Kaiser Karl V (1500-1558)


«Ich herrsche über ein Reich, in dem die Sonne nie untergeht», soll er mal gesagt haben. Tatsächlich ist der Habsburger der mächtigste europäische Herrscher der Geschichte. Er regiert halb Europa und Amerika, seine Besitztümer reichen im Osten bis zu den Philippinen. Aber das Reich ist zu gross, um es zu kontrollieren. Er muss sich – als fanatischer Katholik – gegen die neu aufkommenden Protestanten wehren, steht in ständigem Konflikt mit seinem Erzfeind Frankreich. Und zudem soll er auch noch die Osmanen bekämpfen, die immer mächtiger werden. Am Schluss seines Lebens ist er überfordert und dankt ab, drei Jahre vor seinem Tod.

 

Karl sieht sich als Verteidiger der (katholischen) Christenheit. Er unterschätzt aber die Kraft der lutherischen Reformation, bekommt diese trotz all seiner Machtfülle nie in den Griff. Dann schert auch noch der englische König >Henry VIII aus und gründet die anglikanische Kirche. Dafür kann Karl zwar nichts, aber es bedrückt ihn, dass genau in der Epoche seiner Herrschaft die Einheit der römischen Kirche endgültig zerbricht.

 

 

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Kaiser Karl V, ca. 1535.
Ausschnitt eines Gemäldes von
Peter Paul Rubens (1577-1640).

Museo Carlos de Amberes.

 

 

Er will universal herrschen, kämpft aber mit der Schwierigkeit, diese Herrschaft in den abgelegenen Teilen seines Reiches tatsächlich durchzusetzen. Ein grosses Problem ist das Fehlen einer effizienten Nachrichtenübermittlung in jener Zeit – kein Telefon, kein Fax, kein SMS. Karl muss ständig reisen, um sein Gebiet zu kontrollieren. Aber es ist einfach zu gross. Seine sich über die Kontinente erstreckende Monarchie erweist sich schlicht als unregierbar.

 

Der Kampf an allen Fronten – nicht nur gegen Frankreich und gegen Rom, auch in den Niederlanden und in den spanischen Provinzen – zermürbt ihn schliesslich. 1555 übergibt er die Macht resigniert seinem Sohn Philipp II und zieht sich in ein Hieronymiten-Kloster im Hochland der Extremadura zurück. Er tritt zwar nicht in den Orden ein, er lebt aber mit den Mönchen. Hier verbringt er seine letzten Lebensjahre. Er leidet an Gicht. Von Schmerzen geplagt, muss er in Sänften und Tragsesseln transportiert werden.

 

Seine Gicht ist kein Zufall, denn Karl liebt zeitlebens übermässiges Essen. Schliesslich erwischt ihn noch eine Malaria. Körperlich erschöpft und psychisch ausgelaugt, stirbt er am 21. September 1558. 

 

Sein Leichnam wird zunächst unter dem Altar des Klosters beigesetzt. Später überführt sein Sohn Philipp II den Sarg ins Pantheon der spanischen Könige im Klosterpalast von El Escorial.

 

 

 

>mehr über die Habsburger

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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Porträt von Kaiser Karl V an einer Hausfassade in Gent.

 

1500: Geboren im Prinzenhof in Gent

 

Karl ist der älteste Sohn des Habsburgers Philipp I «dem Schönen» und Johanna «der Wahnsinnigen». Sein Grossvater, Maximilian I, war von 1508-1519 Kaiser des heiligen römischen Reiches.

 

Karl kommt am 24. Februar 1500 im Prinzenhof von Gent zur Welt (das Gebäude steht nicht mehr, es wurde mit einer Wohnsiedlung überbaut). Aber in der Stadt ist Kaiser Karl noch allgegenwärtig, wie hier an der Fassade des Restaurants «De Gekroonde Hoofden» in Gent.

 

 

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Körperliches Handicap

 

Von Papa dem Schönen erbt er eines ganz sicher nicht: Das Aussehen. Er hat ein schmales, längliches Gesicht und eine Adlernase. Zudem leidet er an einem schweren Vorbiss und kann aufgrund dieser Missbildung nur schlecht reden. Er spricht abgehackt und verhaspelt sich, man versteht ihn kaum. Bild: Christoph Amberger (1500-1562). Ausschnitt. Gemäldegalerie Berlin.

 

 

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1516: König Carlos I von Spanien

 

Nach dem Tod seines Vaters Philipp I wird er 1506 Herzog der burgundischen Niederlande. Ab 1516 auch noch Carlos I von Spanien. Als 1519 sein Grossvater Maximilian I. stirbt, erbt er das Erzherzogtum Österreich.

 

Zu dieser Zeit gehören ihm bereits die Besitzungen in Übersee (Neuspanien und Peru), die der spanischen Krone Gold in die Kasse spülen. Bild: Unbekannter Künstler, Hampton Court Palace.

 

 

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Krönung zum
römischen
Kaiser.

 

1520: Römischer Kaiser

 

Karl wird im Aachener Dom durch den Kölner Erzbischof Hermann von Wied gekrönt und darf sich nun «von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser» nennen, abgenickt durch Papst Leo X. Der ganze Titel ist ein bisschen zu lang, um hier aufgelistet zu werden.

 

Hier sein >ganzer Titel.

 

1530 wird Karl dann von Papst Clemens VII auch noch zum Kaiser des heiligen römischen Reiches gekrönt.

 

 

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Peter Paul
Rubens, (1577-1640). Karl V mit der Weltkugel.
Foto WikiCommons.

