Ausstellung «Young Krishna –
Abenteuer eines indischen Gottes»
Museum Rietberg Zürich, 17.11.23 bis 24.3.24

 

 

Die Abenteuer des Gottes Krishna


Krishna ist eine Inkaration (Avatar) des Gottes Vishnu. >Vishnu braucht es immer dann, wenn der Erde ein Chaos droht und er zum Rechten sehen muss. Aber weil er nicht immer selber und überalll gleichzeitig eingreifen kann, schickt er manchmal seine Avatare zu den Menschen – wie diesmal Krishna.

Die Ausstellung im Museum Rietberg
zeigt in Bildern und spannenden Texten, wie das Leben des jungen Krishna verlief. Oder verlaufen sein könnte – wenn er denn gelebt hat. Die Texte stammen aus der «Bhagavata Purana». Die darauf abgestimmten Bilder wurden von Künstlern aus Zentralindien im 17. und 18. Jahrhundert geschaffen. Sie stammen aus der Sammlung von Eva und Konrad Seitz und aus dem Museums Rietberg.

 

 

 

Ausstellungsplakat

 

 

 


Krishna gilt in den hinduistischen Traditionen als achte Herabkunft (Avatar) des Gottes Vishnu. Krishna ist eine der populärsten Gottheiten in Indien. Er wird vor allem in der «bhakti» verehrt, einer Glaubensrichtung, die die Hingabe und Liebe zu Gott besonders betont.

 

Krishnas Kämpfe gegen Dämonen – die er schon als Kleinkind erfolgreich ausficht – sind Ausgangslage für spannende Geschichten, die stets mit dem Sieg des Guten über das Böse enden.

 

Die Ausstellung im Museum Rietberg stellt Krishna
in fünf Rollen vor: als Kind, als Held, als Freund, als Geliebeter und als Gott.

 

Die Geschichten stammen aus der «Bhagavata Purana», eine der berühmtesten Sammlungen von populären Schriften. Deren Texte sind über Jahrhunderte als mündliche oder schriftliche Erzählungen überliefert worden. Künstler aus allen Regionen Indiens erschufen die Illustrationen dazu.

 

 

>mehr über indische Epen

 

 

 

Krishna erhält seinen Namen. Folio 23
aus der Sarabhai-Bhagavata Purana-Serie,

1825-1850. Museum Rietberg Zürich.

 

 

Krishna spielt Verstecken. Folio aus einer
vishnuitischen Anthologie Indien, Pahari-Gebiet
oder Panjab-Ebene, ca. 1850-1875.

Legat Alice Boner, Museum Rietberg Zürich.

 

 

 

 

Krishna tanzt mit den Hirtenfrauen.
Folio 40 aus der «Bir Singh-Bhagavata

Purana-Serie», 1605-15. Museum Rietberg Zürich.

 

 

 

 

Brahmaninnen bringen Krishna Speisen.

Folio 36 aus der «Bir Singh-Bhagavata

Purana-Serie», 1605-15. Museum Rietberg Zürich.

 

 

 

Krishna mit Gattin Radha. Folio 121 aus der
Gitagovinda-Serie, 1714. Museum Rietberg.

 

 

 

 

Krishna kämpft mit dem Bärenkönig Jambavan.
Folio 25 Bhagavata Purana-Serie, 1690-1700.
Museum Rietberg Zürich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Krishna kämpft mit dem Esel.
Aus einer Bhagavata Purana-Serie, Indien,
1635-1650. Sammlung Eva und Konrad Seitz.

Museum Rietberg Zürich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Krishna und Balarama fliehen auf den Pravarshana-Berg. Folio 65 Bhagavata Purana, 1605-15. Museum Rietberg.

 

 

Krishna bezwingt den Dämon Keshi. Folio 63 aus einer Bhagavata Purana-Serie 1660-70. Museum Rietberg.

 

 

Krishna im Tempel. Folio 10 aus einer Rasikapriya-Serie, 1680. Sammlung Eva und Konrad Seitz, Museum Rietberg Zürich.

 

Wer ist Krishna?

 

«Krishna» bedeutet «blau/dunkel», und so wird er in Bildern meist auch dargestellt. Warum dunkel? Das hat mit dem Gott >Vishnu zu tun, der Krishna als seinen Avatar geschaffen und zur Erde gesandt hat.

Das kam so: Vishnu riss sich zwei Haare aus, ein weisses und ein schwarzes. Aus dem schwarzen Haar enstand Krishna (aus dem weissen dessen geistlicher Helfer Balarama). Deshalb wird Krishna meist dunkel oder blau abgebildet.

 

Krishna ist eine der populärsten Gottheiten des Hinduismus. Seine Verehrung ist in Indien stark verbreitet. Die Krishna-Religiosität zeichnet sich durch eine besonders emotionale Hingabe an Gott aus.

