlüsselloch gucken. Die Femme se peignant von 1897 ist im Kunsthaus Zürich zu sehen.

 

 

 

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1917: Erotische Zeichnungen

 

Erst nach dem Ableben des Künstlers findet man in seinem Atelier eine Serie von Zeichnungen, die im Bordell spielen. Einige davon sind in Paris im
>Musée de l'Erotisme
ausgestellt. Diese Zeichnung heisst «La fête de la patronne».

 

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Fotos / Diashow

 

 

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