 

 

Ein Reich, in dem die Sonne nicht untergeht

 

Er ist nun römischer Kaiser und Vizekönig von
>Neuspanien
und von Peru. Aber seine Expansionspolitik geht weiter. Er finanziert die Weltumsegelung des Ferdinand Magellan und bekommt auch Zugriff zum Pazifik: die Philippinen, benannt nach seinem Sohn Philipp.

 

Jetzt hat Karl sein Reich, in dem die Sonne nie untergeht. Die teils brutalen Eroberungen rechtfertigt er mit seinem Bestreben, Heiden zum Christentum bekehren zu müssen.

 

 

 

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1521: Hohe Schulden bei Jakob Fugger

 

Die Kolonien in Süd- und Mittelamerika bringen zwar Gold und Geld, aber nicht genug. Er macht Schulden und steckt tief in der Kreide bei Jakob Fugger. 600.000 Gulden schuldet er diesem. 415.000 Gulden tilgt er dadurch, dass er den Fuggern die Tiroler Silber- und Kupfer-Produktion überlässt.

 

1525 erhält Jakob Fugger ausserdem die Pacht der Quecksilber- und Zinnoberminen im kastilischen Almadén zugesprochen. Bis 1645 bleiben die Fugger im spanischen Bergbaugeschäft. Bild: Tizian oder Lambert Sustris (1515-1591). Alte Pinakothek München.

 

 

luther

Martin Luther

 

1521: Kampf gegen Martin Luther

 

Kaiser Karl versteht sich als Bewahrer der katholischen Kirche. Für Martin Luthers Ideen hat er wenig Verständnis. Als dieser am Reichstag von Worms 1521 seine Thesen nicht widerruft, verhängt er die Acht über Luther und erklärt ihn für vogelfrei.

 

riedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, nimmt Luther in Schutz. Im Kampf gegen die Reformation erringt Karl V einige militärische Siege, kann aber die Ausbreitung der protestantischen Bewegung nicht mehr stoppen.

 

>mehr über Luther und die Reformation

 

 

   

 

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1526: Heirat mit Isabel von Portugal

 

Zweck dieser Ehe ist es, die rivalisierenden Königreiche Spanien und Portugal zu vereinen – eine rein politische Partnerschaft. Isabella ist die Tochter des portugiesischen Königs Manuel I und übernimmt während Karls langen Abwesenheiten immer wieder das Amt der Regentin.

 

Isabella (1503-1539) stirbt früh, sie wird nur 36 Jahre alt. Aus der 13 Jahre währenden Ehe gehen vier Kinder hervor. Der erstgeborene Sohn wird als Philipp II (1527-1598) sein Nachfolger als König von Spanien werden. Kunsthistorisches Museum Wien.

 

 

 

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>Tizian war

Hofmaler von

Karl V

 

 

 

 

Der ständige Kampf gegen Frankreich

 

Sein erbittertster Feind ist Frankreich und dessen König François I. Es geht vor allem um Territorien in Italien. Während Karl in Frankreich keine grossen Erfolge erzielen kann, erringt er in Italien einige Siege. In der Schlacht bei Pavia 1525 gerät König François I sogar in spanische Gefangenschaft.

 

Er wird 1526 zum Madrider Frieden gezwungen und muss auf Burgund, Neapel und Mailand verzichten. Nach seiner Freilassung widerruft er seine Eingeständisse, weil sie ihm aufgezwungen worden seien.

 

Die Situation beruhigt sich erst durch einen neuerlichen Frieden (Cambrai 1529). Frankreich darf die altburgundischen Gebiete behalten, verliert aber die italienischen Territorien. Bild: Tizian (1490-1576). Kaiser Karl V zu Pferd in Mühlberg, 1548. Museo del Prado, Madrid.

 

 

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Francisco Javier Amerigo y Aparici (1842-1912). Il Sacco di Roma, 1887. Biblioteca Museu Victor Balguer.

 

1527: Plünderung von Rom

 

In Rom eskaliert die Situation. Deutsche Söldner der kaiserlichen Truppen plündern die Stadt führerlos >Sacco di Roma.

 

Karl hat das zwar nicht angeordnet und distanziert sich deshalb davon. Anderseits profitiert er aber vom «Sacco»: Ein weiterer seiner Gegner, der Papst, ist entmachtet. Und Karl kann seine Dominanz in Italien ausweiten.

 

 

 

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1530: Kaiser des hl. römischen Reiches

 

1529 schliesst Karl mit Papst Clemens VII – ein >Medici – den Friedenvertrag von Barcelona. Der Papst wird wieder in sein Amt eingesetzt und durch Schenkungen wohlwollend gestimmt.

 

Dafür dankbar, krönt er daraufhin Karl V 1530 in Bologna zum Kaiser des heiligen römischen Reiches – an dessen dreissigstem Geburtstag. Aus der Hand des Papstes erhält Karl die Eiserne Krone der Langobarden. Bild: Papst Clemens VII. Von Sebastiano del Piombo (1485-1547).

 

 

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1555: Übergabe an Philipp II und Ferdinand I

 

Karl tritt von seinen Ämtern zurück und übergibt die spanischen Besitzungen seinem ältesten Sohn, Philipp II (1527-1598). Sein jüngerer Bruder Ferdinand I (1503-1564) erhält die österreichischen Erblande und den Kaisertitel.

 

Durch diese Teilung spaltet sich das Haus Habsburg in eine spanische und eine österreichische Linie.
Karl V stirbt am 21. September 1558.

Bild: Abdankung Karl V 1555, Philipp II. Von Louis Gallait (1810-1887). >www.kunst-fuer-alle.de

 

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Porträts Karl V

 

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