 

Hat Krishna wirklich gelebt? Historische Belege gibt es dafür nicht. Trotzdem sind viele Gläubige davon überzeugt. Immerhin sprechen einzelne Indizien dafür. Da gibt es zum Beispiel eine ausführliche Beschreibung von Krishnas Friedensmission vor der grossen Schlacht zu Kurukshetra zwischen den Pandavas und den Kauravas. Allerdings ist auch diese nicht historisch belegt, sie soll 3000 v.Chr. stattgefunden haben.

 

Dann gibt es archäologische Meeresforschungen aus den 1980er-Jahren, die in Gujarat durchgeführt wurden. Diese lassen darauf schliessen, dass es um etwa 1500 v.Chr. einen Stadtstaat gab, der mit der Stadt Dvaraka in Verbindung gebracht werden kann, die in der >Mahabharata beschrieben wird. Im diesem Epos heisst es, dass kurz nach Krishnas Tod das Meer die Stadt komplett überflutete und versinken liess.

 

Es heisst, Krishna hätte einer königlichen Familie aus Mathura angehört. Heute ist Mathura eine Grossstadt und Wallfahrtsort im Bundesstaat Uttar Pradesch – wo Krisha besonders verehrt wird.

 

 

 

Die Ausstellung: Krishna als Kind, Held, Freund, Geliebter und Gott

 

Krishna als Kind. Folio 18 aus der «Sarabhai-
Bhagavata Purana-Serie», 1825-50.
Museum Rietberg Zürich.

 

Krishna mit den Eltern. Folio aus der «Sarabhai-Bhagavata Purana-Serie», 17. Jht. Museum Rietberg, Zürich.

 

Detail: Vater Nanda.

 

Krishna als Kind


Über Krishnas Kindheit existieren ungezählt viele Geschichten – mehr als über alle anderen hinduistischen Gottheiten.

 

Sie berichten von seiner Geburt, von den Ritualen für den Neugeborenen, von seinen ersten Schritten und von seinen Heldentaten, die er schon als Kleinkind vollbringt. Krishna erscheint in diesen Erzählungen sehr menschlich. Beschrieben werden besonders emotionale Momente, die die Eltern mit ihrem Kind erleben, und das in allen Details.

 

Vielleicht entstanden aufgrund dieser Erzählungen die spezifischen Tempel, in denen Krishna als Kind verehrt wird. Auch Werke des Dichters Surdas aus dem 16. Jht widmen sich ausführlich dem Leben Krishnas als Kleinkind.

 

In diesem Bild stehen die glücklichen Eltern Krishnas im Mittelpunkt. Auf der linken Bildhäfte sitzt Krishna auf dem Schoss seiner Mutter Yashoda. Gerade hat der Kleine ein grosses Abenteuer überstanden und einen gefährlichen Dämon besiegt.

 

Alle Dorfbewohnerinnen erkundigen sich nach seinem Wohlergehen. Auch die Hirtenjungen eilen herbei und wollen wissen, wie es dem kleinen Krishna geht.


Auch Vater Nanda ist mächtig stolz auf seinen Sohn. Er trägt Krishna auf dem Arm und küsst die Stirn seines tapferen Sprösslings. Die ganze Gemeinde ist glücklich und stolz auf Krishnas Heldentaten.


 

 

Krishna bezwingt den Dämon Agha. Folio 27 Bhagavata Purana, 1605-15. Museum Rietberg.

 

Krishna bezwingt den Dämon Agha.
Detail.

 

Krishna als Held

 

In allen Geschichten kommt Krishna als Held vor, schon als kleiner Junge. Er rettet, befreit und beschützt andere, ist dabei gütig und gerecht.

 

Krishna ist in allem der Beste – und Vorbild für alle. In diesem Bild bezwingt er den Dämon Agha.

 

Er ist gerade mit seinen Freunden beim Kühe hüten – da erscheint der Dämon, gesandt von Krishnas Gegenspieler Kamsa, in der Gestalt einer riesigen Python. Diese sperrt ihr Maul auf und verharrt regungslos, so dass Krishnas Freunde denken, es sei ein Berg und das Maul eine Höhle. Sie wollen alles neugierig erkunden – und betreten den Rachen der dämonischen Monsterschlange.

 

Doch unser Held Krishna durchschaut die Schlange. Als diese seine Freunde zermalmen will, macht sich Krishna immer grösser und grösser und erstickt den Dämon. Seine Freunde können den Schlund der Python unversehrt verlassen.

 

 

 

Krishna verabschiedet sich von Sudama. Folio einer unbekannten Serie, Rajasthan, 20.Jht. Museum Rietberg Zürich.

