Ausstellung Moderne Meister – «entartete» Kunst

Kunstmuseum Bern, 7. April bis 21. August 2016

 

So wie die meisten Museen dieser Welt, hat auch das Kunstmuseum Bern nicht alle Werke gekauft. Ein grosser Teil der Sammlung stammt aus Legaten und Schenkungen.

 

Nur: Welchen Weg haben diese Werke genommen, bis sie in Bern landeten? Besteht die Möglichkeit, dass bei den Bildern der so genannten «entarteten» Kunst (diese Bezeichnung ist eine Erfindung der Nazis) auch Raubkunst darunter ist?

 

Diesen delikaten Fragen geht das Musem mit der Ausstellung nach – öffentlich. Ausgangspunkt ist eine Auktion im Jahre 1939 der Luzerner Galerie Fischer, von der auch das Berner Museum Werke erworben hat.

 

Der Hintergrund: 1937 beschlagnahmten die Nazis etwa 20'000 Werke aus deutschen Museen, die man als «entartet» bezeichnete. Ziel der Beschlagnahme war, das Kunstgut zu Geld zu machen, um damit die Kriegskasse zu füllen.

 

Auf der Suche nach Käufern kam auch die neutrale Schweiz ins Spiel, und das Reichsministerium vereinbarte mit der Luzerner Galerie Fischer eine Auktion. Diese fand 1939 statt und hiess «Gemälde und Plastiken Moderner Meister aus deutschen Museen».

 

Nun wird es kompliziert. Solange man Kunst aus deutschen Museen kauft, ist das legal – wenn sie dem Museum gehört haben.

 

Was aber, wenn es sich nur um Leihgaben von Privaten handelt, die von den Nazis beschlagnahmt wurden? Es sind noch viele Fragen offen, und bis alle Quellen offengelegt sind, wird noch viel Zeit vergehen. Immerhin: Das Berner Museum stellt sich diesen Fragen.

 

 

>Schenkungen und Legate (PDF)

 

 

 

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>Basler Ankäufe entarteter Kunst

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

Flugblatt für die Ausstellung «Entartete Kunst» 1937 München.

 

«Entartete Kunst» – ein Begriff der Nazis

 

Anfangs der 1930er-Jahre begannen die Nazis Werke als «entartet» zu diffamieren, die nicht dem Schönheitsideal der sogenannten «Deutschen Kunst» entsprachen. Dazu zählten Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus und Fauvismus. Und darüber hinaus grundsätzlich alle Kunstwerke, die von jüdischen Künstlern geschaffen wurden.

 

Schon 1930 erliess ein NS-Volksbildungsminister einen Erlass «Wider die Negerkultur». In den Folgejahren kam es zu Entfernung von Gemälden und Skulpturen aus Museen, zu Zerstörungen und zu Beschlagnahmungen «entarteter» Kunstwerke – und zur Verfolgung der betroffenen Künstler.

 

1937 gipfelte die Diffamierung in einer Ausstellung «Entartete Kunst», die in München stattfand. Wie die Nazi-Veranstalter die Künstler sahen, zeigt die Affiche:

 

 

«Krankhafte Phantasten,

geisteskranke Nichtskönner –

seht euch das an! Urteilt selbst!»

 

 

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>Basler Ankäufe entarteter Kunst

 

 

   

Diffamierte Künstler

 

kirchner

Berner Münster, 1935.

 

kirchner

Alpsonntag,
1923-25.

 

Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938)

 

Ein vom Krieg Gezeichneter. Er trat als Freiwilliger in den Wehrdienst und in den Ersten Weltkrieg ein, erlitt aber schon bald einen Nervenzusammenbruch und kam in ein Sanatorium. 1917 zog er in die Schweiz, nach Davos. Dort tötete er sich 1938 mit einem Herzschuss.

 

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Viele seiner Werke wurden von den Nazis als «entartet» klassifiziert und teilweise beschlagnahmt. Dieses grosse Gemälde «Alpsonntag» kaufte das Kunstmuseum Bern schon 1933 aus einer regulären Ausstellung.

 
modiglinaiWeiblicher Akt, Elvira, 1918.

 

Amedeo Modigliani (1884-1920)

 

«Weiblicher Akt, Elvira», 1918. Für die «Kunstkenner» der Nationalsozialisten ein klarer Fall: «Entartete Kunst».

 

Das war reine Willkür – es wurde nie definiert, was genau darunter zu verstehen ist. Und auch nicht, was «gute deutsche Kunst» ist. Man kann sich aber etwa denken, was die Idealvorstellung war: Bilder und Statuen von kraftstrotzenden, kampfbereiten Jünglingen und starken Frauen.

 

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klee

Ad Parnassum», 1932.

 

Paul Klee (1879-1940)

 

«Ad Parnassum», 1932. 141 seiner Werke wurden als «entartet» diffamiert, aus deutschen Museen geholt und beschlagnahmt. 15 wurden an der Münchner Ausstellung «Entartete Kunst» von 1937 gezeigt.

 

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franzmarc

Blaues Pferd II,
1911.

 

Franz Marc (1880-1916)

 

«Blaues Pferd II», 1911. Franz Marc blieb es erspart, sich mit den Nazi-Problemen rund um die entartete Kunst zu befassen. Er war ein eifriger Befürworter des Krieges von 1914, starb aber im dritten Kriegsjahr 1916 als Leutnant an einem Granatspitter, der ihn in der Nähe von Verdun tödlich traf.

 

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Die Permanente Sammlung des Kunstmuseums Bern

 

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Permanente Sammlung Kunstmuseum Bern

 

 

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ernstludwigkirchner