Kloster Sant' Apollonia, Florenz


In Italiens Kirchen und Klöstern heisst das Letzte Abendmahl «Cenacolo». Und ursprünglich steht Cenacolo für Speisesaal.

 

Andrea del Castagno hat dieses Fresko im echten Speisesaal des Klosters Sant'Apollonia realisiert. Es ist die erste Abbildung eines Abendmahls in Florenz und zählt heute zu den Grundpfeilern der florentinischen Renaissancemalerei.

 

 

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Ausschnitt aus dem letzten Abendmahl.
Von Andrea del Castagno.

 

 

Das Kloster gehörte dem Orden der heiligen Apollonia, der 1339 von Benediktinerinnen gegründet worden war. Der «Speisesaal», wie er sich heute präsentiert, entstand im 15. Jahrhundert, Castagno malte das Fresko 1447. Es war lange unbekannt, weil die Benediktinerinnen unter Klausur standen. Erst als man 1808 das Kloster auflöste, kam das Cenacolo zum Vorschein.

 

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Oberhalb des Abendmahls finden sich weitere Fresken von Castagno. Sie zeigen Passionsszenen, sind aber in sehr schlechtem Zustand und nur noch in den Umrissen zu erkennen. Gut erhalten sind dagegen mehrere Sinopien (Zeichnungen auf der Wand), die der Künstler als Vorbereitung für die Arbeit an anderen Fresken angebracht hat.

 

Das ehemalige Benediktinerinnen-Kloster ist heute in Staatsbesitz und wird als Museum geführt. Dem Publikum ist es schon seit 1890 zugänglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Andrea del Castagno (1418-1457). Das letzte Abendmahl.

 

Das letzte Abendmahl – im Speisesaal

 

Das rund 8 Meter breite Fresko des Andrea del Castagno deckt die gesamte Wand des ehemaligen Speisesaals des Klosters ab.

 

Das fast 600-jährige Werk ist sehr gut erhalten. Die darüberliegenden Passionsszenen sind dagegen nur noch schwer zu erkennen.

 

 

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Andrea del Castagno (1418-1457)

 

Castagno (eigentlich Andrea di Bartolo) gehört zu den bedeutendsten Malern der Frührenaissance. Geboren in Mugello, lebte er ab 1440 in Florenz. Dort schuf er um 1447 dieses wandbreite Fresko des Cenacolo.

 

Faszinierend sind vor allem seine lebendigen, individuell gestalteten Darstellungen der Apostel. Jeder einzelne zeigt seine Emotionen, man kann sich förmlich in sie hineindenken.

 

Castagno hat auch die Raumperspektive perfekt umgesetzt, was damals noch nicht selbstverständlich war.

 

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Judas als Aussenseiter gebrandmarkt

 

Castagno platziert den «Verräter Judas» als einzigen der Apostel vor dem Tisch. Er trägt auch als einziger keinen Heiligenschein. Diese beiden Darstellungsmerkmale wurden später auch in den Cenacoli von Ghirlandaio übernommen.

 

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apostel

 

 

Das darf doch nicht wahr sein...

 

scheint dieser Apostel auszudrücken. Ein Beispiel für Castagnos Fähigkeit, die Gefühlsregungen seiner Figuren herauszuarbeiten. Ob der Künstler den Moment eingefangen hat, als Jesus seinen Jüngern ankündigt: «Wahrlich, ich sage euch, einer wird mich verraten»?

 

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Fresko von Andrea del Castagno (1418-1457). Cristo in pietà tra angeli.
 

 

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Eine «Sinopia» von Castagno, eine Rötel-Vorzeichnung.

 

Die Anleitung zur Fresko-Malerei

 

Fresco heisst frisch. Die Maltechnik nennt man so, weil die Farbe auf den noch feuchten Mörtel oder Verputz (z.B. Gips) aufgetragen wird.

 

Cennino Cennini (1370-1440) beschreibt das in seinem Handwerksbuch «Libro dell'arte»,

verfasst um 1400, so:

 

«Um ein gutes Fresko zu erhalten, muss man zuvor den arriccio anbringen, einen rauen Mörtel. Auf diesem bringt man die Zeichnung mit Kohle oder Rötel (Sinope) an. Der Wandteil, dessen Bild an einem Tag vollendet werden muss, erhält nun einen zweiten und viel feineren Verputz, der die Zeichnung verdeckt. Nun wird die Farbe aufgetragen. Der Verputz muss die Farbe während des Trocknens aufsaugen und zu einem Bestandteil der Wand werden.»

 

In der Praxis musste der Künstler also im voraus bestimmen können, wie gross der Teil des Bildes war, den er an einem Tag vollenden konnte. Eine knifflige Aufgabe.

 

 

 

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Neri di Bicci. Krönung der Jungfrau, 1473.

 

Incoronazione della Vergine, 1473. Ein prachtvolles Werk auf Holz, goldverziert. Von Neri di Bicci (1419-1492). Er stammt aus einer florentiner Malerfamilie. Sein Grossvater war Lorenzo di Bicci, sein Vater, von dem er die Werkstatt übernahm, hiess Bicci di Lorenzo (1373-1452).

 

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Fotos / Diashow

 

 

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