 

 

Krishna verabschiedet sich von Sudama. Detail.

 

Krishna als Freund

 

Zusammen mit seinen Altersgenossen zieht Krishna morgens los, um die Kühe zu hüten. Die Freunde spielen, erleben gemeinsame Abenteuer, treiben Unfug, gehen Wagnisse ein und halten sich nicht an die Ermahnungen der Eltern. Diese Geschichten sind Ausdruck der Nähe des Gottes Krishna zu den Menschen.

 

Besonders tröstlich für Gläubige ist die Geschichte von Krishna und dem verarmten Brahmanen Sudama. Sie zeigt, dass Krishna über alle sozialen Grenzen hinweg für seine Freunde da ist und ihnen in der Not hilft.

 

Krishna und Sudama sind Freunde seit Kindheitstagen. Sudama lebt in ärmlichen Verhältnissen und besucht Krishna in seinem Palast in Dvarka, um ihn um Hilfe zu bitten. Krishna hilft, sodass Sudama nach seiner Rückkehr ein sorgloses Leben führen kann.

 

 

 

Krishna und seine Geliebte und Gattin Radha. Folio 121, Gitagovinda-Serie, 1714. Museum Rietberg.

 

Krishna stiehlt die Kleider der badenden Frauen. Folio 24 aus einer Bhagavata Purana-Serie, 1635-50. Museum Rietberg.

Detail. Krishna im Baum.

 

Krishna als Geliebter und Gatte

 

Eine der tausenden von Legenden um Krishna geht so: Da lebt ein Dämon, der alle Königreiche überfällt, Frauen raubt und seinem Harem einverleibt. Nicht weniger als 16'000. Krishna besiegt diesen Dämon und befreit die Frauen. Und weil er weiss, dass Haremsfrauen von keinem anderen Mann mehr geheiratet werden, sagt er zu den 16'000:
«Okay, dann heirate ich euch alle».

 

Von ganz anderer Qualität ist Krishnas Liebe zu Radha. Er ein Königssohn, sie eine Kuhhirtin – da sind die sozialen Probleme programmiert. Aber am Ende siegt die Liebe und die beiden werden zum berühmtesten indischen Liebespaar überhaupt.

 

Schon der jugendliche Krishna ist ein Frauenschwarm. Ihm fliegen die Herzen der Dorfbewohnerinnen nur so zu. In den Bildern der Ausstellung zeigt sich, dass Krishna – ganz Mann – auch seine lüsterne Seite hat.


Der lüsterne Krishna

 

Die unverheirateten Frauen des Dorfes vollziehen während eines Monats Rituale, in denen sie Krishna bitten, sie zu heiraten. Zu diesen Ritualen gehört auch das morgendliche Bad im Fluss.

 

Krishna schleicht sich ans Ufer, wo die Mädchen ihre Kleider abgelegt haben. Er nimmt die Kleider an sich und klettert auf einen Baum.

 

Dann fordert er die Mädchen auf, aus dem Wasser zu steigen und die Kleider bei ihm abzuholen. Die Mädchen schämen sich, nackt aus dem Fluss zu steigen. Doch Krishna besteht darauf – mit einem starken Argument: Er verspricht ihnen, dass sich ihr Wunsch nach Liebe eines Nachts erfüllen werde...

 

 

>mehr über Krishna (Gitagovinda-Story)


 

Krishna offenbart sich Arjuna in seiner Allgestalt. Folio aus einem Bhagavadgita-Manuskript. Kashmir, ca. 1875-1900. Legat Alice Boner, Museum Rietberg, Zürich.

 

Krishna als Gott


Krishna trägt viele Namen – wie die anderen hinduistischen Gottheiten auch. Die Namen beziehen sich auf spezifische Charakterzüge oder Taten. Deshalb heisst Krishna manchmal auch Govinda, Keshava, Jagannath, Gopala, Mohan oder Madhava.


Krishna ist also eine Art Vision. Manchmal tritt er menschlich auf, manchmal als göttlich-kosmische Gestalt. Wie er wem erscheint, entscheidet jeder einzelne Gläubige selbst – je nach Stimmung und Umständen.


Krishna kann auch als «Allgestalt» (Vishvarupa) auftreten. In einem Gespräch zwischen Krishna und Arjuna (Arjuna ist eine zentrale Heldengestalt im indischen Epos >Mahabharata) bittet Arjuna gegen Ende der Unterhaltung Krishna darum, dessen wahres Selbst sehen zu dürfen. Daraufhin zeigt sich Krishna in göttlich-kosmischer Erscheinung und Arjuna erkennt darin alle Wesen aus dem ganzen Universum und alle Gestalten Krishnas.

 

 

 

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